Tränen lügen nicht
Träger des Goldenen Kappes übermannte es bei der Preisverleihung

„Wenn er dann am Mikrofon steht und sein erstes Lied singt oder seine Rede beginnt, tun wir so, als würden wir uns gar nicht für seinen Vortrag interessieren. Wir schauen vielmehr auf unsere Handys und unterhalten uns“, beschreibt Erich Ströbel das Szenarium, das die Preisträger erdulden müssen. | Foto: Schriefer
3Bilder
  • „Wenn er dann am Mikrofon steht und sein erstes Lied singt oder seine Rede beginnt, tun wir so, als würden wir uns gar nicht für seinen Vortrag interessieren. Wir schauen vielmehr auf unsere Handys und unterhalten uns“, beschreibt Erich Ströbel das Szenarium, das die Preisträger erdulden müssen.
  • Foto: Schriefer
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Nippes - (rs) Seit 14 Jahren verleiht die Nippeser Bürgerwehr bei seinem
Herrenfrühschoppen im Stammlokal „Em Golde Kappes“ einem Musiker
oder Redner im Karneval die Auszeichnung „Goldener Kappes“.

Als Preisträger suche sich der Vorstand der Gesellschaft unter den
vielen Musikern und Redner im Karneval immer jemanden aus, der
höheren Blödsinn erzählt, sagt Ex-Jungfrau Erich Ströbel, der
Pressesprecher der Gesellschaft. Doch dem Preisträger wird nicht
einfach so der Goldene Kappes überreicht. Es ist vielmehr ein
beliebtes Ritual, dass er nicht die blasseste Ahnung hat, was da auf
ihn zukommt. Er wird vielmehr ganz normal für den Herrenfrühschoppen
gebucht. „Wenn er dann am Mikrofon steht und sein erstes Lied singt
oder seine Rede beginnt, tun wir so, als würden wir uns gar nicht
für seinen Vortrag interessieren. Wir schauen vielmehr auf unsere
Handys und unterhalten uns“, beschreibt Erich Ströbel das
Szenarium, das auf den Preisträger zukommt.

In diesem Jahr hat sich der Vorstand der Nippeser Bürgerwehr
einstimmig für JP Weber als Träger des Goldenen Kappes entschieden.
„Uns gefällt an ihm, dass er in seinen Liedern und Geschichten
tagesaktuelle Themen aufgreift und den Kölnern den Spiegel
vorhält“, sagte Erich Ströbel. Dem Ritual der Preisverleihung
folgend wurde JP Weber für den Herrenfrühschoppen gebucht.

Ein bisschen verkatert – für einen Entertainer im Kölner Karneval
ist 13 Uhr ja auch etwas früh – stand er am Mikrofon und sang sein
erstes Lied, das er mit der Flitsch begleitete, die ihm Hans Süper
geschenkt hatte. Doch dann der Schock für jeden Entertainer, der auf
der Bühne steht, um sein Publikum zu packen und zu begeistern:
Freundlich aber bestimmt unterbrach ihn Präsident Michael Gerhold,
kritisierte seinen Vortrag und bat ihn sich zu setzen. JP Weber sah
aus, als verstehe er die Welt nicht mehr. Keine fünf Minuten später
wischte er sich dann mit dem Taschentuch die ersten Tränen fort, als
er endlich registriert hatte, was da in Wirklichkeit ablief. Er war
ausgewählt worden, als Träger des Goldenen Kappes in die Fußstapfen
von Charly Plückthun, Bernd Stelter und Jupp Menth zu treten.

„Ich habe selten eine derart emotionale Preisverleihung erlebt“,
sagte Michael Gerhold später. JP Weber konnte die Apfelsinefunken,
nachdem er sich wieder etwas „berappelt“ hatte, dann doch noch mit
seinen Leedcher un Verzällcher begeistern. Dass es ihm viel mehr
Spaß mache, seine Lieder in einem Saal voller Domstädter, als in
einem Saal voller Darmstädter zu singen, sagte er. „Den
Darmstädtern sage ich immer, nehmt etwas von dem kölsche Hätz mit
nach Hause, aber vergesst nicht, es ist nur geliehen, bringt es wieder
zurück.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.