Jörg Söntgen auf neuen Wegen
„Ohne Lampenfieber geht es nicht“

Jörg Söntgen ist bald in der Kölner „Kumede“ zu sehen.  | Foto: Woiciech
  • Jörg Söntgen ist bald in der Kölner „Kumede“ zu sehen.
  • Foto: Woiciech

Rheidt/Köln. „Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich die kölsche Sprache. Denn geboren in Siegburg weiß ich, dass man hier manche Wörter anders ausspricht. Es sind zwar nur feine Nuancen, aber das macht schon was aus.“

Jörg Söntgen ist als Akteur beim „Rheidter Theaterverein“ den Niederkasselern ein Begriff. Seit dreißig Jahren stand er dort auf der Bühne und war unter anderem auch hinter den Kulissen als Regisseur aktiv.

Nun bereichert er das „Kumede“ Ensemble, Theater des Heimat-Verein Alt-Köln, und gibt seinen Einstand beim Stück „Alles Jode kütt vun bovve“, das im Mai seine Premiere feiert. „Wir haben von 52 Proben gut die Hälfte hinter uns. Ich musste nach den drei Jahren Pause, bedingt durch die Pandemie, wieder lernen, Texte einzustudieren.“

Das letzte Mal sah man ihn 2019 in Rheidt auf der Bühne, bevor Corona viele Kulturbetriebe zum Stillstand brachte. Der alten Spielstätte bleibt Jörg Söntgen allerdings weiterhin als inaktives Mitglied treu. „Ich wollte einfach ein bisschen kürzer treten, habe ja auch die U30 mit gegründet, Regie geführt und später bei den Senioren Regie geführt. Nun möchte ich mich nur aufs Spielen konzentrieren.“

Begonnen hat der Siegburger mit dem Theater in seiner Heimatstadt im Jugendzentrum der Kirche, bevor er 1989 den Verein in Rheidt anrief. „Kommen Sie mal vorbei, wenn Versammlung ist“, erinnert sich Jörg Söntgen an die Worte von Monika Berg. 1990 brillierte er dann in seinem ersten Stück „Blaues Blut und Erbsensuppe“. Über die Jahre hinweg schaffte er sich schließlich per „Learning by Doing“ ein gutes Repertoire an, auf das der Akteur stets zurückgreifen kann. „Das sind wertvolle Erfahrungswerte. Außerdem bin ich Bockmayer geschädigt, denn ich stand in den 90er Jahren hinter der Theke in der Filmdose und bekam mit, wie er auch Improvisationen inszenierte.“

Zu den schönsten Erinnerungen zählt das Trude Herr Stück „Scheidung auf Kölsch“, welches 2010 zum ersten Mal mit „Ham & Egg“ die Menschen begeisterte. So war es keine Frage, an den Erfolg anzuknüpfen und 2017 eine Neuauflage zu starten. Ohnehin prägte Trude Herr sein Leben. „Ich sah sie 1986 im Theater im Vringsveedel, das ich zusammen mit meiner Oma besuchte.“ Schweißtropfen bekommt Jörg Söntgen jedoch, wenn er an die Aufführung von „Striese macht Theater“ denkt. „Hier hab ich mich mit Fieber durchs Stück gekämpft. Auf den Bildern sieht man heute noch gut, wie mir die Augen auf Reserve standen.“

Aber wie heißt es immer: Die Show muss weitergehen. 2022 erfuhr er, dass die „Kumede“ Nachwuchs sucht und bekundete nach einer Probe sein Interesse. Als es dann zum Casting nach Köln-Nippes ging, war er so überzeugend, dass man ihm eine Rolle anbot. „Ich spiele den Makler Jürgen Schmitz, der das Haus eines verstorbenen Krimiautors vermieten soll. Doch der spukt mit seiner Frau durch ihr altes Refugium und ärgert als Gespenster die neuen Mieter.“ Im Oktober fing das Ensemble mit Leseproben an, und setzte im Anschluss daran einzelne Szenen um, je nach Verfügbarkeit der Darsteller. „Danach werden die Szenen vier- bis fünfmal durchgegangen, woraufhin sich langsam der Text einbrennt.“

Zunächst hospitiert Jörg Söntgen zwei Jahre bei der Truppe. „Es ist ja wichtig, dass die Chemie stimmt. Klappt das gut, wird man später als Mitglied übernommen.“

Bis zur Premiere am Freitag, 19. Mai bleibt gewiss noch genügend Zeit, um die Rolle perfekt zu beherrschen.

Bloß etwas ändert sich im Schauspielleben von Jörg Söntgen nie: Ohne Lampenfieber geht es nicht. Die Anspannung muss einfach sein. Außerdem ist jeder Abend anders. Man weiß nie, wie die Zuschauer reagieren und an welcher Stelle sie lachen. Das Publikum – das unbekannte Wesen. Eigentlich wird jede Vorstellung so umgesetzt, als ob es die erste wäre.“

Wer Jörg Söntgen in dem neuen Stück erleben und das Ensemble anspornen möchte, besorgt sich am besten eine Karte für das „Volkstheater am Rudolfplatz“, Aachener Straße 5, unter www.koelnticket.de/kumede-tickets oder an den bekannten Vorverkaufsstellen. Bis Sonntag, 11. Juni sind 22 Vorstellungen geplant.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.