Geerbter Bunker
Zeuge aus dunkler Zeit

Im Garten des Bliesheimer Grundstücks befindet sich hinter Sträuchern der Einstieg aus Beton und Stahl.  | Foto: Scheel
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  • Im Garten des Bliesheimer Grundstücks befindet sich hinter Sträuchern der Einstieg aus Beton und Stahl. 
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Erftstadt-Bliesheim - Ein Grundstück an der Frankenstraße in Erftstadt-Bliesheim weist
einen besonderen Ort auf: Sein Besitzer ist „Bunkererbe wider
Willen“. Die Großeltern hatten der Gemeinde für den Bau der
großen, unterirdischen Luftschutzanlage während des Zweiten
Weltkriegs aber die ­Genehmigung dazu erteilt.

Gut 25 Meter verläuft der rund 2,50 Meter schmale Gang unterhalb der
Erde entlang der rückwärtigen Grenze des Grundstücks. Die
Ausgänge, durch die einst Schutzsuchende auf die Lambertusstraße
beziehungsweise auf das Grundstück an der Frankenstraße gelangten,
wurden nach dem Krieg zugeschüttet. Der Bunker und der Eingang auf
dem Grundstück blieben jedoch erhalten. Mitten im Garten befindet
sich - hinter einem Sichtschutz aus Sträuchern - der Einstieg aus
Beton und Stahl. Der Bunker ist noch begehbar und trocken, nur der
Zutritt gestaltet sich schwierig: Im Eingangs­bereich sind Teile des
Erdreichs abgesackt. Wir gehen dennoch hinein.

Ein „Deep-Purple“-Schriftzug an der Bunkerinnenwand zeugt von der
zwischenzeitlichen, pragmatischen Verwendung, die die Anlage fand. Als
Jugendlicher, berichtet der Bunkererbe,­ feierte er dort Partys: Er
mauerte eine kleine Theke, stellte Sessel hinein und konnte, ohne die
Nachbarn zu stören, die Musik so laut aufdrehen, wie er wollte. Der
Luftschutzraum diente auch eine Zeit lang der Zucht von Speisepilzen
– Champignons und Braunkappen gediehen dort besonders gut. Heute
würde der Bliesheimer den Bunker, der zusammen mit dem Grundstück
von den Großeltern an die Eltern und schließlich an ihn vererbt
wurde, gerne abtragen lassen, um Platz für einen Neubau zu schaffen.
Mit einer entsprechenden Anfrage wandte er sich vor einigen Jahren an
das zuständige Bundesvermögens­amt. Dieses wies jedoch jegliche
finanzielle Beteiligung an den hohen Abrisskosten zurück. Inzwischen
hat sich der Bliesheimer mit seinem Bunker arrangiert und das neue
Gebäude an einer anderen Stelle des Grundstücks errichtet.

Mit Kriegsbeginn entstanden in unserer Region und somit auch auf dem
Gebiet der heutigen Stadt Erftstadt zahlreiche öffentliche
Luftschutzräume. Nach Auskunft des Erftstädter Stadtarchivars Dr.
Frank Bartsch kann man davon ausgehen, dass in allen Stadtteilen
Bunker vorhanden waren beziehungsweise heute noch sind. Auch
Kellerräume öffentlicher Gebäude – in Erftstadt zum Beispiel in
der Kierdorfer Schule – und private Keller konnten als
Luftschutzräume fungieren. Zur Stabilisierung der Keller­decke
erhielten sie dann eine hölzerne Stützkonstruktion. „Einige Bunker
wurden zwar nach dem Krieg abgebaut, in Erftstadt etwa der große
Schutzraum in Oberliblar zwischen Heidebroichstraße und dem Liblarer
Bahnhof“, erklärt Bartsch, oftmals aber wurden nur die Eingänge
zugemauert oder abgerissen, der Bunker als solches blieb erhalten.“

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- Claudia Scheel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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