Keine Autobahn mit dem BUND
Umwelt- und Naturschutzorganisation lehnt A 553 strikt ab

Achim Baumgartner und Holger Sticht (v.l.) an der Stelle des möglichen AD Lind. Eine Machbarkeitsstudie des BUND kommt zu dem Ergebnis, dass eine Rheinquerung nicht umsetzbar sei. | Foto: König
  • Achim Baumgartner und Holger Sticht (v.l.) an der Stelle des möglichen AD Lind. Eine Machbarkeitsstudie des BUND kommt zu dem Ergebnis, dass eine Rheinquerung nicht umsetzbar sei.
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PORZ - (kg). Drei oder vier Bluthänflinge sind auf einer kleinen Wiese
auf Futtersuche. Die faustgroßen Vögel aus der Familie der Finken
stöbern ungestört hinter einem Zaun, der den Schwalbensee vor dem
Zutritt Unbefugter schützt. Kommt die A 553, werden voraussichtlich
hier die Ab- und Zufahrten des Autobahndreieck Lind gebaut, und der
Schwalbensee womöglich zugeschüttet.

Zudem würde die rund zehn Kilometer lange vierstreifige Autobahn die
große Freiflur zwischen Rhein, Köln, Troisdorf und Niederkassel
zerschneiden. „Gravierende Einschnitte in die Natur werden dadurch
ausgelöst“, sagen Holger Sticht und Achim Baumgartner vom Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die A 553-Pläne stoßen
beim BUND, 1975 im Zuge der Deutschen Umweltbewegung gegründet, auf
strikte Ablehnung. Der NRW-Landesverband erstellte im vergangenen
November eine Machbarkeitsstudie und betitelt sie mit „Rheinquerung
Wesseling/ Langel ist nicht umsetzbar“.

In dem Papier geht es um FFH-Gebiete, Artenschutz, den Langeler
Flutpolder, um Trinkwasser, Luft und Klima, um Gesundheit,
Klimawandel, um Lärm und Naherholung. Zur Studie erklärt
BUND-NRW-Vorsitzender Sticht in einem Schreiben an den
Verkehrsausschuss der Stadt, dass „der Plan des
Bundesverkehrsministeriums keine Chance auf Umsetzung hat, da er mit
gültigen Normen zum Umwelt- und Naturschutz nicht vereinbar ist“.
Gleichfalls wendet Sticht sich gegen „Salami-Taktik“, und damit
gegen einen offenen Brief der vernetzten Gemeinschaft Porzer
Bürgervereine, die sich zuvor an die Verkehrsausschüsse der Stadt
Köln und des Landes wandten. In dem Brief wird um Prüfung gebeten,
ob Teilabschnitte - wie der Anschluss von den Spicher Seen bis auf
Höhe des Kreisels zwischen Libur und Uckendorf - zeitlich deutlich
vorgezogen werden könnte. „Die vorgetragenen Ideen sind
abenteuerlich, der Gesetzgeber hat die Unteilbarkeit der
Umweltprüfung rechtlich unangreifbar verankert“, sagt Sticht.

„Die A 553 hat keinen sachlichen Bedarfsnachweis. Es gibt keinen
Grund, diese Autobahn zu bauen, und so viel Geld auszugeben“, stellt
der BUND-Landesvorsitzende klar. Das  Projekt wird mit rund 367
Millionen Euro Gesamtkosten beziffert. „Das Geld für die A 553
steht zur Verfügung“, sagte kürzlich NRW-Verkehrsminister Michael
Groschek.

Für Baumgartner, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg, werden die
Verkehre „nur verschoben, wenn die Querspange gebaut wird“. Vom
Ministerium fordert er Gelder, damit der BUND ein eigenes
Fachgutachten erstellen kann. „Wir wollen die Alternativenprüfung
wegen der A 553“, erklärt er. Etwa 20.000 bis 30.000 Euro könne
solch ein Gutachten kosten, ein Jahr die Erstellung dauern, sagt der
Diplom-Landschaftsarchitekt.

Dass Bundesverkehrswegepläne (BVWP) nicht immer oder gänzlich
umgesetzt werden, zeigt die Historie der A 31, die zwischen Emden und
Bottrop gebaut wurde, aber ursprünglich durch das Ruhrgebiet sowie
über Kürten, Overath, Lohmar, Siegburg und Hennef mit Rheinbrücke
bei Remagen führen sollte. Autobahnstümpfe der A 61 bei Bad Neuenahr
zeugen von dem Vorhaben, dass zwischen 1973 und 1982 eine
Aktionsgemeinschaft verhinderte. Die A 31 besaß im BVWP die höchste
Dringlichkeitsstufe.

Aktuell sammeln die Mitglieder des BUND Fakten: „Wir nehmen eine
Bestandsentwicklung von Vögeln im A 553-Korridor vor“, sagen Sticht
und Baumgartner. Zehn bis 20 Rebhühner-Reviere seien bereits erfasst.
„Das sind die Hälfte aller Brutpaare in der rechtsrheinischen
Kölner Bucht“. Die Region beherberge in NRW den größten Bestand
des stark gefährdeten Vogels, „und nimmt weiter ab“, sagt
Baumgartner. Im Herbst sollen die Bestände aufgenommen sein, darunter
Kiebitze, Fledermäuse, Wachteln und der Bluthänfling.

 

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RAG - Redaktion

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