Blick in die Urzeit
Fossilien in Niederbachem

Dr. Thomas Lehmann eröffnete gemeinsam mit Angela und Hans Thelen die Sonderausstellung im Kleinen Museum Alte Schule Niederbachem. Foto: AS
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Wachtberg-Niederbachem - Fossilien aus der Grube Messel, einem südöstlich des gleichnamigen
Ortsteils Messel im Landkreis Darmstadt-Dieburg stillgelegten
Ölschiefer-Tagebau, haben seit mehr als zwei Jahrzehnten einen ganz
besondere Auszeichnung – seit 8. Dezember 1995 findet man den
Fossilienfund unter dem Eintrag „Messel Pit Fossil Site“ als
UNESCO-Weltnaturerbe. Dass die Fossilien auch mal auf Reisen gehen und
an anderer Stelle als in Messel beziehungsweise in weltbekannten
Museum gezeigt werden, liegt an der Senckenberg-Gesellschaft für
Naturforschung. Der Heimatverein Niederbachem besichtigte im Rahmen
seines Jahresausflugs 2017 die Grube Messel und knüpfte die passenden
Kontakte. Jetzt sind im Rahmen einer Sonderausstellung des
Heimatverein Niederbachem im Kleinen Museum Alte Schule Niederbachem
(Mehlemer Straße 3, Wachtberg-Niederbachem) Fundstücke aus der Grube
Messel in Wachtberg zu sehen. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch
die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Senckenberg Museum Frankfurt,
sagte Hans Thelen, Vorsitzender des Heimatverein Niederbachem. Dr.
Thomas Lehmann vom Senckenberg-Museum führte zum Ausstellungsstart
mit seinem Vortrag in die interessante Präsentation von gefundenen
und präparierten Fossilien ein.

Lehmann berichtete von den bergrechtlichen Bedingungen, zu
wissenschaftlichen Zwecken Ölschiefer in der Grube Messel abzubauen.
Aber bis zum Start der Sicherung der Fossilien unter
wissenschaftlicher Begleitung gab es einen jahrelangen Kampf – die
Grube sollte als Mülldeponie genutzt werden. Für immer wären dann
die Fossilienfunde unter den Abfallbergen aus hessischen Haushalten
begraben gewesen. Dank der Bürger von Messel und den Forderungen der
Wissenschaftler wurde die Grube aber zu einer Fossilienfundstätte von
Weltrang. Bislang wurden im Gestein von Messel Vertreter aller
Wirbeltiergroßgruppen sowie Insekten und Pflanzen gefunden, sagte Dr.
Lehmann. Die bekanntesten Vertreter der Messel-Fauna sind wohl die
beiden frühen Pferdeartigen Propalaeotherium und Eurohippus, von
denen bislang über 70 Individuen ausgegraben wurden. Weitere
bedeutende Funde sind der Kranichvogel Messelornis cristata und
Darwinius masillae („Ida“), ein früher Primat Fossilien aus der
Grube Messel. Im Bereich von Messel lebte vor etwa 50 Millionen Jahren
eine vielgestaltige Tierwelt, deren Vertreter entweder längst
ausgestorben sind oder gegenwärtig nur noch in den Tropen vorkommen:
Krokodile und Schildkröten, frühe Primaten und Urpferde,
Riesenlaufvögel und Tapire und Leguane. Zudem kommen noch eine
Vielzahl von Tieren, die auch noch heute in Deutschland vorkommen, wie
beispielsweise Fledermäuse, Rallen, Spechte, Knochenfische und
Schlangen. Die Ölschiefer des ehemaligen Sees bergen einen solchen
Reichtum an einzigartigen Funden, dass die zum Teil hervorragend
erhaltenen tierischen und pflanzlichen Fossilien der Wissenschaft
einen einmaligen Einblick in die Lebensbedingungen des Eozäns bieten.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung erläuterte Dr. Lehmann auch, wie
Fossilien präpariert werden. Dabei wird zuerst eine Seite des Fossils
freigelegt und anschließend eine Schicht aus Kunststoff aufgetragen.
Nach dem Aushärten wird das Fossil von der anderen Seite freigelegt
und der Ölschiefer vollständig entfernt. Durch diese Methode, die
von allen wissenschaftlichen Instituten bei den Fossilien aus der
Grube Messel angewandt wird, werden die wertvollen Stücke dauerhaft
konserviert. Je nach Geschmack des Präparators, wird der Kunststoff
klar belassen, naturfarben eingefärbt oder die Platte in den
Ölschieferfarben koloriert.

Wer sich für einen Blick in die Urzeit interessiert, sollte die
Chance nutzen, sich in der Ausstellung im Kleinen Museum des
Heimatverein Niederbachem einmal umzusehen. Geöffnet ist die
Sonderausstellung am kommenden Samstag, 16. Dezember, zwischen 15 und
18 Uhr, am Sonntag, 17. Dezember, zwischen 14 und 17 Uhr sowie auf
Anfrage. Gruppen und Schulen sollten sich für Ausstellungsbesuche
unter Telefonnummer 0228 / 341787 anmelden. Auch im Januar 2018 bietet
der Heimatverein Niederbachem weitere Öffnungszeiten im Kleinen
Museum in Niederbachem an, um einen Blick in die Urzeit zu
werfen.

- as

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