Ausstellungen in Kerpen
„Leben mit dem Loch“ gehörte zum Alltag

Die Aufnahme von 2008 zeigt Kerpen-Manheim vor der Umsiedlung. Manheim war das letzte Kerpener Dorf, das umgesiedelt wurde. | Foto: Mach/Stadt Kerpen
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  • Die Aufnahme von 2008 zeigt Kerpen-Manheim vor der Umsiedlung. Manheim war das letzte Kerpener Dorf, das umgesiedelt wurde.
  • Foto: Mach/Stadt Kerpen

In Kerpen sind zwei Ausstellungen zum Strukturwandel und zur Geschichte des Rheinischen Reviers zu sehen. Unter dem Titel „Wenn der Bagger kommt“ geht es um Umsiedlungen im Kerpener Stadtgebiet.

Kerpen (red). Der Tagebau begleitet die Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier seit mehreren Generationen. Umsiedlungsprozesse gehören zum Lebensalltag der hier lebenden Menschen. Aktuell werden die Bewohnenden der letzten Dörfer aufgrund des fortschreitenden Tagebaus Garzweiler II weitgehend geschlossen an einen neuen Ort umgesiedelt. Dies geschieht zu einer Zeit des immer größer werdenden Umweltbewusstseins in der Bevölkerung: Der menschengemachte Klimawandel stellt führt zu globalen Klimaprotestbewegungen.

Ausstellung „Das Leben mit dem Loch“

Vor diesem Hintergrund steht der Prozess der Umsiedlung aktuell in einem besonderen Spannungsfeld. Was bedeutet dies für die Menschen in der Region?

Seit 2019 begleiten die Kulturwissenschaftlerinnen des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte die Menschen in Keyenberg und den Nachbardörfern beim Umsiedeln, beim Abschiednehmen, beim Neubeginn und beim Protest. In der Ausstellung „Das Leben mit dem Loch“ im Kerpener Rathaus kommen von der Umsiedlung Betroffene mit unterschiedlichsten Biographien zu Wort. Dabei spielen die langjährige Perspektive auf die Umsiedlung, die Entscheidung zum Gehen oder Bleiben sowie die Wahrnehmungen von Verlust und Neubeginn eine wichtige Rolle.

Ausstellung „Wenn der Bagger kommt. Umsiedlungen im Kerpener Stadtgebiet“

Das zentrale Ausstellungsstück ist die sogenannte „Rentnersitzgruppe“ aus dem alten Dorf Keyenberg. Sie wurde als markantes Zeichen gegen den Verfall des alten Dorfes und zur Möglichkeit des spontanen Treffens der noch im Dorf Verbliebenen vor die eigene Hofanlage gestellt und ist hier zu sehen. In Umzugskisten befinden sich im Zuge der Hausräumungen wiederentdeckte Gegenstände. Sie erzählen von Erinnerungen, die durch das Auffinden der Objekte wach gerufen wurden.

Parallel zur Ausstellung im Rathausfoyer ist im Kerpener Haus für Kunst und Geschichte die Ausstellung „Wenn der Bagger kommt“ zu sehen, die die Umsiedlungen der Kerpener Stadtteile von den 1930-er Jahren bis in die Gegenwart und auch die Entwicklung des Braunkohlenabbaus thematisiert.

Kaum eine andere Stadt im Rheinischen Revier wurde in ihrer Entwicklung so durch den Braunkohlenabbau geprägt wie Kerpen und seine Stadtteile. Kerpen hat seit dem 17. Jahrhundert alle Phasen des Braunkohlenabbaus erlebt. Davon haben die Bevölkerung und die heute zu Kerpen gehörenden Gemeinden wirtschaftlich profitiert, aber zu einem hohen Preis und mit Folgen, die hier die Menschen besonders seit den ersten Umsiedlungen begleiten. Ein „Leben mit dem Loch“ war und ist für viele hiesige Familien seit Generationen Lebensalltag.

Die Ausstellung „Das Leben mit dem Loch“ ist im Foyer des Kerpener Rathauses noch bis zum 3. November zu sehen. Die Ausstellung Wenn der Bagger kommt“ zeigt das Haus für Kunst und Geschichte vom 17. Oktober bis 24. Februar.

Die Aufnahme von 2008 zeigt Kerpen-Manheim vor der Umsiedlung. Manheim war das letzte Kerpener Dorf, das umgesiedelt wurde. | Foto: Mach/Stadt Kerpen
So sah Türnich vor dem Bau der Erfthalle aus. Die Aufnahme stammt aus der Ausstellung „Wenn der Bagger kommt“.Foto: Stadt Kerpen
 | Foto: Stadt Kerpen
Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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