Noch besseres Trinkwasser
Vierte Reinigungsstufe in Much mit Ozonreaktor

Mit dem Drei-Millionen-Projekt will der Aggerverband - hier seine Vertreter Lothar Scheuer (re.) und Hubert Scholemann - ab nächstes Jahr die Trinkwasserqualität der Wahnbachtalsperre verbessern. | Foto: Röhrig
  • Mit dem Drei-Millionen-Projekt will der Aggerverband - hier seine Vertreter Lothar Scheuer (re.) und Hubert Scholemann - ab nächstes Jahr die Trinkwasserqualität der Wahnbachtalsperre verbessern.
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Rhein-Sieg-Kreis -

Das Wasser von Siegburg ist gut - aber bald können rund 800 000
Bürger in großen Teilen des Kreises, in Bonn und der Eifel von einer
noch besseren Trinkwasserqualität profitieren. Denn die
Wahnbachtalsperre soll noch sauberer werden. Künftig soll der Anteil
von Mikroschadstoffen im Trinkwasser schon in den Zuflüssen, vor
allem im Wahnbach, nämlich deutlich verringert werden. Der
Aggerverband will seine Kläranlage in Much für rund drei Millionen
Euro erweitern. Außerdem ist geplant, die Abwässer aus dem Klärwerk
in Much-Hillesheim zur Kläranlage Neunkirchen-Seelscheid
hochzupumpen, sodass sie nicht mehr in den Wahnbach fließen, sondern
in den Naafbach. Die Verantwortlichen in Gummersbach hoffen auf einen
Baubeginn schon im Herbst dieses Jahres oder zu Beginn 2019.

Bei dem Umbauprojekt in Much wird die bisher übliche Technik um eine
neuartige vierte Reinigungsstufe erweitert. Mit diesem Verfahren
können auch kleinste Gift- oder Spurenstoffe aus dem Abwasser in der
Anlage entfernt werden, die für 8.500 Einwohner ausgelegt ist. Meist
sind es die Rückstände von Chemikalien, die über Textilien, Arznei-
oder Pflanzenschutzmittel, Röntgenkontrastmittel oder
Korrosionsschutzmittel ins Abwasser gelangen. Diese Mikroschadstoffe
kommen allerdings nur in sehr kleinen Konzentrationen im Wasser vor,
nämlich bis zu einem Gramm in einer Million Liter Wasser. Die
Schadstoffe will der Aggerverband, wie sein Vorstand Professor Lothar
Scheuer und Abteilungsleiter Hubert Scholemann erläutern, mit Hilfe
eines Ozonreaktors eliminieren. Nach den traditionellen Stufen mit
mechanischer, biologischer und chemischer Reinigung wird das Abwasser
noch einmal mit Ozon behandelt, bevor es dann in den Wahnbach und
weiter in die Talsperre fließt. Dabei wird das Wasser mit Ozon
angereichert. Nach der Sauerstoffbehandlung entweicht ein Teil in die
Atmosphäre, der andere läuft über Sandfilter, um weitere Reststoffe
auszuschalten, die nicht ins Gewässer gelangen sollen. Die
Kläranlage Much bietet genügend Platz für eine solche Erweiterung.
Die Einleitung des Abwassers aus beiden Klärwerken in der bisherigen
Form will die Kölner Bezirksregierung künftig nicht mehr genehmigen.
Auch nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollen die
Auswirkungen von Mikroschadstoffen in den Gewässern künftig begrenzt
werden. Deshalb beantragte der Aggerverband schon Ende 2016 den Bau
der vierten Reinigungsstufe in Much bei der Bezirksregierung.

Im Zusammenhang mit dem Neu- und Umbau am Klärwerk Much wird es
möglicherweise aber zu einem Gerichtsverfahren kommen. Denn für den
Aggerverband soll der Bau der vierten Reinigungsstufe trotz der hohen
Kosten ein Null-Summenspiel werden, betonen Scheuer und Scholemann.
Wenn die Abwässer nicht in den Wahnbach und dann in die
Trinkwassertalsperre fließen würden, bräuchte der Aggerverband nach
ihrer Überzeugung nämlich nichts zu ändern. Deshalb müsse der
Wahnbachtalsperrenverband die Kosten tragen. Der ist aber anderer
Meinung, wie sein Geschäftsführer Norbert Eckschlag auf Anfrage
betont. Sowohl nach dem Verursacher-Prinzip als auch mit Blick auf die
Wasserrahmenrichtlinie müsse der Aggerverband die drei Millionen Euro
für Much und auch die zusätzlichen 1,7 Millionen Euro für die
Transportleitung von Hillesheim nach Neunkirchen-Seelscheid selbst
zahlen. Die Siegburger erfüllten nämlich schon heute bei weitem die
Anforderungen der Trinkwasserverordnung und lägen deutlich unter den
geforderten Grenzwerten. Notfalls will der Verband klagen, sagte
Eckschlag und verwies auf einen ähnlichen Rechtsstreit vor dem
Oberverwaltungsgericht, bei dem der WTV Recht bekommen hatte.

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