100 Jahre „Köln“ statt „Cöln“
Gastbeitrag von Hermann Rheindorf

- Hermann Rheindorf ist Geschäftsführer der Kölnprogramm GmbH & Co. KG. Er ist erfolgreicher Produzent historischer Filmdokumentationen zur Stadtgeschichte und zur Geschichte des Rheins. Sein „Herz“ ist ein historisches Filmarchiv mit mehreren hundert Stunden Filmmaterial. Er bewahrt das historische Filmerbe.
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Köln - Köln - man könnte meinen, der Name für diesen wunderbaren
Flecken am Rhein sei seit ewigen Zeiten quasi in Granit gemeißelt.
Doch schon unsere Nachbarn nennen unsere Stadt anders: In den
Niederlanden heißt sie Keulen (gesprochen „Kölen“), das
französisch-englische „Cologne“ ist weltbekannt und rund um das
Mittelmeer bis nach Südamerika kennt man uns in etwa so, wie uns die
Römer vor gut 2.000 Jahren aus der Taufe gehoben hatten, als
„Colonia“. Doch Kölns offizieller römischer Name lautete:
„Colonia Claudia Ara Agrippinensis“, für die damaligen wie auch
heutigen Kölner ein umständlicher Zungenbrecher. Als die letzten
Römer nach etwa 300 Jahren die Stadt verlassen hatten, blieb nur noch
das erste Wort übrig „Colonia“, die „Mutter“ aller späteren
Namen. In dem Kölnischen Sprachschatz von Altmeister Adam Wrede
findet man eine ganze Liste von Varianten, je nachdem wer gerade
herrschte, oder welcher Dialekt modern war. Mal hieß es Colnaburg,
dann Cholonna, mal Koln, Kolne, Kollen, Colle, Coellne. Vor dem
Einmarsch der Franzosen im 18. Jahrhundert heisst die Stadt
tatsächlich Köln, ob mit C oder K, das scheint fast egal. Aber nach
den 15 Jahren als „Cologne“ zu Napoleons Zeiten bricht ein wahrer
Glaubenskrieg über den Stadtnamen aus: Köln mit „K“ oder mit
„C“?
In Köln selbst entscheidet man sich für den Stadtnamen mit K, doch
die neuen Herren des 19. Jahrhunderts, die Preußen, verfügen, dass
Cöln mit C zu schreiben sei. Dagegen laufen die damaligen Cölner
Sturm, klagen über 40 Jahre durch alle Instanzen und schieben so die
endgültige Entscheidung tatsächlich auf die lange Bank. Während der
preußische Staat, die Post und die Bahn Köln mit C schreiben, bleibt
die Stadtverwaltung trotzig beim K. Eine verbindliche Rechtschreibung
für die deutsche Sprache gibt es noch nicht. Eine staatlich
organisierte Konferenz soll 1901 ein erstes Regelwerk erarbeiten, man
beschäftigt sich auch mit dem „Casus“ Cöln, beschließt
tatsächlich das K als künftig einzig „richtige“ Schreibweise und
landet damit mitten in einem Fettnäpfchen. Es heißt Kaiser Wilhelm
II. persönlich habe das „K“ in den Beschlüssen der Konferenz
wieder in ein „C“ umgewandelt. Zu allem Überfluss scheitert die
Stadtverwaltung mit ihrer letzten Klage und muss ab 1901 „Cöln“
als einzigen offiziellen Namen ihrer Vaterstadt akzeptieren. So bleibt
es bis zum Ende der Kaiserzeit im Jahr 1918. Kaum zwei Monate nach dem
Ende der Monarchie ist es der junge Kölner Oberbürgermeister Konrad
Adenauer, der am 30. Januar 1919 offiziell verkünden lässt: „Der
Städtename Köln wird von jetzt an im Bereich der städtischen
Verwaltung wieder mit K geschrieben.“ In den Anfängen der ersten
deutschen Republik will ihm niemand widersprechen.
Den bislang letzten Versuch, den Namen Kölns dauerhaft zu
beeinflussen, unternahmen übrigens die Nationalsozialisten. Ab
Oktober 1935 hieß die Stadt offiziell „Hansestadt Köln“, alle
städtischen Einrichtungen erhielten diesen Zusatz, die heutige KVB
wurde in „Bahnen der Hansestadt Köln“ umbenannt. Diese
Namensänderung wurde 1945 wieder rückgängig gemacht.
Ist „Köln“ nun auf ewig die Stadt mit K? Oder könnte sich in
Zukunft z.B. doch auch einmal das internationale „Cologne“
durchsetzen? Der Blick zurück jedenfalls spricht eher für den
kölschen Grundsatz: „Nix bliev wie et ess.“
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