Das Altkleider-Recycling steht vor großen Herausforderungen
Nachhaltigkeit ist gefragt

- In den Containern, die von der Stadt und der AWB betreut werden, landen immer mehr, aber immer minderwertigere Kleidungsstücke.
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Köln - (tau). Kürzlich stellte der Dachverband FairWertung, ein
bundesweites Netzwerk von gemeinnützigen Organisationen, die sich
für Transparenz und Nachhaltigkeit beim Textilrecycling einsetzen,
fest, dass dem System zur Erfassung von Alttextilien der Kollaps
drohe. Hintergrund ist die Befürchtung, dass immer mehr „Masse
statt Klasse“ in den Containern lande.
Denn das Geschäftsmodell „Fast Fashion“, nachdem immer mehr
minderwertige Kleider produziert werden, führe zu einer sinkenden
Nutzungsdauer der Kleider. Immer mehr Kleidung werde produziert und
lande schnell in den Sammlungen. Doch die Branche, die an erster
Stelle tragbare Kleidungsstücke als Secondhand-Ware wiederverwende
und nicht mehr tragbare Teile dem Downcycling zuführt, könne die
enormen Mengen kaum noch aufnehmen. Der Verband warnt vor
existenzbedrohenden Konsequenzen für die gesamte Alttextilbranche in
Deutschland.
Der Malteser Hilfsdienst e.V., eine von mehreren Organisationen, die
sich in Köln mit dem Thema befassen, bestätigt die Probleme. „Das
Recycling von Textilien ist für uns bisher ein gut funktionierendes
System, aber gerät mit dem veränderten Konsumverhalten und sinkender
Qualität von Kleidungsstücken zunehmend in Gefahr“, berichtet
Pressesprecherin Daniela Egger. Bei den hauseigenen
Altkleidersammlungen steige die Menge an Kleidung insgesamt sowie
insbesondere an Kleidung von minderwertiger Qualität. Eine immer
größer werdende Menge an Kleidung müsse dem Downcycling zugeführt
werden.
Die Diakonie Michaelshoven, die zum Beispiel die „Herzkammer“ in
Rodenkirchen betreibt, kann den Trend nicht feststellen: „Wir
bekommen sehr viele Spenden, allerdings erhalten wir hier überwiegend
gute und hochwertige Bekleidung“, so Michaela Krawinkel, die sich
allerdings nur auf die Sammelstelle in Rodenkirchen bezieht.
Die Stadtverwaltung, die nach den Vorgaben des Kölner
Abfallwirtschaftskonzeptes (AWK) und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes
arbeitet, hält sich mit Äußerungen zu einer sinkenden Qualität der
abgelieferten Altkleider zurück, bestätigt aber den genannten Trend.
2018 lag die Sammelmenge der Altkleider aus den städtischen
Containern bei etwa 3.700 Tonnen.
„Dieser Wert stieg über die letzten Jahre kontinuierlich an. Im
Gegensatz zu früheren Jahren wechseln die Kollektionen in den
Geschäften deutlich schneller, was sich auf die Menge, aber auch auf
die Qualität des Materials auswirkt“, so die Auskunft der
Pressestelle. „Restmüll, der sich im Altkleider-Container befindet,
wird von den AWB aussortiert und entsorgt“, erläutert sie weiter.
Grundsätzlich würden alle Textilien von den AWB zu einer
zertifizierten Sortieranlage befördert, wo eine Sortierung von Hand
in verschiedene Fraktionen erfolge.
Von dort aus gehe nicht mehr tragbare Kleidung in das stoffliche
Recycling, wo sie zum Beispiel zu Dämmwolle für die Autoindustrie
oder Industrieputzlappen weiterverarbeitet werde, so die Sprecherin
weiter. Die Stadt fördert die Abgabe von Altkleider, so stehen etwa
über 500 städtische Altkleidercontainer auf dem gesamten
Stadtgebiet.
Die Internetseite www.altkleider-koeln.de der Stadt und der AWB
GmbH bietet eine Übersicht der städtischen Container sowie der
gemeinnützigen Einrichtungen, die gerne Altkleiderspenden
entgegennehmen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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