Im Wasserwerk
Wie Trinkwasser gewonnen wird

Foto: Aggerverband
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Reichshof - Für viele mag sich der Zusammenhang zwischen dem Thema “Verborgene
Orte“ und der Wiehltalsperre im ersten Augenblick nicht
erschließen; sieht man doch an verschiedenen Aussichtspunkten die
ganze Pracht der Talsperre.

Sie dient der reinen Trinkwasserversorgung und dem Hochwasserschutz in
einem Einzugsgebiet, das sich über 46 Quadratkilometer erstreckt.
Gefüllt ist sie mit 31,5 Millionen Kubikmeter Wasser. Die
Wasserfläche beträgt 2,2 Quadratkilometer.

Damit ist sie gleichzeitig die größte der fünf Talsperren, die der
Aggerverband betreibt und liegt in der Gemeinde Reichshof. Was man
neben dem gestauten Wasser oberhalb der Wasseroberfläche sehen kann,
sind der Wasserentnahmeturm und der Hauptdamm.

Der Hauptdamm ist 360 Meter lang, auf der Talsohle 195 Meter dick und
53 Meter hoch. Von hieraus gelangt man über eine Brücke zum 50 Meter
hohen Wasserentnahmeturm. Unter Wasser ist der Turm durch einen
Entnahmestollen mit dem Wasserwerk verbunden. Das Innenleben im
Hauptdamm, dem Entnahmeturm und -stollen bleibt den Fachleuten des
Aggerverbandes vorbehalten. Allerdings gibt es auch Führungen, durch
Gänge, Wege und Räume, die ansonsten der Außenwelt verborgen
bleiben. Meist starten diese am Wasserwerk und führen mehrere hundert
Stufen hinauf zur Dammkrone.

Mess- und Kontrolleinrichtungen übernehmen hier die ständige
Überwachung des Dammes. Oben angekommen, nutzt man die Brücke, um
den Entnahmeturm zu erreichen. Dort sind erneut zahlreiche Stufen
durch eine Art Wendeltreppe abwärts zurückzulegen, bevor man zum
unterirdischen Entnahmestollen gelangt. Dieser ist mit zwei großen
Rohrleitungen bestückt und bringt die Besucher neben dem Wasserwerk
wieder ans Tageslicht.

Im Wasserwerk selbst gibt es ebenfalls eine Vielzahl von
Treppenstufen, die zu den Aufbereitungsanlagen führen. Große
Filteranlagen, Pumpen und Turbinen erzeugen hier einen hohen
Geräuschpegel. Von den Temperaturen her ist es hier recht kühl.
Trinkwasser ist ein streng überwachtes Lebensmittel, für das der
Gesetzgeber eine Trinkwasserverordnung festgelegt hat. Chemische,
mikrobiologische und physikalische Vorgaben müssen unbedingt
eingehalten werden. Diese werden in regelmäßigen Abständen
kontrolliert. Ein kurz beschriebener Ablauf gibt einen kleinen
Einblick über die   Trinkwasseraufbereitung, die dem späteren
Nutzer meist verborgen bleibt, weil lediglich das Endprodukt bei ihm
ankommt.
Das Wasser aus der Talsperre kommt in der „Pumpenhalle“ an und
wird zur Stromerzeugung durch bis zu drei Turbinen geleitet. Nach
einer UV-Bestrahlung wird dem Rohwasser Kohlendioxid, zur ph-Wert
Einstellung für spätere Aufbereitungsschritte, zugegeben.

In drei großen Vorreinigungsanlagen wird dem Wasser
Eisen(III)-chlorid beigemengt. Dadurch kommt es zu einer Flockung und
im Anschluss zur Flockenabtrennung. In der ersten Filterhalle
durchläuft das Wasser dann eine über ein Meter dicke
Quarzsandschicht. Danach hat das Wasser bereits Trinkwasserqualität.
Der ersten Filtration folgt eine zweite, reine
“Sicherheitsfiltration“. Dem so aufbereiteten Trinkwasser wird
noch eine geringe Menge Chlor zur Desinfektion – für die lange
Reise im Verteilsystem – zugeführt. Über den gesamten
Aufbereitungsprozess im Wasserwerk erfolgt eine geringfügige
Aufhärtung und ph-Wert Regulierung des sehr weichen Talsperrenwassers
mittels Kalkhydrat.

Im Wasserwerk Auchel befindet sich die Wasserleitstelle, die die
technischen Anlagen des Aggerverbandes überwacht. Von hier aus werden
Einsätze geplant, Störungen lokalisiert und noch vieles andere mehr.
Sie ist 24 Stunden besetzt und  über die Hotline 08 00/77 66 65 5 zu
erreichen.
Der Aggerverband ist erst der dritte Talsperrenbetreiber von insgesamt
20 innerhalb Deutschlands, der sich Anfang des Jahres dem sogenannten
“TSM“ (Technisches Sicherheitsmanagement) unterzogen hat. Neben
internen Prüfungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ging es
ebenso um eine Gefährdungsbeurteilung der technischen Anlagen, die
ohne Einschränkungen mit einer Zertifizierungsurkunde bestätigt
wurden.
Verborgen bleiben allerdings für immer auch die elf Ortschaften, die
unter dem Wasser der Wiehltalsperre ihre letzte Ruhe fanden. Dazu
gehören Nothausen, Niederodenspiel, Hohl, Sprenklingen, Jägerhaus,
Ufersmühle, Auchel, Berg, Dresbach, Finkenrath und Kühlbach.
Interessante Führungen bietet die Kurverwaltung der Gemeinde
Reichshof an
(www.reichshof.org). Weitere
Infos zum Aggerverband gibt es unter
www.aggerverband.de.

- Sabine Rühmer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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