Bezirksbürgermeister Spelthann im Interview
„Venloer wäre schon lange Einbahnstraße“

Die Venloer Straße ist und bleibt ein Dauerbrenner im Veedel. | Foto: Schmülgen
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Das Jahr 2024 hat gerade begonnen. Doch was sind die bedeutendsten Fragen im Veedel? Und wie schreiten wichtige Projekte voran? EXPRESS - Die Woche hat Bezirksbürgermeister Volker Spelthann zum Kurzinterview gebeten:

Welches Problem beschäftigt die Menschen in Ehrenfeld aus Ihrer Sicht am meisten und wie wollen Sie dieses angehen?
Wie überall treibt die Menschen aktuell vor allem die Klimakrise, der Krieg in der Ukraine und der Gaza-Konflikt um, persönlich beschäftigt viele auch die galoppierende Inflation, kommunalpolitische „Sorgen“ verblassen vor diesen Hintergründen ja etwas. Durch die Brille meines Amtes nehme ich aber allgemein das Thema Wohnungsbau und Verkehr als sehr dominant wahr, da setzen wir gerade aber auch sehr viel in Bewegung. Auch der Mangel an Schulplätzen treibt viele Familien um. Hier ist es aber ja gelungen, ab dem nächsten Schuljahr die Gesamtschulplätze im Bezirk zu verdoppeln. Am Wassermann in Vogelsang und in der Fitzmauricestraße am Butzweilerhof entstehen gleich zwei zusätzliche Gesamtschulen, damit unsere Kinder endlich bessere Chancen haben, die für sie am besten geeigneten Schul- und Lernbedingungen auch in Wohnortnähe finden zu können.

Volker Spelthann | Foto: Janos Buck

Die neuen Verkehrsregeln auf der Venloer Straße empfanden viele als chaotisch. Wie würden Sie die Verkehrssituation regeln, wenn Sie könnten?
Wenn ich als Grüner die Straße alleine hätte regeln können, dann wäre sie schon lange eine Einbahnstraße, die Fahrbahn ist einfach zu eng für Autos, Fahrräder und Schwerlastverkehr in alle Richtungen. Die Venloer hatte sich in den letzten Jahrzehnten deshalb ja zu einer der gefährlichsten Straßen Deutschlands entwickelt. Mit der Einbahnstraße ist die Venloer nun fast wie verzaubert. Ob sie nun mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit Bus, Bahn, KVB oder mit dem Auto dorthin kommen: Die Menschen entspannen sich merklich und gehen auch viel rücksichtsvoller miteinander um, das war bisher ja leider viel zu oft ein hektischer Krampf.
Wir beschäftigen uns gerade auch sehr intensiv damit, dass es ausdrücklich auch für die Neben- und Parallelstraßen klappt. Im Grundsatz ist die Einbahnstraße aber eine riesen Chance für unsere lebendige Haupteinkaufsstraße mitten im Herzen des Veedels.

Stehen in Ehrenfeld weitere größere Änderungen im Verkehrsraum an?
Der Rochusplatz in Bickendorf ist ein wichtiges Projekt, er wird autofrei und bekommt damit eine hohe Aufenthaltsqualität, nicht nur an Markttagen. Auch wird die Linie 13 endlich barrierefrei. Zusammen mit der Erneuerung der Treppenanlagen an den Haltestellen Piusstraße, Körnerstraße und Akazienweg, bislang fast 20 beantragten Zebrastreifen sowie mehr Schul- und Fahrradstraßen für sichere Schulwege machen wir uns insbesondere für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen stark. Die Verkehrsräume sollen besser für alle funktionieren, egal wie wir mobil sein wollen, daran arbeiten wir mit viel Herzblut.

Der Muezzin-Ruf an der Zentralmoschee zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Hat sich die Aufregung gelegt? Und wie geht es weiter?
Meiner Einschätzung nach war die Aufregung in Ehrenfeld selber eigentlich nicht zu spüren, sie kam eher von außerhalb. Hier vor Ort ist das ja in erster Linie ein Lärmschutzthema, das praktisch aber bislang völlig unproblematisch ist. Was religionspolitisch davon zu halten ist und wie es weitergeht, steht auf einem anderen Zettel.

Gefühlt gleicht Ehrenfeld einer Dauerbaustelle (Max-Becker-Areal, Thyssen-Krupp-Areal). Wie/Was entgegnen Sie Menschen, die Angst haben, Ehrenfeld verliere seinen liebens- und lebenswerten Charakter?
Zwar wird weder auf dem Max-Becker-Areal noch bei Thyssen aktuell gebaut. Beide Projekte begleiten wir in unserer Gremienarbeit aber so, dass dort unter anderem nicht nur 600 geförderte Wohnungen und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen entstehen, sondern auch Parkanlagen, öffentliche (Spiel-)Plätze, Schulen, grüne Radverbindungen und vieles mehr, was wir an Ehrenfeld kennen und schätzen. Beide Projekte werden dabei insbesondere auch dem industriellen Erbe gerecht, zum einen mit dem Erhalt der Gaskugel als Landmarke des alten Gaswerks, zum anderen durch die Integration von Teilen des riesigen Stahllagers von Thyssen-Schulte als öffentlichem Platz. Ehrenfeld soll so noch liebens- und lebenswerter werden, und zwar für jedes Portemonnaie.

Die Bezirksbürgermeister im Neujahrs-Interview
Die Venloer Straße ist und bleibt ein Dauerbrenner im Veedel. | Foto: Schmülgen
Volker Spelthann | Foto: Janos Buck
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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