Schloss Homburg
Wo der Wanst erbärmlich knurrt

Wie früher: Marktspektakel an Schloss Homburg.  | Foto: Michael Kupper
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  • Wie früher: Marktspektakel an Schloss Homburg.
  • Foto: Michael Kupper

Nümbrecht. Der Mittelaltermarkt auf Schloss Homburg ist zurück – nicht nur nach der Corona-Pandemie, sondern auch mit dem neuen Veranstalter Kramerey und Kurtzweyl, einem oberbergischen Verein, der sich erst im vergangenen Herbst gegründet hatte.

Mehr als 10 000 Freunde des Mittelalters strebten an dem langen Maiwochenende zu dem historischen Gemäuer, um in eine Welt einzutauchen, die vor Jahrhunderten in ähnlicher Form existiert haben mag.

Um diese Besucherflut zu bändigen, waren mehrere Pendelbuslinien eingerichtet, die zum Teil von Bürgerbussen abgedeckt wurden.

Sobald die Gäste in den Marktbereich kamen, umfing sie ein reges Treiben, dass in keiner Weise an eine heute übliche Kirmes erinnerte, auch nicht an einen Flohmarkt. Vielmehr waren es die in mittelalterlicher Tracht Gewandeten und das rustikale Ambiente vor der Schlosskulisse, die das Flair dieses einzigartigen Marktes mit seinen rund 50 Ständen ausmachten.

Die Wiehlerin Barbara Degener vom Vereinsvorstand hatte sich eigens um eine Marktsprache gekümmert, die das „Siezen“ zugunsten von „Euchzen“ und „Ihrzen“ aufgegeben hatte. Für eine Bestellung beim Gastwirt wäre etwa geeignet: „Mein Wanst knurrt erbärmlich – schaffet an.“ Sie hatte auch eine Redewendung parat, wenn der Preis dann zu teuer erscheint: „Der Preis ist mir zu arg. Wenn Ihr wüsstet, wie viele Mäuler ich daheim zu stopfen habe, würdet Ihr mir gern etwas vom Preise lassen.“

Es ist allerdings nicht überliefert, ob Marktbesucher damit Erfolg hatten.

Osmanische Gastwirte boten Mokka und Tee an, Wikinger Kirschbier oder Met und ein ostasiatischer Gastwirt hatte ein Reisgericht mit 27 verschiedenen Zutaten auf Lager, was er in einem Kohlblatt servierte. Die sechsjährige Marie interessierte sich allerdings eher für die feilgebotenen Süßigkeiten und für die Weißgesichteule „Rambo“, die sie bei „Naturerlebnis Greifvogel“ auf den Arm nehmen durfte: „Das war toll – ich hatte auch gar keine Angst, dass sie mich beißt.“

Derweil höhlte Trommelbauer Ulrich Karthäuser aus Waldbröl einen Baumstamm aus und erklärte, dass es danach noch etwa zwei Jahre dauere, bis das Holz soweit abgetrocknet ist, dass daraus ein mittelalterliches Instrument entstehen kann. Ungeachtet dessen fertigte seine Tochter Nadja schon einmal das Trommelband aus Makramee. Tischlermeister Michael Rüter dagegen schnitzte als „Micha Pfeyfenschnitzer“ Pfeifenköpfe aus Eschenholz: „In dieser Form wurden sie schon vor etwa 3500 Jahren gefertigt.“

Noch weiter zurück ging Mitveranstalterin Ulrike Claßen-Büttner, die in einem Seitenbau des Schlosses die Geschichte des Wollspinnens demonstrierte. Während die Bergneustädterin Heliane Keller die gewaschene Wolle durch Kardieren auflockerte, um sie an einem neuzeitlicheren Spinnrad zu spinnen, zeigte die Archäologin Claßen-Büttner mit ihrer zwölfjährigen Tochter Zora die Technik des Spinnens mit einer sich frei drehenden Spindel: „Diese Methode haben die Frauen schon in der Steinzeit angewandt.“

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war das keltische „Beltane-Ritual“ am Sonntagabend, womit der Übergang in den Mai gefeiert wurde.

Bei einer grandiosen Feuershow, in der das Duo Confilius durch atemberaubende Feuerjonglagen begeisterte, gab Tänzerin Paulina, die den Winter repräsentierte, in Form von Feuerfächern das Regiment an ihre Kollegin Mihrimah ab, die für den Sommer steht. Barbara Degener erklärte, dass mit diesem Frühlingsbrauch die Dunkelheit der kalten Tage mit Feuer verdrängt und so der Weg frei gemacht werde für die warme Jahreszeit. Mitveranstalter Andreas Tabor zeigte sich begeistert über die Resonanz auf das Neuaufleben dieser Veranstaltung: „Das machen wir im nächsten Jahr wieder.“

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Michael Kupper aus Reichshof

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