Ein staubtrockener Rückblick
Das war der kölsche Rekord-Sommer

Hitze- und Dürrerekorde in der Domstadt.
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Was für ein Sommer! In den vergangenen Monaten erlebte Köln Wetterwerte, die es so noch nicht gab. Viele Sonnenanbeter freute das. Doch gibt es auch die Kehrseite der Medaille – und die hat es in sich. Wir lassen den Sommer zum meteorologischen Herbstanfang (1. September) Revue passieren.

von Alexander Kuffner

Köln. Unangefochtener Spitzenreiter des kölschen Rekordsommers war der August. „In Köln-Porz wurde ein Durchschnittswert von 22,8 °C erreicht“, so Medienmeteorologe Karsten Brandt (49, Donnerwetter.de) aus Bonn. Das sei 3,6 Grad wärmer als in den vergangenen zehn Jahren gewesen, die mit 19,4 °C im Durchschnitt schon warm waren. Dabei bezieht sich Brandt auf eigene Werte. „Aber auch nach allen weiteren Datenquellen war es der heißeste Monat in Köln seit Aufzeichnungsbeginn“, weiß der Wettermann, dessen „Spezialität“ das Stadtklima ist.

„Donnerwetter.de“-Chef Karsten Brandt resümierte für EXPRESS – Die Woche“ den Kölner Sommer. | Foto: zVg
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Doch es geht noch wärmer: In der Mülheimer Keupstraße wurden im August im Schnitt 24°C gemessen, in der Altstadt 24,2. Übrigens: Die Durchschnittstemperatur errechnet sich aus allen gemessenen Werten am Tag und in der Nacht. Dies nur, falls sie dem ein oder anderen zu niedrig erscheint. Denn: Was haben wir geschwitzt! Zwar wurde der Kölner Temperaturrekord vom 25. Juli 2019 mit 41,1 °C in Köln-Stammheim nicht geknackt. Doch mit Spitzenwerten von 39 °C war es in diesem Jahr nicht viel kühler. Zudem gab es weitaus mehr Hitzetage als 2019.

Regen hat diese "Grünfläche" im Rheinpark schon lange nicht mehr gesehen. | Foto: Alexander Büge

„Wir haben in den letzten Monaten ein lupenreines Mittelmeer-Klima in Köln erlebt“, so Brandt. Das betreffe nicht zuletzt die Nächte. Als „Tropennacht“ bezeichnen es Wetterexperten, wenn die Temperatur zwischen Sonnenauf- und -untergang nicht unter 20°C sinkt. Brandt: „In der Regel erleben wir das in Köln zwei bis dreimal pro Jahr.“ Im Sommer 2022 schwitzten sich die Kölner in der Innenstadt jedoch durch 33 Tropennächte, in der Keupstraße durch 34. „Draußen“ in Porz wurden von Brandt hingegen lediglich drei gemessen. Es gab Nächte im August, in denen zwischen Porz und der Innenstadt ein Unterschied von 13 °C herrschte.

Die Insel im Scheuermühlenteich, war, wie der Name verrät, mal von Wasser umgeben. Doch der Teich ist bis auf wenige Tropfen ausgetroknet.  | Foto: Serkan Gürlek
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Dennoch: Zusammengefasst waren die drei meteorologischen Sommermonate in Köln nicht die heißesten. Nach 2018 und 2019 reiht sich der Sommer 2022 zusammen mit dem von 2003 auf Platz drei der Rangliste ein.

Doch noch zu einem trockeneren Thema: den fehlenden Niederschlägen. Längst sind Kölns Grünflächen zu Gelbflächen geworden, werfen die Bäume ihre Blätter ab, sind Gewässer wie der Scheuermühlenteich in Wahn komplett ausgedörrt. „Der Boden ist so trocken wie im Dürresommer 1976. Teilweise noch schlimmer, da diesmal tiefe Schichten bis in zwei Metern Tiefe trocken sind“, weiß Brandt.

Staubtrocken ist die ehemals saftig grüne Wiese im Rheinpark. | Foto: Alexander Büge

Kein Wunder, fielen doch im Stadtgebiet während der vergangenen drei Monate nur 90 Liter Regen auf den Quadratmeter – ein Drittel des üblichen Niederschlags. Und davon kam am meisten im Juni herunter. Der Rhein hat gezeigt, wie trocken es nicht nur in Köln, sondern im gesamten Einzugsgebiet des Flusses war.
Dass die trockenen, heißen Sommer der Jahre 2018, 2019 und 2022 nur Vorboten dessen sind, was uns der Klimawandel in Zukunft noch bringen wird – davon ist Karsten Brandt überzeugt. „Gefährlich ist die Frequenz der Trockenheit- und Hitzejahre, dadurch fehlen in jedem Jahr mehr Wasser und Grundwasser und auch die Bodenfeuchte nimmt immer weiter ab.“ Auf Sicht von Jahrzehnten drohe Versteppung und es könne je nach Niederschlägen im Winter mit dem Trinkwasser knapp werden.

Apropos Winter: Nach den derzeitigen Modellen sieht es laut Brandt eher nach einem zu warmen Herbst und einem durchschnittlichen Winter aus. Was bedeutet, dass auch sehr viele Kältetage dabei sein könnten. Im Hinblick auf die drohende Energiekrise vielleicht nicht die beste Nachricht. „Aber einmal abgesehen vom Winter: Solche Sommer wie den vergangenen werden wir immer häufiger erleben“, sagt Karsten Brandt. „Und wir müssen jetzt etwas unternehmen, vor allem im innerstädtischen Raum. Jetzt. Nicht erst in den nächsten Jahren.“

Mehr Grünflächen, weniger Versiegelung und etwa der Verzicht auf schwarze Dachpfannen wären Maßnahmen, die schnell eine messbare Entlastung für die Kölner brächten. Aber: Alle Dächer der Stadt weiß streichen? Brandt: „Wenn ich es könnte, ich würde es tun.“

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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