Vorbildliches Engagement
Flucht mit Happy End

Wöchentliches „deutsch-eriträisches Familientreffen“ im Hause Schönhaar   | Foto: Walter Mülhausen
  • Wöchentliches „deutsch-eriträisches Familientreffen“ im Hause Schönhaar
  • Foto: Walter Mülhausen

Rheidt. Schauen wir zurück in das Jahr 1993: Eritrea wird nach einem dreißigjährigen Unabhängigkeitskrieg von Äthiopien selbstständig, wird seitdem aber von einem autoritären Einparteiensystem regiert, das wegen seines strengen und oft lebenslangen Kriegsdienstes und der Zwangsarbeit auch als das „Nordkorea Afrikas“ bezeichnet wird. Schwerwiegende Menschenrechtsrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Das war der Grund, weshalb sich der 18-jährige Kubron Baliho im Jahr 2012 alleine auf den abenteuerlichen Weg durch ganz Afrika nach Europa machte. „Wir wohnten direkt an der Grenze zu Äthiopien, wo wir hautnah von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen waren. Ich sah für mich persönlich keine friedliche, menschenwürdige Zukunft in diesem Land und habe mich schweren Herzens entschlossen, meine Familie zu verlassen und in Europa einen Neubeginn zu wagen“, so seine Begründung.

Über diverse Zwischenstationen landete er schließlich in Niederkassel, wo ihm das Schicksal eine Begegnung bescherte, die künftig seinen weiteren Lebensweg bestimmen sollte.

Das Ehepaar Angela und Rolf Schönhaar hatte in der Nähe ihres Domizils im Rheidter Süden während eines Spaziergangs einen ersten Eindruck von einer Flüchtlingsunterkunft gewonnen und wurde sich schnell einig, hier helfend tätig zu werden. „Wir waren und sind zeitlebens offen für Begegnungen mit Menschen aller Kulturen und wollten mit gutem Beispiel vorangehen, um den Menschen zu helfen, die aufgrund der desolaten Situation in ihrem Herkunftsland gezwungen sind, ihre Familien und ihre Heimat zu verlassen“, so die Begründung für ihr Engagement.

Die Stadtverwaltung brachte sie mit dem jungen Eriträer Kubron zusammen, der von nun an in sämtlichen Angelegenheiten massiv unterstützt wurde. „Die Verständigung war anfangs natürlich sehr schwierig, da man keine gemeinsame Sprache hatte. Es war daher eine unsere vorwiegenden Aufgaben, unserem Schützling die deutsche Sprache beizubringen. Außerdem standen zahlreiche Behördengänge an, die sich teilweise sehr schwierig gestalteten, da die Dokumentenbeschaffung aufgrund der politischen Verhältnisse in Eritrea viele Umwege nach sich zog. Das alles war natürlich sehr zeitaufwändig, was wir nur leisten konnten, weil wir unser Berufsleben hinter uns hatten“, so das rüstige Rentnerpaar. Mittlerweile ist Kubron mit Eden verheiratet, die er seit seiner Kindheit kennt und eine ähnliche Fluchthistorie aufweist. Das Ehepaar hat zwei Kinder (Elias 7 J. und Jonas 5 J.) und lebt in Rheidt. Auch beruflich haben die beiden mittlerweile im Pflegebereich erfolgreich Fuß gefasst. „Eine Rückkehr nach Eritrea können wir uns kaum noch vorstellen. Unsere Kinder sind hier aufgewachsen und wir fühlen uns sehr wohl. Natürlich würden die Kinder gerne ihre afrikanischen Großeltern kennenlernen, mit denen sie bislang nur über Telefon Kontakt haben. Wir hoffen deshalb, dass wir sie in naher Zukunft mal persönlich treffen können“.

Mit Angela und Rolf Schönhaar haben die Kinder offensichtlich eine „Oma und einen Opa“ gefunden, die mit viel Geduld und Engagement den Lebensweg der Familie weiterhin begleiten.

Ihr selbstloses Engagement ist nicht unbemerkt geblieben. Kürzlich wurden sie mit dem Integrationspreis der Stadt Niederkassel ausgezeichnet.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Heidi Kaiser aus Troisdorf

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