Fußballkreis Euskirchen
Frauenpower an der Spitze

Sonntags findet man Doris Mager in der Regel dort, wo die SG Flamersheim/Kirchheim gerade spielt. | Foto: Paul Düster
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  • Sonntags findet man Doris Mager in der Regel dort, wo die SG Flamersheim/Kirchheim gerade spielt.
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Kreis Euskirchen/Kirchheim - Warum nicht mal eine Frau? Mit dieser Antwort überraschte Rainer
Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), unlängst
als er nach möglichen Nachfolgern für den zurückgetretenen
DFB-Präsidenten Reinhard Grindel gefragt wurde.

Mittlerweile erscheint dieses Szenario gar nicht mehr so abwegig, denn
während mit Lahm, Völler und Co. bis dato alle öffentlich
gehandelten, männlichen Kandidaten dankend abgewunken haben, hat mit
der Düsseldorferin Ute Groth nun eine Frau ihre Bewerbung für den
vakanten Posten eingereicht. Es wäre ein absolutes Novum in der bald
120-jährigen Geschichte des größten Sportfachverbandes der Welt.
Und im Grunde erscheint es unvorstellbar, denn aktuell werden 17 von
18 Posten im DFB-Präsidium von Männern bekleidet.

Im Fußballkreis Euskirchen ist man in punkto Frauenquote schon einen
deutlichen Schritt weiter. Tatsächlich steht seit einigen Wochen mit
Doris Mager sogar eine Frau an der Spitze des Dachverbandes aller
Fußballvereine im Kreis Euskirchen. Die 53 Jahre alte Kirchheimerin
bekleidet damit als erste Frau im Bereich des immerhin 52 Kreise
zählenden Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) dieses Amt.

„Du spinnst!“ So lautete die Antwort von Doris Mager, als
Kreisfußballchef Hubert Jung sie fragte, ob sie nicht seine
Nachfolgerin werden wolle. Dabei war die Frage gar nicht mal so
abwegig, denn immerhin ist die gelernte Bankkauffrau schon seit 2013
im Kreisvorstand aktiv - zunächst als Beisitzerin der
Jugendspruchkammer und ab 2016 dann als stellvertretende Vorsitzende
und Ehrenamtsbeauftragte. „Ich habe mir das lange überlegt und
natürlich auch mit meiner Familie besprochen“, erzählt Doris
Mager.

Irgendwie war die Antwort aber klar, denn im Hause Mager dreht sich
seit mehr als 30 Jahren eigentlich alles nur um Fußball. Ehemann
Josef hat selbst viele Jahre gekickt und ist mittlerweile als Trainer
aktiv. Unter anderem hat er Sohn Lukas von den Bambini bis zur
A-Jugend trainiert. Der wiederum - mittlerweile 21 Jahre alt - ist
sonntags für die SG Flamersheim/Kirchheim in der Kreisliga B am Ball
und betreut selbst die E-Junioren der SG Kirchheim/Arloff. Und wenn
Vater und Sohn Mager in Sachen Fußball unterwegs sind, ist Doris
Mager nicht weit. Von Anfang an!

Jahrelang hat sie das Team von Ehemann Josef und Filius Lukas als
Betreuerin begleitet und ist dadurch nach und nach auch in die
Jugendarbeit bei ihrem Heimatverein SC Fortuna Kirchheim
reingewachsen. Als Frau habe sie sich dabei allerdings so manches Mal
durchsetzen und behaupten müssen, gesteht Doris Mager. „Eine Frau
in einer Führungsposition im Fußball ist halt immer noch etwas
Besonderes.“

Als Kreisfußballchefin ist Doris Mager natürlich mehr denn je in
Sachen Fußball unterwegs. Nicht nur auf der Geschäftsstelle in
Euskirchen, sondern auch auf dem Platz. Sie verpasst kaum ein
Heimspiel des Nachwuchses der SG Kirchheim/Arloff und sonntags ist sie
immer dort zu finden, wo der Junior gerade spielt - auch auswärts.
„In 17 Jahren habe ich vielleicht fünf Spiele von Lukas
verpasst!“

Dabei lässt sie kaum eine Gelegenheit aus, um mit den
Vereinsvertretern ins Gespräch zu kommen und zu erfahren wo der Schuh
drückt. „Der Dialog auf Augenhöhe mit den Vereinen ist mir
wichtig. Ich komme selbst aus einem kleinen Verein und kenne deren
Probleme, Sorgen und Nöte“, so Mager. „Viele sind froh, wenn sie
überhaupt den Spielbetrieb auf die Beine gestellt bekommen.“

Die Fußstapfen ihres Vorgängers Hubert Jung sind groß. „Vieles
muss ich mir noch anlesen“, gesteht Doris Mager. Umso erfreuter ist
sie, dass ihr erfahrene und kompetente Kollegen zur Seite stehen.
Überhaupt versteht sie sich als Teil eines Vorstandsteams. „Ich war
schon immer ein Teamspieler“, betont die neue Kreisvorsitzende.

Grundlegende Veränderungen strebt Doris Mager in ihrem Amt nicht an.
„Wir werden das Rad jetzt nicht neu erfinden, aber natürlich
müssen wir unsere Arbeit den Gegebenheiten und Veränderungen
anpassen.“ Als eine ihrer großen Aufgaben betrachtet sie die
Stärkung und Förderung des Ehrenamtes. „Ehrenamtliches Engagement
sollte - sofern möglich - auch von den Arbeitgebern mehr unterstützt
werden. Dafür möchte ich mich einsetzen.“

Außerdem möchte Doris Mager eine Plattform für Frauen im
Fußballsport schaffen, eine Art runden Tisch zum Austauschen, „aber
auch um mehr Frauen zu animieren, sich im Fußball zu engagieren - und
zwar nicht nur als Schriftführerin im Vorstand, sondern vielleicht
auch als Trainerin.“

Und was sagt Doris Mager zu der Kandidatur von Ute Groth als
DFB-Präsidentin: „Ich kenne sie nicht, ich finde das aber super.
Grundsätzlich sollte ein DFB-Präsident oder eine DFB-Präsidentin
wissen, was an der Basis im Amateurbereich los ist. Als
Vereinsvorsitzende ist Frau Groth in diesem Metier zuhause und bringt
Erfahrung mit.“

Die Kandidatur einer Frau für den DFB-Präsidentenposten sei
natürlich etwas Besonderes; „und ich befürchte, dass das die
Männer zu verhindern wissen.“ Für Doris Mager ist aber trotzdem
klar: „Wenn die Qualifikation stimmt, würde ich sie sofort
wählen.“ Oder, um es mit den Worten von Rainer Koch zu sagen: Warum
nicht mal eine Frau? 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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