Ja, so war'n die alten Rittersleut
Franzis Margerie wohnt in ehemaliger Ritterburg

Das „trutzige“ alte Gemäuer ist umgeben von einem großen, gepflegten Garten. | Foto: Gast
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  • Das „trutzige“ alte Gemäuer ist umgeben von einem großen, gepflegten Garten.
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Neunkirchen - Nur wenige Menschen wissen, dass es in Neunkirchen auch eine alte
Ritterburg gibt. Der ehemalige Adelssitz „Haus Dahl“ liegt etwas
versteckt an der dicht bebauten Dahlerhoferstraße. Als Klaus-Peter
und Franzis Margerie im August 1980 das Gebäude entdeckten, war es
schon recht verkommen. Es hatte bis zum Zweiten Weltkrieg den Grafen
von Nesselrode als Försterwohnung gedient. Im Krieg hatten dort
Flüchtlinge gewohnt, anschließend hatte es einen kleinen
Gärtnereibetrieb beherbergt und zuletzt waren die Gebäude schon
einige Jahre nicht mehr genutzt worden.

Das Ehepaar verliebte sich in das Anwesen, kaufte es und begann mit
der Sanierung. „Dabei kam hinter den dicken Mauern das schönste
Fachwerk zum Vorschein“, erinnert sich Franzis Margerie. Mit viel
Gespür für den denkmalwürdigen Bau renovierte die Familie - auch
die beiden 14 und 15 Jahre alten Kinder halfen mit - das Gebäude,
erneuerte Fenster und Böden, baute sanitäre Anlagen und Heizung ein
und gestaltete die kleinen Zimmerchen behutsam um. So wurde
beispielsweise aus dem Stall eine Wohn-Ess-Küche, aus einem Schuppen
eine Töpferwerkstatt.

Eine Falltür, durch die man in den Keller gelangte, wurde zugemauert.
Der Keller - „der einzige noch erhaltene Tonnengewölbekeller im
Rhein-Sieg-Kreis“ sagt Franzis Margerie - ist jetzt nur noch über
eine Außentür zugänglich. Im Dezember 1980 zog die Familie ein.
Kurze Zeit später entstand nebenan, wo bisher nur Wiesen und Felder
lagen, ein Haus nach dem anderen und eine neue Straße wurde gebaut.

In der Folgezeit wuchs das Interesse an dem historischen Bau und es
kamen immer öfter Besucher, die das restaurierte Gebäude besichtigen
wollten. Auch Franzis Margerie beschäftigte sich mit der langen und
bewegten Geschichte der Burg. Beispielsweise mit den rauflustigen
Brüdern Johann und Elias von Daele (Dahl), die zeitweilig in Fehde
mit der Stadt Köln lagen. Denn im 14. Jahrhundert wurde ihre Burg
nicht nur von Raubrittern überfallen, sondern um 1378 sogar „mit
der mit viel Frucht gefüllten Scheune“ angezündet.
Stadtköllnische Söldner sollen die Tat verübt zu haben. Und so gab
es einen Rechtsstreit zwischen der Stadt Köln und den Herren der
kleinen Burg in Neunkirchen. Wahrscheinlich blieb nur der Keller vom
Brand verschont und die übrigen Gebäudeteile wurden in
Fachwerkbauweise wieder aufgebaut.

Seit dem 15. Jahrhundert wechselte das Haus zu Dahl, wie es auch
genannt wurde, mehrmals seine adligen Besitzer bis Franz Freiherr von
Nesselrode-Reichenstein es 1687 kaufte und das Haus bis 1980 im Besitz
der Grafen von Nesselrode blieb. Franzis Margerie fühlt sich wohl in
dem alten Gemäuer: „Es ist, als ob das Haus mich beschützt. Die
Menschen früher hatten ein Gefühl dafür, wo ein guter Platz zum
Bauen ist“. Liebevoll pflegt sie den großen Garten um ihr Anwesen,
der von einem Nussbaum beschattet wird, und stattet ihn mit selbst
getöpferten Skulpturen aus. Mit der vorbildlichen Fassadenbegrünung
- das Efeu wird alle vier Jahre mit einem Hubwagen geschnitten -
gewann sie 1993 den ersten Preis eines Wettbewerbs, 1996 wurde sie
für den Mut zum naturnahen Garten ausgezeichnet. Ein etwa acht Meter
tiefer Brunnen, der früher zur Wasserversorgung diente, ist
mittlerweile versiegt und zugewachsen. Sicherheitshalber ist er mit
einer Betonplatte abgedeckt. Dieser tiefe Brunnen und der alte
Gewölbekeller mit einem geheimnisvollen Fluchttunnel, dessen Ausgang
sich im Wald befinden soll, beflügelt nicht nur bei wissbegierigen
Kindern die Fantasie…

- Christa Gast

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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