Mosaik bleibt vorerst im Museum Ludwig
„Die Geburt des Menschen“ in 2. Etage

Das Mosaik "Die Geburt des Menschen" bleibt bis zum Abschluss der Arbeiten in der Oper im Museum Ludwig. | Foto: Stadt Köln
  • Das Mosaik "Die Geburt des Menschen" bleibt bis zum Abschluss der Arbeiten in der Oper im Museum Ludwig.
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KÖLN - Otto Freundlichs (1878-1943) monumentales Mosaik „Die Geburt des
Menschen“, das bis zum 14. Mai im Rahmen der Ausstellung „Otto
Freundlich. Kosmischer Kommunismus“ zu sehen war, wird bis zum
Abschluss der Bauarbeiten in der Kölner Oper im Museum Ludwig
bleiben.
Das Mosaik wurde als eines der Hauptwerke in der Ausstellung „Otto
Freundlich. Kosmischer Kommunismus“ (18. Februar bis 14. Mai) im
Museum Ludwig präsentiert. Es kam als Leihgabe aus der Kölner Oper,
in deren Seitenfoyer es 1954 installiert wurde.
Obwohl das Mosaik in der Oper stets öffentlich zugänglich war, ist
es im Laufe der Jahrzehnte aus dem Blick und nahezu in Vergessenheit
geraten.  Das 2,15 mal 3,05 Meter große, rund 800 Kilogramm schwere
Mosaik, wird ab Anfang Juli in einem großen, lichtdurchfluteten
Ausstellungsraum im zweiten Obergeschoss des Museum Ludwig zu sehen
sein. Es wird in dieser Präsentationsform nochmal eine ganz neue
Wirkung entfalten.
Alle beteiligten Kooperationspartner, Susanne Laugwitz-Aulbach,
Kulturdezernentin der Stadt Köln, Yilmaz Dziewior, Direktor Museum
Ludwig, Birgit Meyer, Intendantin der Kölner Oper, Bernd
Streitberger, Technischer Betriebsleiter der Bühnen der Stadt Köln,
und Wolfram Nolte, Vorstandsvorsitzender der Freunde des
Wallraf-Richartz-Museum und
Museum Ludwig e.V., sind erfreut, dass dieses außerordentliche Werk
weiterhin öffentlich zugänglich bleibt und so mehr wertgeschätzt
wird. 
Die Geburt des Menschen steht im Zentrum von Freundlichs Werk. Sie
schließt seine erste, noch figürliche Schaffensperiode ab und nimmt
mit ihrer fein abgestimmten Rhythmik leuchtender Farben das abstrakte
Spätwerk vorweg. Das Zusammenwirken von Detail und Ganzem – jedes
Partikel der Darstellung ist auf den Zusammenhang ausgerichtet – ist
ebenso charakteristisch für Freundlichs Kunst wie die motivische
Verbindung von Mensch und Kosmos. Von entscheidender Bedeutung ist die
Technik: Aus den Steinen seiner Mosaike und aus den einzeln umrissenen
Glasstücken seiner Fenster hat Freundlich die Farbfelder seiner
späten Gemälde entwickelt. Seine abstrakte Kunst lässt sich also,
das hat er selbst immer wieder betont, von seiner angewandten
herleiten.  Das Mosaik war ursprünglich für die Villa des
Tabakhändlers und Mäzens Josef Feinhals in Köln-Marienburg
vorgesehen, wurde dort aber nie installiert. 1954 schenkte es
Feinhals‘ Witwe Maria der Stadt Köln, die es im Foyer des neu
errichteten Opernhauses installierte. Dass das 1919 fertiggestellte
Mosaik den Zweiten Weltkrieg und die NS-Kampagnen gegen die
künstlerische Moderne in einem Schuppen der Kölner Mosaikwerkstatt
B. Beyer unbeschadet überstanden hat, kommt einem kleinen Wunder
gleich.
Als Jude, Kommunist und Avantgardist war Freundlich den Nazis
verhasst. Seine Kunst wurde verfemt, und noch heute ist sein
bekanntestes Werk die verschollene Skulptur Großer Kopf: weil die
Organisatoren der Propagandaschau „Entartete Kunst“ (1937) sie auf
das Titelblatt des Ausstellungsführers setzten. Viele von Freundlichs
Arbeiten wurden zerstört. Er selbst wurde im Februar 1943 verhaftet
und wenige Tage später vermutlich im Vernichtungslager Sobibor
ermordet.

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