Wohnungsnot
Brücken für Menschen

Rolf Kirchner (rechts) ist mit Herzblut unterwegs im Kreissüden. Projektleiter ist Hartwig Zehl.  | Foto: Friederike Klein
  • Rolf Kirchner (rechts) ist mit Herzblut unterwegs im Kreissüden. Projektleiter ist Hartwig Zehl.
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Waldbröl - „Erfahrung spielt ein große Rolle" wenn Sozialarbeiter Rolf
Kirchner zu Treffpunkten, Notunterkünften, Tafeln oder Suppenküchen
geht. Und Einfühlungsvermögen. Vor Ort bei und für die Betroffenen
da sein ist der Dreh- und Angelpunkt bei dem Teilprojekt III, das in
dem Projekt „Wohnungslos? Wohnungsprobleme? – Aufsuchende Arbeit
in Wohnungsnotfällen – Wir kommen zu Ihnen!" integriert ist.

Durchgeführt wird es von der Diakonie Michaelshoven in Kooperation
mit der „VSB gGmbH – vermitteln, schulen, beraten" im Rahmen des
neuen Förderprojekts „Oberberger Brücken". Vier erfahrene Profis
der Diakonie Michaelshoven sind in Oberberg unterwegs. Einer im
Nordkreis, zwei in der Kreismitte und einer im Südkreis.

Dabei umfasst die Arbeitszeit je drei halbe Stellen, die in der
Kreismitte auf die zwei Mitarbeiter aufgeteilt ist. Kirchner geht seit
sechs Monaten im Südkreis dahin, wo sich die Betroffen aufhalten und
anzutreffen sind.

Dort ins Gespräch kommen, liegt dem 66jährigen am Herzen. Und das
vielleicht auch erst beim zweiten, dritten oder x-ten Mal. Denn oft
seien diese Menschen nicht auf Kontakte aus, erklärt Susanne Hahmann,
Geschäftsbereichsleiterin der Wohnhilfen Oberberg. Grund sind oft
multiple Probleme der Betroffenen, die auch mit den vielen negativen
Erfahrungen im Dschungel des Hilfesystems zusammenhängen.

Es sind „Menschen, die sich nicht verstanden fühlen", und durch die
Maschen des Netzes gerutscht seien, erzählt Kirchner. Er ist – wie
er leise schmunzelnd sagt – Überzeugungstäter. Egal wo er hinkommt
– er stellt sich vor, erzählt was er macht, ist einfach da.

Und ins Gespräch kommen - dabei helfen ihm sein reichhaltiger
Erfahrungsschatz und Einfühlungsvermögen. Denn „Zwangsbeglücken
geht gar nicht!". Betroffene sind Menschen querbeet, jeglichen Alters,
aus allen Schichten. Trennungen spielen eine Rolle, denn oft steht ein
Partner danach auf der Straße und ist in einer Notunterkunft. Auch
„nicht Lesen und Schreiben können", Arbeitsverlust und/oder
Suchtprobleme tragen zur persönlichen Not bei. Innerliche Resignation
ist oft das allumfassende Problem.

Dann aus sich selbst heraus Hilfe zu holen, das ist extrem schwierig.
Und - „die Schamschwelle ist sehr hoch, gerade hier im Ländlichen",
stellt Hartwig Zehl, Projektleitung der Aufsuchenden Arbeit, fest.

Die Profis sind Ersthelfer und Ansprechpartner, die Informationen
über bestehende Hilfsangebote geben, auf Wunsch individuelle
Situationsklärung durchführen und sie sind die „Brücken" zu
Ämtern, Behörden, Fach- und Gesundheitsdiensten oder anderen
bedarfsgerechten Hilfen. „Extrem wichtig", so Kirchner, „ist das
Netz im Rücken". Das ist die jahrelang gut aufgebaute Vernetzung
aller Organisationen, die eine Stärke im Oberbergischen Kreis ist.

Das Fazit: Es sind wichtige Mittlerpositionen, die die vier haben.
Ihre Arbeit ist „von Ehrenamtlern nicht zu leisten", so Hahmann. Bis
Ende 2018 ist die Finanzierung über den Europäischen Hilfsfond für
die am stärksten benachteiligten Personen, EHAP, gesichert, mit der
Möglichkeit der Verlängerung. „Wir hoffen, dass es dann
weitergeht" bis 2020, erklärt Sabine Grützmacher von der VSB gGmbH.

Dort werden die beiden anderen Teilprojekte der „Oberberger Brücken
– Brücken zur Integration armutsgefährdeter und ausgegrenzter
Personen", gefördert durch die Europäische Union und das
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, durchgeführt.

www.diakonie-michaelshoven.de
und www.vsb-ggmbh.com.

 

 

- Friederike Klein

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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