Krimi spielt mitten im Veedel
Der Pate von Ehrenfeld

Der Kiosk auf dem Lenauplatz ist einer der Handlungsorte von Manfred Theisens Krimi. | Foto: zVg
  • Der Kiosk auf dem Lenauplatz ist einer der Handlungsorte von Manfred Theisens Krimi.
  • Foto: zVg

Der Kölner Autor Manfred Theisen schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendromane. Für seine in Israel, Estland und der Karibik spielenden Romane wurde er ausgezeichnet. Jetzt kommt „die Familie“ nach Ehrenfeld.

von Angelika Stahl

Ehrenfeld. „Ohne uns wäre Köln längst wie Sodom und Gomorra“, erklärt Albert Nagel seinem Neffen Marlon. Vom Erscheinungsbild glich Marlons Großonkel eher einem Geschäftsführer von Hugo Boss. In der Kölner Unterwelt hatte Albert Nagel sich jedoch über die Jahrzehnte einen Namen wie Al Capone gemacht.

„Der Pate von Ehrenfeld“ lautet der Titel des neuesten Romans des Kölner Autors Manfred

Theisen.

Mit der Figur des jungen Paten Marlon in einer wild-humorvollen Mafiastory dringt Theisen tief in den urkölschen Stadtbezirk ein. Marlon ist im Grunde ein netter Kerl und frisch verliebt in Smilla. Doch er soll die Mafiageschäfte seines Großonkels übernehmen. Das erschwert allerdings die Sache mit dem „Nettsein“. Ein bisschen Pech hat er obendrein. Und dann ist da auch noch die albanische Mafia. Sie droht das heilige Gleichgewicht von Clans und Klüngel in der Stadt ordentlich durcheinander zu bringen – denn die kennt keine Gnade und erst recht nicht das „Kölsche Grundgesetz“.

„Ich wollte die Geschichte einer kölschen Familie schrei-ben, die in Ehrenfeld spielt. Der Stoff dafür lag sozusagen vor der Haustüre“, erzählt Theisen, der selbst im Veedel verwurzelt ist. Er kennt die Mentalität der Leute, mit all ihren Ecken und Kanten, wie er sagt. „Das Buch ist ein wilder Mix aus Kölsch, Mafia und Klüngel. Man kennt sich, man hilft sich. Ein etwas durchgeknallter Humor, ein bisschen schmulddelig, immer Herz und jede Menge Schlitzohren. Das ist Ehrenfeld“, fasst Theisen selbst die Geschichte zusammen.

Wer die 250 Seiten liest, macht Bekanntschaft mit einem ganz besonderen Ort, etwas schockierend und herzlich zugleich. Da gibt es eine Leiche in der Tiefgarage des Kaufland, einen Mops, der durch eine Überdosis Heroin auf einer Luftmatratze im Pool sein Leben aushaucht, eine abergläubische Oma und den Kommissar, der sich mit der geordneten Aufteilung von Kölns Mafiawelt arrangiert hat. Alle Personen im Roman, so der Autor, seien natürlich reine Fiktion.

Mit der Figur des Marlon schafft es Theisen, seinen Titelhelden nicht nur als einen über Leichen gehenden Mafiosi darzustellen, sondern, was ihm wichtig war „mit ein bißchen Herz“. Natürlich kommt der Lokalkolorit auch nicht zu kurz. Etwas Stadtteilgeschichte und Handlungsorte, wie der Kiosk auf dem Lenauplatz oder die Landmannstraße, machen den Krimi nicht nur für viertelskundige Leser zum Vergnügen. „Der Pate von Ehrenfeld“ ist im Gemeiner-Verlag erschienen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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