Der Winter kann kommen
Winterdienst: Stadtbetrieb Frechen trainiert für den Ernstfall

Letzte Übung vor dem Schneefall: Mitarbeiter des Winterdienstes trainieren noch einmal mit dem wenigen Multicar und den größeren Räumfahrzeugen. | Foto: Lars Kindermann
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  • Letzte Übung vor dem Schneefall: Mitarbeiter des Winterdienstes trainieren noch einmal mit dem wenigen Multicar und den größeren Räumfahrzeugen.
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Frechen - Zum Winter gehört für viele Leute Schnee: Schön weiß soll er sein
und am besten pünktlich zum Weihnachtsfest in einer geschlossenen
Decke liegen. Damit Glätte und Schnee die Festtagsstimmung nicht
verhageln, müssen Straßen und Gehwege eisfrei gehalten werden.
Dafür sind die Stadtbetriebe der Kommunen und Straßen NRW
zuständig. Unsere Redaktion hat sich einmal hinter den Kulissen
umgesehen und der Stadtbetrieb Frechen GmbH bei der Vorbereitung des
Winterdienstes über die Schulter geschaut.

„Von den insgesamt circa 520 Straßen in Frechen, sind 332 Straßen
im Winterdienst und davon noch einmal 190 in der Priorität eins.
Damit ist der Winterdienst der Stadt Frechen sehr großzügig
organisiert“, erklärt Dieter Hoffmann, Geschäftsführer der
Stadtbetriebe Frechen. Das bedeutet, dass es im Frechener Stadtgebiet
circa 180 Straßenkilometer gibt, die offiziell als gefährliche oder
verkehrswichtige Stellen eingestuft werden und dementsprechend
geräumt oder gestreut werden müssen. Das sei für eine Kleinstadt
wie Frechen sehr viel, so Hoffmann weiter.

Um alle Straßen freihalten zu können, stehen in Frechen insgesamt
fünf Einsatzfahrzeuge bereit: Drei mittlere Fahrzeuge, ein Lastwagen
sowie ein kleines Multicar. Letzteres ist in der Fußgängerzone, auf
Radwegen und in engen Straßen im Einsatz. 22 Beschäftigte können im
Notfall im Zweischichtensystem alle wichtigen Straßen im Stadtgebiet
frei von Eis und Glätte halten. Zusätzlich werden Bushaltestellen,
Fußgängerüberwege, Treppen, Brücken, Parkplätze und Friedhöfe
manuell verkehrssicher gemacht.

Damit es zu keinen Engpässen kommt, wurden dieses Jahr 460 Tonnen
Salz und circa 30.000 Liter Sole eingelagert. Sole ist ein
Flüssigsalz, das besser auf der Straße und auch an Autoreifen haften
kann. So trägt jeder etwas dazu bei, dass die Straßen eisfrei
werden. Das Streusalz beginnt jedoch bei längerer Lagerung zu
klumpen. „Wir hatten schon einmal richtige Brocken dabei“,
erzählt Henning Krämer, Leiter des Winterdienstes und
Sachgebietsleiter für Straßenerhaltung, Schulen und Kindergärten.
Mittlerweile sei man dazu übergegangen, dass Salz im Sommer auf dem
Hof auszubreiten und aufzulockern. Darüber hinaus habe man das
Altsalz nach vorne geholt, damit es zuerst aufgebraucht werden kann.

Dreimal täglich erscheint der Wetterbericht, sodass geprüft werden
kann, ob am nächsten Tag ab 5 Uhr Kontrollfahrten im Stadtgebiet
stattfinden müssen, um zu schauen, ob und wo es glatt ist. „Im
letzten Winter waren wir insgesamt 35 Mal im Einsatz, davon waren 13
Einsätze nur Kontrollfahrten“, berichtet Christian Rings, ebenfalls
Leiter des Winterdienstes und Sachgebietsleiter für Geographische
Informationssysteme und Bäume. Früher sei man noch mit zwei Autos
gefahren und habe die Zentrale verständigt, wenn es irgendwo glatt
war, heute würden direkt zwei Einsatzfahrzeuge kontrollieren. So
spare man sich den Aufwand hinterher auszurücken und könne sofort
streuen, so Hoffmann. Besonders glatt werde es in Frechen im Bereich
der Brücken, auf Straßen mit Gefälle, wie der Sebastianus Straße
in Königsdorf und auf dem Neubuschbeller Weg durch die Angrenzung an
das offene Feld.

„Wenn es richtig glatt ist, fahre ich manchmal auch rückwärts“,
erklärt Detlev Stenzel, Fahrer im Winterdienst. So kann er über die
bereits gestreute Straße fahren. Seit 22 Jahren arbeitet er bei den
Stadtbetrieben und ist mit dem Prozedere bestens vertraut. „Die
Neuen sind häufig unsicher wenn das Räumschild auf dem Boden
aufsetzt. Das kann schon ziemlich ruckeln und vibrieren.“ Deshalb
sei man dazu übergegangen vor dem Winter immer eine Einweisung
durchzuführen, sodass jeder Fahrer weiß, wie die Systeme bedient
werden und wie es sich anfühlt, mit den Räumfahrzeugen zu fahren.

Über diese Einweisung ist auch Tobias Jarosch froh. Er ist zum ersten
Mal beim Winterdienst dabei. Vor zwei Wochen hat er die Einweisung
für das Multicar erhalten. Das kleine wendige Fahrzeug mit
Vollhydraulik kann mit seiner Bürste den lockeren Schnee noch besser
aus dem Weg räumen. Damit es keine Behinderung im normalen
Straßenverkehr darstellt, erreicht es eine Höchstgeschwindigkeit von
80 Stundenkilometern.

Kleine Probleme tauchen derweil durch digitalen Navigationssystem auf.
So existieren in Königsdorf, sowie in der Nähe von starken
Trafohäusern Funklöcher. Bis das herausgefunden wurde, habe es
einige Nerven gekostet. „Jetzt erscheint in solchen Bereichen eine
Meldung auf unserer Karte und es wird per Anzeige gefahren“,
berichtet Hoffmann. Eine zusätzliche Herausforderung stellte die
Fußgängerzone dar. Da die Karte des Navigationssystems auf
gewöhnlichen Straßenkarten basieren, musste man schon etwas
tricksen, um mit den Fahrzeugen dort fahren zu können. „Wir haben
das jetzt so eingestellt, dass das System denkt wir wären zu Fuß
unterwegs“, erklärt Rings.

Insgesamt sei man aber zuversichtlich, dass alles reibungslos ablaufen
wird, auch wenn der perfekte Winter für die Stadtbetriebe weder
Schnee noch Frost beinhaltet. Das sollte man jedoch lieber keinem
Winterliebhaber mitteilen. Immerhin würde das bedeuten, dass es keine
weißen Weihnachten geben wird.

- Lena Großekathöfer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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