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2.200 Kilometer Autobahn werden zentral aus Leverkusen gesteuert

In der Straßen.NRW-Verkehrszentrale in Leverkusen werden aktuelle Verkehrslage, Infrastrukturdaten und Baustelleninformationen zusammengeführt. | Foto: Gabi Knops-Feiler
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  • In der Straßen.NRW-Verkehrszentrale in Leverkusen werden aktuelle Verkehrslage, Infrastrukturdaten und Baustelleninformationen zusammengeführt.
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Leverkusen - Wer – außer Insidern – weiß schon, dass das gesamte
nordrhein-westfälische Autobahnnetz aus Leverkusen gesteuert wird?
Und doch ist es so, seit die Verkehrsbehörde Straßen.NRW 2013 das
Herz der Verkehrszentrale zur Bonner Straße 70 im Stadtteil Opladen
verlegt hat. Warum in Leverkusen?

"Hier ist ein Ballungsraum zwischen Köln und Düsseldorf, von hier
ist alles gut zu erreichen“, begründet Dr. Hanno Bäumer, Leiter
der Verkehrszentrale NRW. Carsten Halm ist einer der Herren über
insgesamt 2.200 Autobahnkilometer.

Insgesamt 86 Mitarbeiter, je vier pro Schicht, sitzen an sieben Tagen
pro Woche rund um die Uhr in der Leitzentrale und überwachen den
Verkehr. Aktuelle Lage, Daten über Infrastruktur und Informationen
über Baustellen fließen dort zusammen. „Wenn mir langweilig ist,
dann geht es den Leuten da draußen gut“, beschreibt Halm. Mit
anderen Worten: Wenn Halm nichts zu steuern oder zu regeln hat, dann
fließt der Verkehr. Aber sobald ein Stau in seinem
Zuständigkeitsbereich – in diesem Fall das Leverkusener Kreuz und
die Autobahnen rings um Köln – entsteht, muss er reagieren. Dann
passt der gelernte Straßenwart die Texte an, die Verkehrsteilnehmer
wenige Sekunden später auf den großen, blauen Digital-Schildern
über der Autobahn zu sehen bekommen. Das sind die so genannten
dWiSta-Tafeln, das Wort steht für „dynamische Wechselwegweisung mit
integrierter Stauinformation“.

Halm empfiehlt aber auch Strecken für eine Umleitung. Oder er gibt
zeitweilig Standspuren frei, sobald er in der Kamera sieht, dass es
sich an einer Stelle staut – eine ebenso bewährte wie effiziente
Methode, um kurzzeitig auftretende Spitzenbelastungen beispielsweise
bei Großveranstaltungen, Messen oder im Berufsverkehr durch die
Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten zu bewältigen. Insgesamt 60
Monitore am Arbeitsplatz und neun große Wandbildschirme müssen der
Mann aus Hürth und die anderen Beschäftigten in der Zentrale im Auge
behalten.

Auf insgesamt 540 Autobahnkilometern hat die Verkehrszentrale weitere
Möglichkeiten zur Streckenbeeinflussung. Telematik ist der
Oberbegriff über das System, bei dem Daten über den aktuellen
Verkehrsfluss sowie die jeweiligen Umweltbedingungen wie Sichtweite,
Niederschlag oder Temperatur gewonnen und bewertet werden. Es ist
nichts anderes als „Steuerung auf Distanz“.

Kein anderes Bundesland setzt zur Stauvermeidung so stark auf
elektronische Verkehrssteuerung wie Nordrhein-Westfalen. Denn während
die Anzahl der Fahrzeuge stetig ansteigt, lässt sich das Straßennetz
in Nordrhein-Westfalen nicht beliebig ausbauen. Wer Mobilität
erhalten und Staus vermeiden will, muss den Verkehr so steuern, dass
freie Strecken besser genutzt und der Verkehrsfluss harmonisiert
werden.

In den kommenden Jahren werden auf 135 Kilometern des Autobahnnetzes
weitere Streckenbeeinflussungsanlagen installiert. Sie geben – je
nach Verkehrssituation – die Geschwindigkeiten vor und warnen vor
Staus, schlechtem Wetter und Baustellen. Die Unfallquote soll durch
den Einsatz der Anlagen um bis zu 30 Prozent gesenkt werden.

Den Zufluss auf die Autobahn steuern „Zuflussregelungsanlagen“ –
Ampeln, wie sie schon seit Jahren beispielsweise in Leverkusen an der
Zufahrt zur A3 zu finden sind. Aktuell sind 97 von bundesweit 104
dieser Anlagen in NRW installiert.

Seit die Organisation für Verkehrsmanagement in Leverkusen gebündelt
wurde, ist das Haus ein Provisorium. Neuerdings gibt es die Zusage
für einen Neubau. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst überbrachte sie
bei seinem Antrittsbesuch. Der Bund investiert von 9,5 Millionen Euro.
„Damit kann die Verkehrszentrale raus aus ihren beengten räumlichen
Verhältnissen und sich für die Zukunft rüsten“, sagte Wüst. Der
Baubeginn ist für Sommer 2018, die Fertigstellung für 2020 geplant.
Künftig wird der Verkehr also noch besser aus Leverkusen gelenkt.

Gruppenbesuche in der Verkehrsleitzentrale sind nur nach Anmeldung
(Tel. 02171/58086-0) möglich.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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