Oase der Gesundheit
Ein Blick hinter die Kulissen einer modernen Apotheke

Die für Jedermann sichtbaren Medikamente in den Regalen sind verschwunden. Über Displays werden inzwischen die Medikamente nur noch angezeigt. | Foto: Zierden
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  • Die für Jedermann sichtbaren Medikamente in den Regalen sind verschwunden. Über Displays werden inzwischen die Medikamente nur noch angezeigt.
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Sankt Augustin - Es ist kühl und dunkel, doch der Roboter weiß genau, wo er hin muss.
Er erreicht sein Ziel und prompt erfasst er das geforderte Medikament.
Per Knopfdruck holt er das, was der Apotheker braucht. Der Kunde sieht
nur, wie seine Packung in die Ablage fällt. Dies gehört in der
Rathaus-Apotheke in Sankt Augustin zum gewöhnlichen Ablauf. Die
Medikamente in den Regalen für Jedermann sichtbar sind verschwunden.
„Wir sehen nicht mehr aus wie eine herkömmliche Apotheke", sagt
Apotheker Florian Wehrenpfennig.

Über Displays werden zwischenzeitlich noch Medikamente in Regalen
angezeigt und auch die Arbeit des Roboters kann per Video verfolgt
werden. Dabei stellt der Apothekenleiter ganz klar: „Wir haben die
ganze Technik hier verbaut, damit mehr Zeit für die Kunden bleibt".
Früher erhielt der Apotheker ein Rezept und sei erst einmal weg
gewesen. „Wir können immer bei den Menschen bleiben und der Kontakt
reißt nicht ab". Wie lange also der Apothekenbesuch dauert, liegt von
dieser Seite aus gesehen beim Kunden selbst.

Derartige Minihochregallager inklusive Roboter gibt es seit 20 Jahren.
Rund 3.000 Apotheken greifen darauf zurück. In der Apotheke im
Huma-Einkaufspark liefert der Roboter innerhalb von fünf Sekunden das
Medikament. Bisher sei er noch nicht an seine Kapazität gekommen.
Über zwei Mulden können die Medikamente automatisch eingelagert
werden. Entwickelt wurde das Regalsystem von dem Unternehmen Rowa aus
der Eifel, welches seit zwei Jahren zu Becton Dickinson gehört. Der
Kommissionierer hat eine integrierte Kühlung und ist hier 3,50 Meter
hoch und sieben Meter lang bei einer Breite von 1,60 Meter. Der Rowa
Vmax, so die Bezeichnung, kann über 20.000 Medikamente lagern.

Neben dem Herzstück der Apotheke ist Platz für einen weiteren
Lagerraum, einen Mehrzweckraum für die Mitarbeiter inklusive Küche
und Bett für den Notdienst sowie das Büro des Apothekenleiters.

Durch den Neubau des Huma-Einkaufsparks konnte Wehrenpfennig sich auf
260 Quadratmetern ganz neu und „aufgrund der ganzen Technik sehr
effektiv" aufstellen. Alle Räume wurden optimiert. Der Apotheker und
sein Team sind begeistert, und finden, dass dies „dem Architekt gut
gelungen" sei.

2016 zählte die Rathaus-Apotheke zu einem von 300 Objekten beim
„Tag der Architektur". Auf diese Auszeichnung folgte die Nächste:
eine Präsentation in der „Deutsche ApothekerZeitung". Für die
Sankt Augustiner Apotheke ein „Ritterschlag". Seither melden sich
auch Kollegen aus der Branche, die sich vor Ort alles anschauen
möchten.

Dabei geht es nicht nur um den Verkaufsbereich, den die Kunden sehen,
sondern auch um die Technik, die dahintersteckt. Die Beratungsplätze
sind mit Scheiben voneinander getrennt, sodass die Diskretion
gewährleistet ist. Am Platz selbst sind Touch-Screens integriert,
sodass der Apotheker dem Kunden nicht nur das Medikamentenregal
bildlich zeigen, sondern seine Erklärungen mit Videos darstellen
kann. Die gleichen Videos und alles, was erklärungswürdig ist, etwa
der Gebrauch von Asthmasprays, zeigen auch weitere Touch-Screens in
der Apotheke an. Videos lassen sich auf das eigene Smartphone senden.

„Zu jedem erklärungsbedürftigen Medikament sind Infos hinterlegt",
sagt Wehrenpfennig. Weitere digitale Inhalte folgen. „Ich denke, es
wird sich extrem entwickeln". Dabei seien dies die ersten Schritte in
die richtige Richtung. „Wenn alles fertig ist, werden die Menschen
begeistert sein", ist der 53-Jährige überzeugt.

Die Displays zum Selbstausprobieren bieten die Informationen in rund
30 Sprachen. Neben Gesundheitschecks und internationalen Themen finden
sich diverse Medikamente wieder. „Es ist nicht einmalig, aber das
gibt es noch nicht so oft", sagt Wehrenpfennig.

Hinter den Kulissen neben dem Roboter liegt das Labor. In diesem Raum
können die Apotheker verschiedene Kapseln selbst herstellen. Gerade
für die Kinderklinik sei die individuelle Rezeptur wichtig.

Doch nicht nur erkrankte Menschen sind in der Apotheke willkommen. Im
Präventionsbereich „wollen wir ein kompetenter und gesunder Partner
sein mit allen Möglichkeiten".

Nah am Menschen und ihren Sorgen sei die Situation, um ihnen Lösungen
bieten zu können. „Das ist die Vision, die mich bis 2017 getragen
hat", erklärt Wehrenpfennig. 1994 übernahm er die Apotheke von
seiner Mutter. Das war noch im „alten" Huma-Einkaufspark. Dort
arbeitete er mit fünf Mitarbeitern auf 170 Quadratmetern. Bis heute
ist sein Team auf 20 Mitarbeiter gewachsen. Die Umbauzeit sei für
alle eine harte Belastung gewesen. Für ihn gehörte das
unternehmerische Risiko dazu, aber das neue Ladenlokal „macht sehr
viel Spaß, um neue Dinge zu kreieren und umzusetzen". Demnach
entschied er sich für die Digitalisierung.

Am Anfang sei dies für die Kunden etwas ungewohnt gewesen, aber im
Vordergrund steht die Fokussierung auf das Wesentliche - in diesem
Fall: der Mensch.

„Menschliche Wärme tut besonders gut bei Krankheit" und der
persönliche Kontakt ist es, worum es geht. In der heutigen Zeit mit
Smartphone und Internet hätten es die Apotheken vor Ort nicht leicht.
Daher geht es in der Rathaus-Apotheke schließlich nicht nur um
Krankheit sondern auch um die Gesundheit. Besonderer Vorteil der
digitalen Verarbeitung ist zudem eine schnelle Lieferfähigkeit des
Online-Sortiments - stündlich wird die Apotheke beliefert.

- Monika Zierden

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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