Geschichten aus dem Schtetl
Beeindruckender Leseabend in Osberghausen

Wieslawa Wesolowska (l.) und Inge Rasch verstanden es, das Publikum in die Welt der Chassidim zu entführen. | Foto: Gunter Hübner
  • Wieslawa Wesolowska (l.) und Inge Rasch verstanden es, das Publikum in die Welt der Chassidim zu entführen.
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Engelskirchen - (gh) Die Kirche St. Mariä Namen im Engelskirchener Stadtteil
Osberghausen war gut besucht, als die Abendglocken zu läuten
begannen. Dieses Mal riefen sie aber nicht zum Gottesdienst.
Stattdessen erfüllten das schlichte Kirchenschiff zunächst
traditionelle jüdische Klezmermelodien, virtuos gespielt von Diakon
Rolf Faymonville und die Gäste, darunter auch Kreisdechant Christoph
Bersch, wussten, dass sie ein besonderer Abend erwartet.

Eingeladen hatten die KulturKirche Oberberg, das Katholische
Bildungswerk, die Oberbergische Gesellschaft für Christlich-Jüdische
Zusammenarbeit und die Gemeinde Engelskirchen, denn im Rahmen der
Kulturwoche las die in Köln lebende Schauspielerin Wieslawa
Wesolowska aus dem Buch „Die Erzählungen der Chassidim“. In
diesem Werk hat der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878
bis 1965) Geschichten aus der Welt des osteuropäischen Judentums, und
hier speziell der Chassidimen (der Frommen), zusammen getragen.

Der Chassidismus entstand im 18. Jahrhundert und stellte eine streng
religiöse Bewegung innerhalb des Judentums dar, die gerade in den
östlichen Ländern Europas viele Anhänger fand. Zumeist lebten die
Chassidimen in bitterer Armut in ihren Dörfern (Schtetl). Sie hielten
an ihrer Tradition und ihrem Glauben fest, gerade auch als der Zweite
Weltkrieg ausbrach und Elend, Not, Grauen und Tod mitbrachte. Trotz
allem spiegelt die Sammlung der Geschichten und Legenden einen
erfrischenden Humor wider, der von Wieslawa Wesolowska eindrucksvoll
vermittelt wurde. Es gab aber auch nachdenkliche Episoden, Geschichten
gespickt mit Lebensweisheiten und solche, die gelebte Religiosität
wiedergaben. So traf Inge Rasch, die die einzelnen Passagen des Buches
vorstellte, auch den Punkt, als sie festhielt „Dieses Werk spiegelt
gelebtes Leben wider und so sollten wir uns auch heute in Trauer an
diese Menschen und ihre untergegangene Kultur erinnern“. Dies wurde
durch musikalische Zwischenspiele von Rolf Faymonville eindrucksvoll
untermalt. Das Publikum konnte so in die verlorene Welt der Chassidim
eintauchen und sie zumindest für eine Weile in all ihren Facetten
gedanklich nachspüren. Es erlebte einen berührenden und nachdenklich
stimmenden Abend.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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