„Örtchen“ wird für 10 000 Euro im Monat überwacht
Kölns Klo-Posse

Rechts das Toilettenhäuschen, links der Container für den 
Wachdienst. | Foto: Michael Bause

Nahe der Schildergasse, an der Kreuzung zur Krebsgasse, setzte die Stadt vor gut acht Jahren ein Toilettenhäuschen. Das kostete damals etwa 150 000 Euro. Das kleine City-Klo – es ist für eine Person ausgelegt – blieb jedoch nur wenige Monate in Betrieb. Danach fiel es sechs Jahre in einen Dornröschenschlaf. Vor knapp einem Jahr wurde es wieder geöffnet und kostet das Stadtsäckel seitdem 10 000 Euro – im Monat. Das dürfte vielen Kölnern stinken ...

Köln. Anthrazitfarben, Glasfront, selbst öffnende Edelstahltür: Der stylische „Thron to go“ für Citygänger macht schon etwas her. Gleich daneben, weniger nett anzusehen, ein Metallcontainer mit Tür und zwei Fenstern. Das ist der „Dienstsitz“ von wechselnden Security-Kräften.
Zwölf Stunden täglich ist darin immer jemand zugegen, um das Toilettenhäuschen zu bewachen. Auf diese Weise will die Verwaltung die Probleme umgehen, die damals zur schnellen Schließung des Häuschens geführt haben. Denn da es so nahe am Drogen-Hotspot Neumarkt gelegen ist, wurde es regelmäßig von Junkies aufgesucht, die sich dort ihre Spritzen setzten.

Das Wachpersonal stellt laut Stadt nun sicher, dass nur Befugte die Toilette betreten dürfen. Und zwar ausschließlich werktags von 9 bis 21 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 18 Uhr. In der übrigen Zeit bleibt das City-Klo unbewacht – und daher geschlossen.
Noch einmal zum Mitschreiben: 10 000 Euro Steuergelder im Monat für die Bewachung einer (!) Toilette, damit sie nur Befugten zugänglich ist. Doch wie stellt der Wachdienst fest, wer befugt ist und wer nicht? „Alleine durch die Präsenz vor Ort wird eine missbräuchliche Nutzung weitestgehend verhindert“, erklärt eine Stadtsprecherin gegenüber „EXPRESS – Die Woche“ hierzu.

Außerdem trage der Wachdienst dafür Sorge, dass die Toilette nur einzeln betreten werde – wobei natürlich Ausnahmen für Eltern kleiner Kinder oder andere Betreuungspersonen gelten würden. Zusätzlich sei so, laut Stadt, dafür gesorgt, dass nach den maximal 15 Minuten Nutzungsdauer kontrolliert wird, dass die Nutzer die Toilette wieder verlassen haben. Doch könnte nicht einfach, wie in vielen öffentlichen Toiletten üblich, eine blaue Innenbeleuchtung installiert werden? Blaues Licht sorgt dafür, dass Drogenabhängige keine Vene finden und sich so keinen „Schuss“ setzen können.

Das sieht die Stadt jedoch anders und teilt mit, dass es mittlerweile genügend Möglichkeiten gebe, diese Lösung zu umgehen. „Drogenabhängige markieren sich die Einstichstellen zum Beispiel bereits vorher oder behelfen sich mit dem Licht eines Smartphones“, so die Stadtsprecherin. Gegen eine missbräuchliche Nutzung durch Obdachlose sei blaues Licht ebenfalls nicht geeignet.

Bleibt die Frage, warum die Bewachung satte 10 000 Euro im Monat kostet. Auch dafür hatte die Stadt auf Anfrage dieser Zeitung selbstverständlich eine Erklärung parat: Neben den Personalkosten, die im Übrigen an Sonn- und Feiertagen höher sind, beinhalte der Betrag ebenfalls die arbeitsplatzbezogenen Kosten. Darin berücksichtigt seien die „Gestellung eines Dienstcontainers sowie pauschale Kostenansätze für das Eingreifen zur Unterbindung einer missbräuchlichen Nutzung, die Inanspruchnahme hoheitlicher Hilfe bei Bedarf und die Räumung der Toilette zum Dienstende zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung“.
Und übrigens: Falls Sie in der City einmal müssen, aber unter Bewachung einfach nicht können: Auf der Internetseite toiletten.koeln hält die Stadtverwaltung eine Übersicht aller öffentlichen Toiletten bereit. (alk.)

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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