Reise in Bonns Unterwelt
Wo mit Hochdruck am Kanal gearbeitet wird
Bonn - Das Tiefbauamt der Bundesstadt saniert seit Jahren und ohne
Unterlass das marode Kanalnetz der Stadt. Auf dem Venusberg läuft ein
besonders ehrgeiziges Kanalprojekt.
Wie tief ist das denn noch? Die Leiter nimmt absolut kein Ende. Immer
tiefer geht es in die Grube hinab. Es wird zunehmend dunkel. Und warm.
Ah, da ist ja Schluss. Endlich. Die müden Knochen schmerzen schon
ganz schön. Und da ist... Mist, da ist die nächste Leiter. Abermals
ein Abstieg. Noch wärmer, noch dunkler.
Es geht in den neuen Kanal an der Robert-Koch-Straße, Ecke
Bodelschwinghweg: 60 Meter lang. Die 1,40 Meter durchmessenden
Betonröhren, je 3 Meter lang, werden hier ins Geröll gepresst. Mit
einem Verfahren, das Bauleiter Wolfgang Frömbgen folgendermaßen
erklärt: „Das Gestein wird abgegraben, kann wegen der besonderen
Vorgehensweise nicht nachrutschen und dann, dann drücken
Hydraulikstäbe mit einer Kraft von 12 Tonnen die Rohre durch das
Gestein."
Der neue Kanal ist groß dimensioniert, auch ausreichend für
Starkregen? „Quatsch", sagt Tiefbauamtsleiter Peter Esch. „Gegen
Starkregen, ein Naturereignis, ist kein Kraut gewachsen. Auch kein
Kanal."
Das normale Abwasser füllt den Kanal nur wenig. Das meiste kommt
buchstäblich von oben, Sickerwasser vom Regen. Die Baustelle dauert
Monate länger als geplant. Und wird auch teurer als geplant. Warum:
„Was vorher keiner wissen konnte: Wir haben hier rolligen Boden", so
der Bauleiter. Das heißt, das er immer wieder nachdrückt. Quasi wie
eine Anhäufung von Kugeln. Das zu stabilisieren ist sehr aufwändig.
Das ist wie bei runden Kieseln. Und das auf der gesamten Länge von 60
Metern." Das Bauwerk wird eine knappe Million Euro kosten. Neben dem
rolligen Boden erschwerten erhebliche Grundwassereinbrüche die
Arbeit. „Und zu allem Überfluss haben wir auch noch zwei
Mittelspannungskabel gefunden", so Peter Esch. Das sind die
10.000-Volt-Versorgungsleitungen, von denen die
Strom-Haushaltsleitungen abzweigen."
Na, dann gehen wir doch jetzt mal von der Abzweigung in den Kanal.
Gehen ist gut. 1,40 Meter niedrig ist das Ganze. Und 60 Meter lang. 13
Meter unter der Erde. Das, was da unter uns als schmales Rinnsal
verläuft, ist das Abwasser. Peter Esch erzählt was von
„Kampfmitteln". Ja, das kann auch noch die Arbeit aufhalten.
Pro Jahr hat die Stadt Bonn 15 bis 20 große Straßenbauprojekte, Wie
den jetzigen Kanalbau. Dazu kommen einfachere Dinge wie das Umbauen
von Bushaltestellen. „Wir müssen laut Bezirksregierung pro Jahr 20
Millionen Euro in das Kanalnetz investieren", weiß Peter Esch. 1.000
Kilometer lang ist das Bonner Kanalnetz. Mit 130 Pumpwerken leitet man
das Abwasser in die Klärwerke.
Und zu guter Letzt: Wo man vorher runter gegangen ist, muss man auch
wieder rauf. Dazu nur eine Bemerkung von einem, der dabei war: „Die
Dusche hinterher war nicht nur wegen des Schweißes und des Staubes
notwendig, sie trug auch geruchstechnisch erheblich zum
Familienfrieden bei...
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- Harald Weller
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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