Ohne SV Houverath Vereinsleben ärmer
Bekannter Höhengebiets-Fußballverein feiert 75Jähriges Bestehen

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Von Manfred Görgen

Bad Münstereifel-Houverath. Die Farben Blau-Weiß sind für den Houverather Sportverein in den zurückliegenden 75 Jahren zum Marken- und Erkennungszeichen geworden. Jetzt feiert dieser Verein sein 75Jähriges Bestehen.

Dies am Samstag, 24. Juni und bereits ab 17 Uhr mit einem großen Kommers, vielen Ansprachen, Ehrungen reichlich informativen Rückblick und natürlich mit einem geselligen Beisammensein in der Mehrzweckhalle direkt neben dem Sportplatz.

Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten dürfte am späten Abend der Auftritt der bekannten und nicht nur hier beliebten Band „Fiasko" werden. Und nicht genug, dass es dem Sportverein gelungen ist, diese fantastische Band für diesen Jubiläumsabend zu buchen, werden die Jungs von "Fiasko" auch noch für jeden Interessierten Besucher von nah und fern bei freiem Eintritt angeboten. Also doppelten Grund und Anlass sich am Samstag auf nach Houverath in die Mehrzweckhalle zu begeben.  

So freuen sich nicht nur der inzwischen langjährige und gebürtig aus Wald stammende erste Vorsitzender Simon Lanzerath, dessen direkter Stellvertrteer Stefan Schmidt aus Houverath und unter anderem die beiden ebenso lange treuen Vorstandsmitglieder Frank Müller aus Altenahr und Oliver Lanzerath aus Freisheim besonders an diesem besonderen Tag auf einen regen Andrang von Mitgliedern ob alt oder jung, Freunden, zahlreichen Ehrengästen und natürlich gerne auch auf reichlich Sponsoren. Letztere haben in den zurückliegenden Jahren in vielfältiger Form wesentlich mit dazu beigetragen, das Vereinsleben auch in finanzieller Hinsicht mit am Leben zu halten. Unter anderem mit regelmäßigen Trikotspenden, Trainingsanzügen, aber auch anderen Zuweisungen.

So blickt der Verein mit berechtigtem Stolz auf nunmehr 75 Jahre SV Houverath zurück.

Einen Zeitraum, der geprägt wurde durch die Wirren der Nachkriegszeit, den anschließenden Wiederaufbau. Aber der auch geprägt hat, denn das Vereins- und Dorfgeschehen in Houverath und den umliegenden Orten wäre sicherlich ohne den SV um eine große sportliche Attraktion ärmer geworden.

Schon deshalb werden noch heute die geschätzten Kameraden von damals die diesen Verein aufgebaut und hochgehalten haben, unvergessen bleiben. Sie waren es, die die auch unter schwierigsten Bedingungen ihre Ehrenämter mit ganzer Kraft wahrgenommen haben. Wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten wie auch in anderen Vereinen bekannt, auch mit Höhen und Tiefen stets die Blicke nach vorne gerichtet. Dies mit dem steten Ziel, die Stellung des Vereins auf Dauer sportlich und wirtschaftlich zu sichern und nie aus den Augen zu verlieren.

Natürlich, so Lanzerath und andere Mitstreiter, sei vieles in der heutigen Zeit einfacher geworden. Infrastruktur und Motorisierung sind weit besser als zu früheren Zeiten. Jedoch muss man sich auch beim SV Houverath zuweilen dafür mit anderen Problemen auseinandersetzen:

Das Freizeitangebot ist mit den Jahren wesentlich größer geworden, müssen hin und wieder Geburtenschwache Jahrgänge überbrückt werden und ist nicht zu verkennen, dass der Trend auch immer mehr in Richtung Individualsportarten geht.

Aber nicht nur der derzeit in vielen Belangen unermüdlich auftretende erste Vorsitzender, Malermeister mit großem Betrieb in Rheinbach, Simon Lanzerath, ist zuversichtlich, dass man sich gemeinsam auch dieser Problematik stellen werde und den SV Houverath als Freizeitfaktor und auch als gesellschaftlichen Faktor zu sichern verstehe. Und Lanzerath zieht es in Kürze sogar vor, seinen ersten Wohnsitz in ein schmuckes Haus nach Houverath zu verlegen. Das zusätzlich schöne daran: Die Sportanlagen sind nun fußläufig nach nur wenigen Metern erreichbar.

Wäre nicht nur dem ersten Vorsitzenden dieses Klubs Simon Lanzerath zu wünschen, dass auch für den Houverather Sportverein einmal der Traum von einem künstlichen Rasenplatz in Erfüllung gehen könnte. Noch steht für sportliche Aktivitäten der derzeit sehr staubige Aschenplatz, von dem schon so mancher gefallene Spieler sich starke Schürfwunden (Reibekuchen) zuzog. Ferner die Anlieger an der Eichener Straße zuweilen die Fenster wegen des roten Staubs vorsorglich geschlossen halten.   

Biete auch ein Sportverein wie der renommierte und traditionelle SV Houverath im Sinne der Integrationsmöglichkeiten von Neubürgern sowie der erzieherischen Zielsetzung des guten Umgangs von Jugendlichen untereinander viele Vorzüge, die leider oft verkannt werden, wie es schon vor Jahren nicht nur der frühere Vorsitzende Hermann-Josef Frings unterstrich.

Ein solches „Wir-Gefühl“ wie im sportlichen Erfolg, sei nahezu unvergleichlich und könnten sogar Misserfolge eine Gemeinschaft festigen.

Noch aus Anlass des 50.Vereinsjubiläum konnte der fast 20 Jahre amtierende 1. Vorsitzende und späterer Ehrenvorsitzender Hermann-Josef Fussel stolz auf das Vereinsleben zurückblicken. Dürfte auch am Samstag das alte Vereinslied:

„Blau und Weiß, wie lieb ich dich,
blau und weisss ist unsere Zuversicht,
blauer Himmel, blaue Meeresflut, ja Meeresflut,
blau und weiß ist unsere Fußballgarnitur.

Hätte ich ein Königreich,
machte ich es einem Sportplatz gleich,
alle Mädel jung und schön,
ja jung und schön,
müssten alle blau-weiß-weiß gekleidet geh´n.

Mohammed war ein Prophet
und er liebte alle Farben sehr
und aus aller Farbenpracht, ja Farbenpracht,
hat er sich das Blau und Weiße auserdacht.

Und auch beim anstehenden Kommers wird beim Rückblick die Rede von den Männern sein, die als Vereinsgründer und Männer der ersten Stunde reichlich dörfliche Pionierarbeit leisteten. So mangelte es damals an einfachsten Dingen, um einen reibungslosen Spielbetrieb durchführen zu können. An Bällen, Netzen, Spielerkluft und Fußballschuhen. Teilweise per Pedes, Fahrrad, musste zum Gegner gereist werden. Später oft mit dem LKW des damaligen Milchwagenfahrers Braun aus Wald. Kurzerhand wurden ein paar Dielen über die Milchkannen gelegt und fertig war der „Mannschaftsbus“.

Das Spielfeld hatte damals wohl kaum den Namen „Spielfeld“ verdient, denn die ersten Spiele wurden auf einer Wiese unterhalb des Berges „Hochthürmer“ ausgetragen. Wenig später konnte man im Dorf dann auf einem Platz an der Eichener Straße ausweichen.

Die Anfänge des Vereins waren sehr einfach

Nachdem in der Umgebung der ehemaligen Gemeinde Houverath schon in früheren Jahre Fußballvereine gegründet wurden, so zum Beispiel 1933 in Effelsberg und 1947 in Mutscheid, hielten einige Männer aus Houverath es ebenfalls an der Zeit, einen eigenen Fußballklub zu gründen.

In der damaligen Gaststäte Eifeldom erklärte dies nach einem Tusch - so die mündliche Überlieferung -  einer der Mitbegründer Josef Paffenholz, allen damals als „de Schnegge“ bekannt. Wurde mit spontan siebzig Interessierten die Ära SV-Houverath eingeläutet.

Den ersten Vorstand bildeten Matthias Lanzerath (Matteße Mätthes“ aus Lanzerath, Johann Fussel aus Houverath und Hermann Zimmer aus Lanzerath. Nach kurzer Amtszeit übernahmen danach Josef Krämer aus Unterdickt und Josef Paffenholz das Ruder. Wenig später wurde Josef Paffenholz von Barthlomäus (Blömer) und dessen Bruder Peter Holzem unterstützt.

Wie aus Chroniken zu entnehmen, wurde das erste Spiel in Lanzerath gegen den Gegner aus Merzbach sang und klanglos mit 1:14 Toren verloren.

Nach dem „Überlebenskampf“ in den 60er Jahren, Einweihung des neuen Sportplatzes, dürfte besonders zu dieser Zeit die sportlichen Namen von Richard Lanzerath, Alfred Demary, Erich Schmidt, Hubert Demary, Wilhelm Witt, Josef Müller und Hans Peter Lohaus, um nur einige zu nennen, unvergessen bleiben.

1967 zählte der Verein 65 Mitglieder, war Alfred Demary der erste Schiedsrichter des Vereins dem kurz darauf auch Hans Peter Lohaus mit der Trillerpfeife folgte.

In den 70er Jahren stieg die Zahl der Mitglieder auf 94 die Mitgliederzahlen in den weiteren Jahren auf fast 250 an.

Folgte in der Saison 81/82 unter der Regie von Willibert Nücken der Meistertitel für die A-Jugend. Schoß sich damals Bernd Scheuren mit 36 Treffen zum immer noch bestehenden Vereinsrekord.

Und das in der Eifel schon immer fußballerische Talente herangezogen und ausgebildet werden konnten, dokumentiert auch die Chronik bereits aus Anlass des 50jährigen Bestehen. Ob es nun Spieler waren, die zum damals noch renommierten ETSC nach Euskirchen wechselten und bis in der Landeliga spielten, Spieler zum 1. FC Köln, oder unter anderem zu Klubs wie Bayer Leverkusen (Jochen Fussel aus Houverath und Sebastian Bungart aus Wald) wechselten.

Die Talentschmiede im kleinen Eifeldörfchen Houverath und umliegenden Dörfern funktionierte prächtig.

Dies auch dank der immer zur Stelle stehenden zahlreichen ehrenamtlichen Jugendleiter und Trainer. Wurde das ehemaslige "Eigengewächs" Sebastian Bungart und Jochen Fussel mit Leverkusens A-Junioren-Team überzeugender Deutscher Fußballmeister. Bungart, damals 19, in der B2 und B1 spielte, im Team der Leverkusener Amateur-Junioren-Mannschaft den Titel „Deutscher Fußballmeister 2000“ holte.

Für Sebastian Bungart, der in den Jugendjahren bei Bayer Leverkusenebenso wie der Houverather Jochen Fussel schon einige Stationen durchlaufen hatte, gehörte auch zu denen, die bereits von Uli Stilicke gerufen wurden und ins Nationaltrikot schlüpfen durften. So zeigte der junge Mann aus der Eifel sein Können beim Länderspiel der U18 in Singen gegen die Schweiz. Sebastian Bungart gab sogar die Vorlage für ein Tor und war von den Ballkünsten nicht nur Uli Stilike von dem meist defensiv oder offensiv im Mittelfeld spielenden Sebastian Bungart angetan. Nicht selten versucht der sich der Wälder auch gerne einmal in der Spitze und kam ihm dabei sein starker linker Schussfuß zugute. Zu den prominenten Gästen die sich dieses Spiel nicht entgehen lassen wollten, gehörten damals neben Ex-Fifa-Schiedsrichter Walter Eschweiler aus Euskirchen auch einige hohe DFB-Funktionäre, natürlich Leverkusens Bundesligatrainer und der damals designierter Nationalmannschaftstrainer Christoph Daum, Uli Stilike, Leverkusens Manager Rainer Calmund und Rudi Völler, um nur einige zu nennen.

Natürlich war auch aus der Eifel auch ein großer Anhang „Bungart-Fans“, angefangen von Mutter Juliane mit dabei. Und beim Jubiläum zum 75Jährigen dürfte mit Sicherheit das eine oder andere zur Sprache kommen. Aber vermutlich ebenso nicht nur über "Alte Zeiten", sondern den Houverather Zukunft-Fußball gesprochen werden. Text und Fotos sind urheberrechtlich und durch Copyright geschützt: Manfred Görgen, Pressebüro MaGö, mg

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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