Bayer-Kreuz erhellt Leverkusener Nachthimmel
Leuchtkraft scheint fünf Kilometer weit

Es gehört seit Jahrzehnten zu den Wahrzeichen Leverkusens: Entsprechend groß war der Protest der Bürger, als dem Bayer-Kreuz 2009 der Abriss drohte.
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Leverkusen - Für Leverkusener Bürger hatte das „Bayer-Kreuz“ schon immer
eine besondere Bedeutung. In ihren Augen war es nicht einfach nur die
größte Leuchtreklame der Welt. Sondern auch Erinnerungen an die
Kindheit.

Hier ein Beispiel: Kinder, die früher nach einer langen Reise im Auto
der Eltern eingeschlafen waren, dann auf der Autobahn in Höhe des
Bayerkreuzes wieder aufwachten und das Symbol sahen, wussten, dass sie
gleich zu Hause sind. Erwachsene setzten das 1958 eingeweihte
Wahrzeichen gar mit einem Stück Stadtgeschichte gleich. Nach ihrer
Meinung stand es für Historie und den symbolischen Wandel der Bayer
AG: Weg vom Unternehmen, das in der Stadt sozial engagiert und mit
seinen Beschäftigten eng verbunden war, hin zum Weltkonzern mit
Gewinnorientierung. Wohl auch deshalb war der Protest in der
Bevölkerung entsprechend groß, als 2009 der Abriss des Sinnbildes
drohte. 
Nun, das überdimensionale Wahrzeichen ist geblieben und steht immer
noch. Und zwar auf dem Dach des Lanxess-Gebäudes B9. Das war nicht
immer so.

Denn bereits 1933 gab ein Bayer-Kreuz. Der Vorgänger der heutigen
Großlichtanlage war im Durchmesser sogar noch größer – insgesamt
72 Meter – und war zwischen zwei 126 Meter hohen Schornsteinen des
G-Kraftwerkes aufgestellt. Als zum ersten Mal 2.200 Glühbirnen
aufleuchteten, war die technische Sensation perfekt. Doch das
Firmenlogo wurde bei Kriegsbeginn 1939 im Zuge der Verdunkelung
abgestellt und 1944 demontiert.

Es dauerte fast 20 Jahre, bis ein neues Bayer-Kreuz mit einem
Durchmesser von 51 Metern und einige hundert Meter entfernt
aufgestellt, abermals Maßstäbe setzte. Es wiegt 300 Tonnen und
hängt – fixiert durch 35 Drahtseile mit rund 3.000 Metern Länge
– an zwei 118 Meter hohen Stahlmasten, die eigens dazu errichtet
wurden. Damit das gesamte Netz straff gespannt bleibt, erhalten die
Drahtseile 30 Tonnen Gegengewicht.
Seit 2009 ist Thorsten Thran der zuständige Ingenieur für das
Bayer-Kreuz. Wurden die sieben Meter hohen Buchstaben B-A-Y-E-R bis
dahin durch handelsübliche 40-Watt-Glühbirnen zum Leuchten gebracht,
so wurden diese im Jahr 2009 ausgemustert und gegen effizientere und
innovativere Leuchtkörper ersetzt.

Dabei handelt es sich um exakt 1.712 matte Leuchtdioden (LED) zu je
vier Watt. Farbton und Strahlkraft der LED entsprechen genau den
herkömmlichen Glühlampen. Aber die Einsparung von Energie ist enorm.
„Der stündliche Stromverbrauch liegt bei rund 6.800 Watt“,
verdeutlicht Thran, „das entspricht etwa dem Verbrauch von drei
Wasserkochern“. 
Ein Bajonettanschluss an den Leuchtkörpern sorgt für sicheren Halt
in den Seilen, die sich ständig bewegen. Dazu kommen Fassungen,
Gummidichtungen und viele andere Gegenstände, „die allesamt
Sonderanfertigungen sind“, erklärt der Ingenieur. 

Nicht nur Energie-, sondern auch Betriebskosten sind seit dem Wechsel
drastisch gesunken. Thran: „Was heute in einem Jahr ausgetauscht
wird, musste früher alle vier Wochen erneuert werden.“ Darüber
hinaus hat sich das Erscheinungsbild verbessert. „Seither haben wir
weniger Lücken im Bayer-Kreuz“, freut sich Thran. Hinzu kommt, dass
die modernen Lichter für eine gleichmäßige, harmonische
Ausleuchtung sorgen, so dass die Wahrnehmbarkeit des Lichts nicht
länger vom Blickwinkel des Betrachters abhängig ist.

Eine Anzahl alter Glühbirnen ist bis heute auf Lager. „Die werden
wir wohl spenden“, vermutet Thran. Und ein Teil ist fürs eigene
Archiv bestimmt. 
Wenn Kinder heute nachts im elterlichen Auto aufwachen, dann ist das
Bayer-Kreuz noch immer als verlässlicher Fixpunkt am Nachthimmel bis
fünf Kilometer weit sichtbar. Es gibt nur zwei Ausnahmen: Im
Frühjahr und im Herbst wird das Kreuz jeweils zwischen 22 und 4 Uhr
abgeschaltet. Damit soll verhindert werden, dass Zugvögel durch die
helle Beleuchtung die Orientierung verlieren und in eine tödliche
Falle geraten. Besichtigungen des Bayer-Kreuzes sind grundsätzlich
nicht möglich. Zugelassen sind nur wenige Techniker. Und Journalisten
in Ausnahmefällen.

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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