Engelskirchenerin on Tour
Alpenüberquerung mit Knieprothese

Gitta Quercia-Naumann auf ihrem Weg über die Alpen - von Deutschland über Österreich bis nach Italien. | Foto: Quercia-Naumann
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  • Gitta Quercia-Naumann auf ihrem Weg über die Alpen - von Deutschland über Österreich bis nach Italien.
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Engelskirchen. Eine Alpenüberquerung? Mit 68?Alleine? Zu Fuß? Ja - das war zwei Jahre lang der Traum der ehemaligen Gastronomin Gitta Quercia-Naumann. Und nun hat sie ihn in die Tat umgesetzt - nach täglichem Training auf dem Fahrrad-Hometrainer.

„Vor zwei Jahren konnte ich wegen starker Arthrose in beiden Knien keine 100 Meter mehr gehen und da habe ich beschlossen, dass das nicht so bleiben kann,“ erklärt die Seniorin, die fest davon überzeugt ist, dass man große Teile der Zukunft, gerade als alternder Mensch, beeinflussen kann. Die 68-Jährige mit den markanten kurzen roten Haaren kenne viele nicht nur als Gastronomin, sondern als Standortlotsin der Ehrenamtsinitiative Weitblick des Oberbergischen Kreises,

Vom Plan zum Training

Die Lektüre einiger Bücher von Sven Voelpel („Entscheide selbst, wie alt Du bist“) bestärkten Gitta Quercia-Naumann in ihrer Überzeugung, dass Alter nicht unbedingt mit Krankheit, Hinfälligkeit und Schwäche gleichzusetzen ist. So entstand der Plan, die Alpen zu Fuß zu überqueren. „Als erstes habe ich mir im Engelskirchener Krankenhaus ein Knie operieren lassen und nachdem das Laufen mit Prothese bestens klappte, sind mein Mann und ich bereits im September 2021 zum Vellauer Felsenweg gefahren, weil ich dort quasi als Test unbedingt ein Stück wandern wollte,“ berichtet Naumann über ihr Vorgehen, mit dem festen Blick auf das große Ziel. Anschließend war klar, dass sie über die Landesgrenzen erst nach Österreich und dann nach Italien wollte.

„Anderthalb Jahre habe ich mich vorbereitet und hatte tüchtig Schiss, weil ich niemals zuvor in den Alpen unterwegs war und so eine lange Strecke noch nie gewandert bin“, berichtet sie freimütig. Bei der Vorbereitung half dann der Film „Über die Alpen, von Gmund nach Sterzing“, den sie während des morgendlichen Radtrainings fast täglich gesehen hat. „Die Dialoge kann ich mittlerweile auswendig,“lacht sie.

Natürlich kamen Muskeltraining, das Sammeln von Informationen über die Landschaft und ihre Besonderheiten und Gefahren sowie mentale Vorbereitung dazu.

Zweifel

Werde ich das schaffen können? Was mache ich, wenn es plötzlich nebelig wird oder gar ein Gewitter aufzieht? Wenn ich den Weg nicht finde? Diese Fragen beschäftigten sie immer wieder während der kommenden langen Vorbereitungszeit.

Los geht‘s

„Natürlich habe ich mir die Streckenlänge und Höhenmeter genau angeschaut und dann meine persönliche Strecke mit meinem Mann zusammengebaut, habe hier und da gekürzt und bin auch mit leichtem Gepäck gelaufen“, erklärt Quercia-Naumann.

Ihr Mann hat sie vom Tal aus begleitet, teilweise abends eingesammelt und nach der Übernachtung im „Basislager“ am nächsten Tag wieder an den Start der nächsten Etappe gebracht.

„Auch wenn ich zweimal gezweifelt habe, ob ich es schaffe, habe ich es durchgezogen und mir bewiesen, dass ich wieder so leistungsfähig bin,“ meint Naumann mit einem gewissen Stolz.

Älteren Mut machen

„Wichtig ist mir vor allem, dass wir Alten uns Ziele setzen, nicht klein beigeben, selber was tun, um geistig und körperlich fit zu bleiben,“ ergänzt sie, „einen Rollator will ich, wenn überhaupt, frühestens mit 80 nutzen“.

Während der Zeit in der sie kaum laufen konnte, hat sie sich sehr intensiv mit alternativen Fortbewegungsmitteln beschäftigt und ist lange Tretroller gefahren.

Auch nach ihrem Erfolg bleibt sie ihrem Trainingspensum treu: täglich 90 Minuten Faszien-, Muskel - und Atemtraining, dehnen, entspannen sowie mindestens einmal pro Woche größere Strecken wandern. Die nächste Bergtour ist in Planung.

Ihr Fazit: Gerade im Alter körperliche Anstrengungen nicht scheuen. Es geht viel mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Ältere Menschen gehen ganz anders an Herausforderungen heran, was ein großer Vorteil ist. Hilfen suchen oder Gleichgesinnte und vor allem träumen.

Gitta Quercia-Naumann auf ihrem Weg über die Alpen - von Deutschland über Österreich bis nach Italien. | Foto: Quercia-Naumann
Immer wieder beeindruckende Ausblicke - und jeden hat die Engelskirchenerin bei ihrer Tour genossen.  | Foto: Gitta Quercia-Naumann
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RAG - Redaktion

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