120-jährige Ära ging zu Ende
Große Abrissparty am Brühler Schlachthof

Längst nicht mehr im Gebrauch: Hier wurden die angelieferten Schweine vor ihrer Schlachtung mit Wasser und Nahrung versorgt. | Foto: Harald Zeyen
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  • Längst nicht mehr im Gebrauch: Hier wurden die angelieferten Schweine vor ihrer Schlachtung mit Wasser und Nahrung versorgt.
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Brühl - Die Ortsgemeinschaft Brühl-Ost nahm kürzlich mit Führungen,
Vorträgen von Christian Bendermacher und Evi Gelath sowie Livemusik
Abschied von ihrem Wahrzeichen, dem Turm des alten Schlachthofes an
der Bergerstraße. Die Abrissparty, an der auch Bürgermeister Dieter
Freytag begrüßt werden konnte, war ein großer Erfolg. Zahlreiche
Bürgerinnen und Bürgern Brühls nahmen die Gelegenheit wahr, das
vielen von außen bekannte Gebäude noch einmal (auch von innen) zu
besichtigen, bevor es abgerissen wurde.

Zur Geschichte: Obwohl die Schlossstadt damals erst 5000 Einwohner
zählte, wurde in der Gemeinderatssitzung am 27. August 1896 der Bau
eines öffentlichen Schlachthofes beschlossen. Am 1. April 1898 konnte
dieser in Betrieb genommen werden. 1972 verkaufte die Stadt den
Schlachthof an die Familie Bendermacher. 2016 wurde der Betrieb
eingestellt. Im Januar und Februar 2018 begann mit dem Abriss der
alten Gebäude die Umgestaltung des Areals in einen Komplex mit mehr
als 100 neuen Wohnungen.

Doch eins nach dem anderen: Der Bau des neuen Schlachthofes, nach dem
Vorbild des Schlachthofes in Wesel, wurde vom Düsseldorfer
Architekten Ehrhardt in eineinhalbjähriger Bauzeit fertiggestellt. Er
wurde ausgeführt nach dem deutschen System, wobei alle Betriebsräume
unter einem Dach vereinigt so bequem wie möglich neben- und
zueinander liegen. Die jährlichen Kosten betrugen rund 220.000 Mark.
Zwischen 1898 und 1903 wurden durchschnittlich 900 Stück Großvieh,
2200 Schweine, 800 Kälber und einige Schafe und Ziegen geschlachtet.
Nach der Einführung des Schlachtzwangs stieg die Gesamtzahl der
Schlachtungen auf 6000. Da der Wasserverbrauch sehr hoch war, wurde
1912 ein eigener Brunnen gebaut. Erster Direktor war Dr. Samuel Levy,
Königlicher Oberstabsveterinär im 1. Weltkrieg und zeitweise
Stadtverordneter. Seine Frau Betty entstammte der angesehenen Familie
Fröhlich aus der Burgstraße.

1928 stieg die Zahl der Schlachtungen 1928 auf 8200. Zwei Bomben
schlugen im 2. Weltkrieg in die Verwaltung und in die Zerlegehalle
ein, die beide 1955 wieder aufgebaut wurden. 1949 wurde der Tierarzt
Dr. Hermann Terhorst Direktor des Schlachthofes, der dort wenige Jahre
später auch eine Dienstwohnung mit Garten und Fischteich bewohnte.
Anfang der 1970er-Jahre begann schließlich die Ära Bendermacher. Die
Familie betrieb den Schlachthof über drei Generationen bis zu den
Brüdern Wolfgang und Thomas Bendermacher.

Im April 2016 schlossen sich für immer die Pforten auf dem rund 1,3
Hektar großen Gelände. Übrigens: Eine ausführliche Beschreibung
der Schlachthof-Historie von Evi Gelath findet man in Heft 1 der
„Verzällche usem Veedel – Geschichte(n) aus Brühl-Ost“.

Längst nicht mehr im Gebrauch: Hier wurden die angelieferten Schweine vor ihrer Schlachtung mit Wasser und Nahrung versorgt. | Foto: Harald Zeyen
Der Turm des Schlachthofes ist das Wahrzeichen der Ortgemeinschaft Brühl-Ost um den Vorstand Hans-Hermann Hürth (r.), Bea Reusch (2.vl.) und Dr. Wolfgang Kollenberg (2.v.r.), hier mit Bürgermeister Dieter Freytag und Chronistin Eva Gelath. | Foto: Harald Zeyen
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