Wie ernst muss ich die Corona-App nehmen?
Häufung von Warnhinweisen schließlich ka ...

Foto: iXimus auf Pixabay

Rhein-Sieg-Kreis - Bereits millionenfach wurde die Corona-App auf Smartphones
installiert. Sie soll dazu dienen, Infektionsketten zu unterbrechen,
indem - vereinfacht gesagt - Nutzer, die Kontakt zu einer infizierten
Person hatten durch die App gewarnt werden. Doch bedeutet Kontakt
nicht automatisch Ansteckung. Käme es zu einer Häufung von
Warnhinweisen ohne Infektion, besteht die Sorge, dass die Menschen sie
nicht mehr ernst nehmen.

Das nahm Marlis von der Hude, bis zum Ruhestand 2019
Statistikprofessorin am Fachbereich Informatik der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg, zum Anlass, zusammen mit der Professur für Statistik
der Freien Universität (FU) Berlin eine App zu entwickeln, mit der
man unter verschiedenen Annahmen schätzen kann, „wieviel korrekte
und wieviel Fehlalarme die Corona-App produzieren wird“.

Professorin Hude: „Wir nehmen an, dass die Corona-positiv getesteten
Personen vor der Erkennung der Infektion mehr oder weniger viele
persönliche Kontakte hatten. Dabei wird zwischen eher vorsichtigen
und eher kontaktfreudigen Personen unterschieden, die sich sowohl
bezüglich der Anzahl ihrer Kontakte, als auch ihres Verhaltens beim
Kontakt und damit der Wahrscheinlichkeit, andere Personen anzustecken,
unterscheiden.“ Es wird davon ausgegangen, dass sowohl die
infizierten Personen als auch alle Kontakte die Corona-Warn-App
aktiviert hatten.

Geht man davon aus, dass 85 Prozent der Personen eher vorsichtig sind,
im Mittel nur einen persönlichen engeren Kontakt haben, den sie aber
nur mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent anstecken, während
die Personen der anderen Gruppe im Mittel zehn engere Kontakte haben,
wobei jeder Kontakt mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent
angesteckt wird, so ergibt sich daraus eine Reproduktionszahl unter 1,
genau R = 0,94. Es werden im Mittel 2,35 über den Kontakt mit einer
positiv auf Corona getesteten Person informiert, wobei jedoch im
Mittel 1,4 Meldungen als „Fehlalarm“ bezeichnet werden können, da
keine Ansteckung erfolgt ist.

In der App können die Parameter verändert werden und mit ihnen das
Ergebnis: Sinkt die Zahl der vorsichtigen Personen auf die Hälfte und
die Betreffenden haben nun zwei Kontakte statt nur einen, steigt nicht
nur die Zahl der Fehlalarme auf 3, sondern die Reproduktionszahl
beträgt ebenfalls 3. Geringere Vorsicht in Verbindung mit mehr
Kontakten führt statistisch schnell zu einer deutlich höheren Zahl
an Fehlalarme und Reproduktionszahl, es gibt viel mehr tatsächlich
Infizierte und die Pandemie macht dieser Bezeichnung alle
Ehre.https://mvdh.shinyapps.io/corona-reproduktionszahl-fehlalarm/

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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