Zwischen Imam und Instagram
Alice Schwarzer stellte ihr neues Buch vor

- Bevor sie zu lesen begann, berichtete Alice Schwarzer (Foto) über die Entstehungsgeschichte ihres neuen Buches „Meine algerische Familie“.
- Foto: Mielke
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Köln - (pm). Als Alice Schwarzer 2016 mit „Der Schock“ pointiert zu
den Ereignissen der Kölner Silvesternacht Stellung bezog, schlug ihr
eine Welle der Kritik, bis hin zu Rassismusvorwürfen, entgegen. Jetzt
stellte die streitbare Journalistin und Essayistin in der
Zentralbibliothek ein überraschendes und sehr persönliches Buch vor:
„Meine algerische Familie“.
1989 lernte Alice Schwarzer während eines von ihr geleiteten
Workshops die algerische Journalistin Djamila kennen, die nnach
Deutschland emigrierte. Fünf Jahre lang lebte Djamila in Köln.
Im Frühjahr 2017 reiste Alice Schwarzer nach Algerien, mit der
Absicht im Gepäck, der aktuellen Situation des Landes und der
Stimmung in der Bevölkerung am Beispiel von Djamilas Großfamilie
nachzuspüren.
Das Buch beginnt mit der Beschreibung einer Hochzeit, bei der Männer
und Frauen getrennt essen und die Frauen die Männer bedienen. Wie
selbstverständlich überlagern bei dieser Gelegenheit alte
Rollenklischees die Lebenswelt ansonsten selbstbewusster und
weitgehend selbstbestimmter Frauen. Symptomatisch schildert Schwarzer
„eine typische algerische Familie“ und ihr Hin- und Hergerissen
sein „zwischen Tradition und Moderne“.
Immer wieder sind es die kleinen Details, die den Sinn der Autorin
für Humor und ihr Gespür für die illustrative Kraft der Anekdote
aufblitzen lassen. Sei es der Whiskey im Teeglas, der ihr von einem
männlichen Familienmitglied stets mit einem Augenzwinkern heimlich
serviert wird, oder die Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald, ein
Gastgeschenk Schwarzers, die zur Freude der Kinder „Ich weiß nicht,
was soll es bedeuten ...“ oder „Oh, du lieber Augustin“ hören
lässt.
Stets spürbar ist der Einfluss der einstigen Kolonialmacht
Frankreich. Gerade diese „Schlüsselstellung zwischen Europa und
Afrika“ sollte, so Alice Schwarzer, Algerien vermehrt in den Fokus
des öffentlichen Interesses in Deutschland rücken. Das überwiegend
weibliche Publikum erlebte eine gelöste und humorvolle, aber gewohnt
schlagfertige Alice Schwarzer.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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