Raus aus dem Dornröschenschlaf
Axel Schönfelder erweckt seine Burg Dattenfeld

Im Stundenrhythmus führte Burgherr Axel Schönfelder die Gruppen durch die Burg. | Foto: Schmidt
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  • Im Stundenrhythmus führte Burgherr Axel Schönfelder die Gruppen durch die Burg.
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Dattenfeld -

Lebendig, voller Ideen und behutsam im Umgang mit seiner „alten
Dame“, der Burg Dattenfeld, so lässt sich Axel Schönfelder in
Kurzform beschreiben. Der 53 Jahre alte Unternehmer aus Sankt Augustin
hatte schon immer ein Faible für altes Gemäuer. Als die Burg in der
Gemeinde Windeck zum Verkauf stand, war es beim ersten Anblick um ihn
geschehen. Im vergangenen Jahr wurde „die alte Dame“, wie er sie
liebevoll nennt, die Seine.

Zum ersten Mal durfte die Öffentlichkeit nun das Innenleben
besichtigen. Alle sieben Führungen, bei denen der Hausherr
persönlich seine Zukunftspläne an einem Sonntag vorstellte, waren
vollständig ausgebucht. Je 20 Personen pro Gruppe genossen den
Rundgang durch die Burg. Teilnehmer Willy Hinz hatte als Kind dort
gespielt, seine Partnerin Annette Wirths und andere Teilnehmer aus der
Umgebung hatten noch nie Bekanntschaft mit der Burg gemacht.

Wie eine Symbiose präsentierten sich Schönfelder und das
herrschaftliche Haus. „Die ,alte Dame‘ durfte 400 Jahre lang den
Menschen keine Freude machen. Sie freut sich, jetzt ihre Strahlkraft
voll zu entfalten. Besitz bedeutet für mich, dass jeder daran Freude
hat“. Am heutigen Eingang zum Haus beginnt die Führung. „Es
handelt sich um einen Anbau, früher lag er auf der
gegenüberliegenden Seite, wo er in Zukunft wieder sein wird.
Ursprünglich wurde das Haus quadratisch gebaut, Anbauten und Türme
kamen später dazu. Ich möchte jeden Raum entsprechend seiner Bauzeit
zurückbauen“. Ab etwa 1660 verliert sich für 200 Jahre die
Geschichte des Hauses. Ein Archäologe hilft bei der Bestimmung, was
wann wo war.

Im umgebenden Park hat Schönfelder tonnenweise Baumwurzeln entfernen
lassen, um die Anlage ebenerdig zu gestalten. Im ehemaligen
Hühnerhaus soll eine Küche aus dem 17. Jahrhundert mit Backstube
entstehen. Die Terrasse ist ganz neu, dort findet gerade ein
Barbecue-Seminar statt. „Die Bewirtschaftung wird die Kosten nie
decken“, so der Eigentümer, „aber das ist mir egal“.
Schönfelder hat sechs Unternehmen, die Burg ist seine Herzenssache,
bei der die Wirtschaftlichkeit nicht im Vordergrund steht. „Ich will
sie begleiten, damit etwas bleibt und später eine Stiftung
gründen“. Begrünt werden soll auch der verkümmerte Park. Beim
Freilegen des Steingartens wurde ein ehemaliges Wasserbecken gefunden.
Antiquitäten aus der Burg sollen in den Boden einlassen und unter
Glas beleuchtet werden, ebenso wie schon jetzt die Burg nachts in
wechselnder Beleuchtung erstrahlt. Dann geht es in den sogenannten
Rittersaal im Haus. „Hier hat immer die Kommunikation
stattgefunden“, berichtet Schönfelder. Eingerichtet sei die Burg
noch mit beim Kauf übernommen Antiquitäten, doch die sollen zum
größten Teil verkauft werden, da sie meist portugiesischen Ursprungs
sind. In Zusammenarbeit mit dem Heimatmuseum in Altwindeck möchte er
versuchen, sie durch Originalmöbel der Zeit zu ersetzen. Ein Problem
sei die Feuchtigkeit bei dem Bau aus Grauwacke. „Wir müssen auch im
Sommer heizen“.

Erhalten bleiben die 100 Jahre alten holländischen Kacheln im
Speiseraum, auch die Durchreiche aus der Küche und ein Speiseaufzug
in die obere Etage. Das Haus besteht aus vorwiegend nicht allzu
großen Räumen. An den Türrahmen lässt sich erahnen, wie klein die
Menschen damals waren. Der Vorbesitzer hat die meisten Räume als
Gästezimmer gestaltet und mit Duschen und Bad ausgestattet.
„Sanitäreinrichtungen, Strom, Wasser, darauf wollen wir nicht
verzichten, aber es soll beim Rückbau behutsam neu eingebaut werden.
Meine alte Dame und ich entscheiden Schritt für Schritt, wie
restauriert wird“. In einem Baustellenraum zeigt Schönfelder einen
frisch freigelegten Durchgang sowie einen alten, auf dem Dachboden
gefundenen Lehmwickel. Die sollen zur Isolierung des Daches wieder
Verwendung finden. Die Besucher dürfen alle Räume, sogar das
Privatgemach des Hausherrn, durchstreifen. Simone und Siggi Geppart
sowie Beate Patt sind Nachbarn und nach der Führung überzeugt:
„Was er erzählt, hat Hand und Fuß, er wird etwas Schönes aus der
Burg herauskitzeln“.

„Was wir heute brauchen sind ,good news‘„, verabschiedete der
Hausherr die erste Gruppe mit dem Hinweis, dass 2019 der 400.
Geburtstag der alten Dame gefeiert wird. Die Führungen waren
kostenlos, gebeten wurde um eine Spende zugunsten des Heimatmuseums in
Altwindeck.

- Sylvia Schmidt

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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