Ein Blick in die Kölner Stadtgeschichte des Jahres 1971
Kein Neubau zur WM 1974

In Müngersdorf steht das heutige RheinEnergie-Stadion als Nachfolger des Müngersdorfer Stadions. | Foto: Offizier
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  • In Müngersdorf steht das heutige RheinEnergie-Stadion als Nachfolger des Müngersdorfer Stadions.
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Köln - (off). In seiner Ausgabe vom 2. und 3. September 1971 beschäftigte
sich der Kölner Wochenspiegel unter der Schlagzeile „Die Optimisten
glauben noch an Kölner Stadion bis 1974“ mit dem Neubau des
Müngersdorfer Stadions bis zur Austragung der
Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland.

Am 30. Juni 1971 war das alte Stadion wegen baulicher Mängel bereits
geschlossen worden. Wochenspiegel-Mitarbeiter Heinrich Stumm fasste
die Situation so zusammen: „Optimisten glauben, daß Köln doch noch
zu einem Stadionneubau, und das sogar bis zur
Fußballweltmeisterschaft 1974 kommt. Jedenfalls reagierte der
Stadtrat, nachdem sich die Parteien stundenlang Vorwürfe gemacht
hatten, einstimmig positiv. Den Anstoß dazu gab die CDU-Fraktion. Sie
brachte die SPD, die mit der neuen Vorlage des Oberstadtdirektors
über den Nachtragsetat schon kapituliert hatte, und am Ende auch die
FDP dazu, den Einspruch des Innenministers gegen den kostspieligen
68-Millionen-Bau zwar hinzunehmen, aber noch einmal in Düsseldorf zu
verhandeln, um einen billigeren Bau auf die Beine zu stellen.“

Lagen die ersten Schätzungen eines Stadionneubaus bei 9 Millionen DM,
stiegen sie 1963 auf 24 Millionen und 1969 sogar auf über 100
Millionen.
Nach einer Sitzungspause, in der sich SPD und CDU besprachen, folgte
die Einigung, Heinrich Stumm setzte fort: „Dem Nachtrag ohne die
Stadion-Millionen wurde zugestimmt. Köln hält seinen Antrag auf
Weltmeisterschaftsspiele aufrecht. Für den Neubau will man sich jetzt
um Firmenangebote bemühen und dann soll in Düsseldorf der Versuch
mit einem billigeren Entwurf gemacht werden, der womöglich noch 1974
Wirklichkeit wird.“ Unter der Zwischenüberschrift „Wir meinen
dazu“ kommentierte der Kölner Wochenspiegel: „Zum Glück wird das
verschuldete Köln also vor einem Superbau, den die Mehrheit der
Bevölkerung nicht billigte, bewahrt.“

Köln verpasste dann doch die Gelegenheit, als Austragungsort an der
Fußball-WM 1974 mitzuwirken. In der Übergangszeit ohne
Fußballstadion, wie in der Bundesliga-Saison 1973/74 mit den beiden
Erstligisten 1. FC Köln und SC Fortuna Köln, fanden die Liga-Spiele
auf der Müngersdorfer Radrennbahn statt. Für 45 Millionen DM
entstand das neue Müngersdorfer Stadion mit 61.000 Zuschauerplätzen.
Zur festlichen Einweihung am 12. November 1975 schlug der 1. FC Köln
den SC Fortuna Köln mit 3:0. Ein halbes Jahr nach der Eröffnung
musste das Stadion wegen Einsturzgefahr wieder vorübergehend
geschlossen werden.

In Müngersdorf steht das heutige RheinEnergie-Stadion als Nachfolger des Müngersdorfer Stadions. | Foto: Offizier
Der Kölner Wochenspiegel befasste sich auf der Titelseite seiner Ausgabe vom 2. und 3. September 1971 mit dem Stadionneubau. | Foto: Repro: Offizier
Redakteur/in:

Michael Offizier aus Köln

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