Wieder mitten im Leben
Neue Fahrrad-Rikscha im Haus Elisabeth

Die Senioren sind begeistert: Ruth Ahl mit Chauffeurin Christel Reppich und Hajo Bolling. | Foto: we
  • Die Senioren sind begeistert: Ruth Ahl mit Chauffeurin Christel Reppich und Hajo Bolling.
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Bonn - Ruth Ahl ist 91. Sie wohnt im Haus Elisabeth, einem von drei
Seniorenheimen der Stadt Bonn. „Ich kann mit dem Rollator ganz gut
gehen“, sagt sie. „Ohne Rollator nur mit Hilfe. Deshalb bin ich ja
hier. Ich habe früher in der Lennéstraße gewohnt. Das ging aber
nicht mehr. Also bin ich seit 2 Jahren hier. Und fühle mich gut.“
Was Ruth Ahl nicht mehr konnte, ist, größere Entfernungen
zurückzulegen. Etwa einen Ausflug zu unternehmen. Bis jetzt.

Denn jetzt gibt es im Haus Elisabeth eine Fahrrad-Rikscha. Drei Damen
vom Sozialdienst fahren jeden Tag mit den Senioren durch die Gegend.
„Die freuen sich, wenn es in den Wald geht,“ berichtet Julia
Stanko. Das Haus Elisabeth grenzt unmittelbar an den Kottenforst.
„Die Senioren sehen alles, beobachten genau“, erzählt sie. Die
Bäume, die Vögel, alles wird genau registriert. Für die Senioren
ist eine Rikscha-Fahrt eine Reise ins reale Leben. Eine kleine
Urlaubsreise. „Ich bin schon mal mit der Rikscha gefahren“, lacht
Frau Ahl. „Und es war schön“, schwärmt sie.

„Es geht im Alter darum, Handicaps aufzufangen“, weiß Julia
Stanko. „Und das ist es, das mangelnde Bewegungsvermögen
auszugleichen.“ Die Idee kam vom Einrichtungsleiter. Finanziert hat
den Spaß der Rikscha zum größten Teil die Stiftung Bonner
Altenhilfe. „Das Ganze kostet 8.500 Euro“, berichtet
Fahrradhändler Hajo Bolling, der in der Nähe einen Fahrradhandel
betreibt. Die dänische Firma Trio-Bike, deren Vertragshändler er
ist, hatte das schicke Gefährt im Angebot.

„Der Akku hält 100 Kilometer, dann muss er für einige Stunden ans
Netz“, so Christel Reppich, die gerade mit Ruth Alt einige Runden
dreht.

Die Senioren sind begeistert: „Ein Bewohner hat zunächst gesagt,
dass er da nie hineinstiege. Einige Stunden später war er der
größte Fan,“ lacht Julia Stanko.

Ist das Haus nicht etwas einsam gelegen, so nah am Wald? „Sie
dürfen Ihre Bedürfnisse nicht mit denen alter Leute vergleichen. Die
sind gern in der Natur, gern mit sich allein. Dass bringt sie zum
Erinnern und Erzählen. Wir Fahrerinnen des Bikes erleben viele
Geschichten mit von früher. Wie ihre Familie war. Wo sie gewohnt
haben. Wie das denn mit ihrem Mann war. Wunderschön, wie die älteren
Menschen aufblühen, wenn sie spazieren gefahren werden, die Natur
genießen und ins Sinnieren kommen.“

Eine Tour dauert rund eine halbe Stunde. Die Rikscha ist immer
ausgebucht. Meist sitzen die Bewerber für eine Tour schon vor dem
Haus und können es nicht abwarten, bis sie wieder losgeht, die
Spazierfahrt durch den Kottenforst.

Das Seniorenhaus Elisabeth hat 114 Bewohner und Bewohnerinnen. Häufig
sind es die Ex-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ministerien, die
jetzt das Seniorenalter erreicht haben und die Gesellschaft
Gleichaltriger suchen. „Wir haben hier viel zu bieten, Feste,
Veranstaltungen. Morgen haben wir zum Sommerende einen
Grill-Nachmittag“, erzählt Julia Schanko.

Einsam geht anders. Wir wünschen allen Bewohnern, ob mit oder ohne
Rikscha, ein gutes Leben und viel Freude am Rand des Kottenforsts.

- Harald Weller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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