Weg mit dem Dreck!
So will die Stadt Köln das Müll-Problem in den Griff bekommen

Übervolle Mülleimer, Dreck auf der Straße: Kein seltenes Bild in der City. | Foto: Goyert
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Köln verkommt immer mehr. Zuletzt wurde das sogar mit offenen Worten von Oberbürgermeisterin Henriette Reker angeprangert. Auch Hoteliers, diverse Interessengemeinschaften und nicht zuletzt viele Bürger können den Dreck nicht mehr sehen. Denn auch die im Masterplan Sauberkeit vorgestellten Sofortmaßnahmen greifen nicht. Die Situation am Dom-Umfeld hat sich jedenfalls nicht verbessert, auch die Aufwertung des Neumarkts schlug fehl. Welche Ideen hat die Stadt also nun parat? Ein Lösungsansatz: Detektive!

von Alexander Büge

Köln. In zahlreichen Veedeln häuft sich der Dreck immer höher. Aus psychologischer Sicht ist dieser Zustand durchaus erklärbar. Denn: Je dreckiger es irgendwo ist, desto geringer ist laut Experten die Hemmschwelle, dort weiteren Müll zu hinterlassen. „Man nennt das auch den Broken-Window-Effekt“, erklärt der Kölner Sozialpsychologe Prof. Dr. Andreas Glöckner. „Wenn einmal ein Fenster zerbrochen ist oder ein Ort schmutzig aussieht, kann es schnell zu einem weiteren Verfall kommen.“

Und genau das ist an vielen Orten in Köln offenbar der Fall. Verantwortlich dafür seien laut Glöckner weniger stark verinnerlichte Verhaltensregeln und eine geringere Aktivierung dieser Normen in einer verdreckten Umgebung. „Wenn bei der Erziehung nachlässig mit diesem Thema umgegangen wurde, kann das auch im Verlauf des Lebens eine weniger große Rolle spielen“, sagt Glöckner.

Entsprechend schwierig ist es für die Verantwortlichen, gegen die Verwahrlosung in Köln anzukommen. Dabei sind schon jetzt rund 2000 Personen mit der Müllentsorgung beschäftigt, was die Stadt pro Jahr circa 60 Millionen Euro kostet. Zudem wurde kürzlich der sogenannte „Masterplan Sauberkeit“ fertiggestellt, der im Detail auflistet, wie man dem Problem künftig entgegentreten will.

Ein Rezept: Müll-Detektive. Ihre Aufgabe soll das Aufspüren von Müllsündern sein – auf frischer Tat oder durch Ermittlungen im Nachhinein. Finanziert werden könnte das Ganze wiederum durch die Strafen, die die Verursacher zahlen müssen.
Und die sind happig: So werden schon für eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe bis zu 150 Euro, für nicht beseitigten Hundekot bis zu 500 Euro und für das unerlaubte Abladen von Sperrmüll bis zu 10.000 Euro fällig.

Wie viele Müll-Detektive es im Kölner Stadtgebiet geben wird, wie sie vorgehen, welche Kompetenzen sie besitzen werden und wann sie mit ihrer Arbeit beginnen, steht allerdings noch nicht fest. „Im Zuge der weiteren Umsetzung des Masterplans Sauberkeit soll erörtert werden, wie ein sogenannter Ermittlungsdienst Abfall konzipiert und finanziell umgesetzt werden kann“, heißt es vonseiten der Stadt zu der Thematik. „Dazu entwickelt ein Zusammenschluss aus verschiedenen Dienststellen und der AWB GmbH weitere Ideen. Ein Austausch hat diesbezüglich bereits stattgefunden.“

Ergänzend zu den Detektiven könnten erneut sogenannte City- und Grill-Scouts im Einsatz sein. „Im Rahmen des 10-Punkte-Plans Dom-Umfeld kamen 2024 City-Scouts zum Einsatz, die im Innenstadtkern Menschen über Entsorgung und Littering aufklärten, auf nah gelegene Entsorgungsmöglichkeiten hingewiesen haben und Taschenaschenbecher verteilten“, teilt die Stadt dazu mit. „Zudem gibt es Grill-Scouts, die in den warmen Monaten auf die fachgerechte Entsorgung von Grill- und Picknickabfällen hinweisen und kostenlose Müllsäcke verteilen.“

Zunächst steht für die Verantwortlichen aber die Ausweitung der intensiven Reinigung von Müll-Hotspots im Vordergrund. Darunter fällt auch das Pilotprojekt „Qualitätsverbesserung in den Bezirken“. Dabei sollen zusätzliche Papierkorbleerungen und die Beseitigung von unmittelbar an den Papierkörben vorliegenden Verunreinigungen durchgeführt werden. Und zwar vor allem in ausgewählten Bereichen der Stadtbezirke Mülheim, Kalk und Porz.

Klar ist für die Verantwortlichen zudem, dass die Bevölkerung kontinuierlich für das Thema sensibilisiert werden muss. „Sauberkeit ist eine Gemeinschaftaufgabe. Es kommt auf bedarfsgerechte Reinigung und Entsorgungsmöglichkeiten für Abfälle an, aber auch auf das richtige, bewusste Verhalten der Menschen“, teilen die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) mit. „Insgesamt fehlen Bewusstsein, Respekt und Wertschätzung für den öffentlichen Raum.“

Deshalb haben die Verantwortlichen für Mitte März eine Kampagne zum Thema Müllvermeidung und Müllverminderung geplant. Aus psychologischer Sicht ein lohnenswerter Ansatz, wie Glöckner findet. „Durch eine solche Botschaft könnte in den Köpfen der Menschen verankert werden, dass Köln ab sofort als eine saubere Stadt wahrgenommen werden soll und jeder etwas dazu beitragen kann.“
Also Kölle: Worauf warten wir eigentlich noch?

Auszug aus dem Bußgeldkatalog

  • Auf die Straße spucken: 30–60 €
  • Kaugummi ausspucken: 40–75 €
  • Notdurft verrichten: 60–200 €
  • Tauben füttern: 35–1000 €
  • Kippe wegwerfen: 50–150 €
  • Hundekot liegen lassen: 35–500 €
  • Sperrmüll ohne Termin abstellen: 200–10.000 €
  • Wegwerfen von Lebensmittelresten, etc.: 50–150 €
Übervolle Mülleimer, Dreck auf der Straße: Kein seltenes Bild in der City. | Foto: Goyert
Freitags um 13.15 Uhr: Ein Mann pinkelt ungeniert in die U-Bahn-Haltestelle Neumarkt. | Foto: Krasniqi
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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