Todesfalle "Toter Winkel"
Viertklässler machten bei Experiment spannende Erfahrungen

Eine ganze Klasse „verschwindet“ im toten Winkel. Auch Polizeihauptkommissar Joachim Haas, der vor dem Lkw steht, ist vom Fahrersitz aus nicht zu sehen. | Foto: Gast
  • Eine ganze Klasse „verschwindet“ im toten Winkel. Auch Polizeihauptkommissar Joachim Haas, der vor dem Lkw steht, ist vom Fahrersitz aus nicht zu sehen.
  • Foto: Gast
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Rhein-Sieg-Kreis - „Wenn ein Lkw kommt, bleibt ihr am Zebrastreifen oder an der
Kreuzung immer stehen!! Egal, ob die Ampel rot oder grün ist“,
erklärte Jochen Quick den Viertklässlern der Theodor-Weinz-Schule in
Bad Honnef-Aegidienberg. „Und ihr wartet, bis der Lkw vorbei ist.
Denn ihr seid die schwächsten Verkehrsteilnehmer und habt keine
Chance, gesehen zu werden. Ihr habt nur ein Leben“.

Immer wieder ereignen sich Unfälle, oft sogar mit Todesfolge, bei
denen ein Fußgänger oder Radfahrer von einem Lkw-Fahrer im „toten
Winkel“ nicht gesehen und daher an- oder überfahren wird. Aus
diesem Grund hatte Quick, Geschäftsführer eines großen
Baustoffhandelsunternehmens mit über 40 Lastwagen und als Vater an
der Schule engagiert, der Schule ein entsprechendes
Sicherheitstraining angeboten.

„Das haben wir natürlich dankbar angenommen“, erklärt
Schulleiterin Rita Bachmann-Richarz. Und so konnten die Viertklässler
nach ihrer Radfahrausbildung mit Polizeihauptkommissar (PHK) Joachim
Haas, in der das Thema „toter Winkel“ auch angesprochen worden
war, einmal hautnah die Situation des Lkw-Fahrers in der Fahrerkabine
erleben. „Live gesehen und erlebt prägt sich das noch viel besser
ein als das Gehörte“, erklärte Bachmann-Richarz.

Jochen Quick hatte einen Sattelzug aus dem eigenen Fuhrpark
mitgebracht und zeigte den Schülern nun mit Unterstützung von
Polizist Haas, wie weit der „tote Winkel“ - der trotz mehrerer
Spiegel nicht einsehbare Bereich vor, hinter und seitlich des
Fahrzeuges - reicht. Zuerst einmal durften die Kinder schätzen und
mit Pylonen sowie anderen Materialien kennzeichnen wie weit sie vom
Fahrer noch gesehen werden können. Quick gab ihnen schließlich einen
Plan, anhand dessen die Schüler die wahren Maße des berüchtigten
„toten Winkels“ abstecken konnten. Da staunten selbst die
Erwachsenen: Eine ganze Schulklasse „verschwand“ in diesem
Bereich.

Alle Schüler kletterten nacheinander einzeln in die Fahrerkabine und
blickten durch die Frontscheibe wie in die verschiedenen Spiegel, um
ihre Klassenkameraden zu entdecken. „Es war cool da oben zu sitzen,
aber gesehen habe ich fast nichts“, stellte Jule fest und ihren
Klassenkameraden ging es nicht anders. Sogar im Polizeiauto war der
nicht einsehbare Bereich noch erstaunlich groß.

„Viele Lkw und Nutzfahrzeuge sind schon mit einem Abbiegeassistenten
ausgestattet oder nachgerüstet, die mit optischen und/oder
akustischen Signalen den Fahrer warnen, wenn sich ein Radfahrer oder
Fußgänger im gefährlichen Bereich befindet“, berichtete Quick,
der auch Präsident des Bundesverbands Wirtschaft, Verkehr und
Logistik (BWVL) ist. „Aber es gibt noch kein einheitliches System.
Jeder Lastwagen hat eine andere Ausführung und die Fahrer müssen
sich dann immer wieder umstellen. Beim alten Fuhrpark-Bestand lohnt
sich der Einbau nicht mehr. Und die Sicherheit ist eine trügerische:
Etwa bei Leitplanken gibt es eine gewisse Unschärfe. Wenn es dann
ständig piept, stumpft man ab. Deshalb ist solch ein
Sicherheitstraining so wichtig“. Für die dritten Klassen ist auch
schon eine Aktion geplant.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.