Fahrradbrücke zwischen Dreisel und Schladern
Moderation gescheitert

Naturschutz oder Tourismus? Die umstrittene Fahrradbrücke zwischen Dreisel und Schladern ist zunächst vom Tisch. | Foto: Röhrig
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  • Naturschutz oder Tourismus? Die umstrittene Fahrradbrücke zwischen Dreisel und Schladern ist zunächst vom Tisch.
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Siegburg/Windeck - Abgelehnt hat der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde in
Siegburg in seiner Sitzung am Donnerstag ein Moderationsverfahren für
die geplante Fahrradbrücke über die Sieg zwischen Dreisel und
Schladern.

Mit neun gegen fünf Stimmen votierte das Gremium deutlich gegen eine
Fortsetzung des Verfahrens, wie es der frühere Abteilungsleiter im
Nordrhein-Westfälischen Umweltministerium, Thomas Neiss, im Oktober
vorgeschlagen hatte.

Damit entschied sich der Naturschutzbeirat erneut gegen das
Projekt.

Hauptargument der mit Nein abstimmenden Mitglieder war die
Einschätzung, dass dieses Moderationsverfahren nicht ergebnisoffen
sei, weil es die Brücke als festen Bestandteil hat.

Der Vorsitzende des BUND im Kreis, Achim Baumgartner, beanstandete
außerdem die Forderung, die Naturschutzorganisation solle eine
Erklärung zum Klageverzicht unterscheiben. Baumgartner: „Das wird
der BUND niemals tun!“

Er sehe keine Perspektive, um „das Spiel Moderation“ weiter
mitzumachen und verwies auf den Hennefer Horstmannsteg. Dort sollte
eine vorhandene Siegbrücke im FFH-Gebiet durch eine neue ersetzt
werden, das Gericht beanstandete jedoch die Planung nach einer Klage
des BUND. Der Kreistag treibe den Naturschutzbeirat vor sich her, und
deshalb sollte jetzt ein Schlusspunkt gesetzt werden.

Brücke in den nächsten zehn Jahren nicht genehmigungsfähig

Der Rhein-Sieg-Kreis sei ohnehin gar nicht die zuständige Behörde,
sagte Baumgartner, denn es sei ein Planfeststellungsverfahren zwingend
vorgeschrieben. Also wäre die Bezirksregierung Köln zuständig. Die
Brücke sei in den nächsten zehn Jahren nicht genehmigungsfähig, das
könne man auch nicht schönreden.

Dem widersprach Gisela Jacob von der Kreisverwaltung.

Die Bezirksregierung habe der Kreisverwaltung gesagt, es gebe kein
Planfeststellungsverfahren und der Kreis könne die Sache in eigener
Regie entscheiden.

Dr. Michel Pacyna (LNU) brachte die Sache auf die entscheidende Frage,
nämlich entweder dem Tourismus oder der Natur den Vorrang zu geben.

Tourismus oder Natur?

Der Naturschützer aus Swisstal entschied sich für die Natur. Zudem
müsse man auch die Kosten-Nutzen-Frage für die Brücke stellen, die
jedes Jahr monatelang gesperrt werden müsste. Eine Kontrolle der
Brücke, wie sie in der Moderation in Aussicht gestellt wurde,
bezeichnete Pacyna als nicht realistisch. Eine Fortsetzung der
Moderation sehe er als überflüssige Arbeit.

Wilfried Limper (Imkerverband) stellte die anvisierte Kontrolle in
Frage und betonte wie Pacyna, durch die Brücke werde auf jeden Fall
der Erholungsdruck verstärkt. Schon jetzt seien auf dem Weg am
Siegufer der Dreiseler Seite viele Hundehalter anzutreffen, die ihre
Vierbeiner im Naturschutzgebiet frei ohne Leine laufen ließen.

Auch Frank Bechtloff (LNU) erklärte, seines Erachtens nach sei das
Verfahren nicht ergebnisoffen. Dagegen äußerten Umweltdezernent
Christoph Schwarz und der stellvertretende Vorsitzende Dr. Norbert
Möhlenbruch die Überzeugung, das Verfahren sei sehr wohl
ergebnisoffen.

Arbeitsgruppe soll weiter diskutieren

Vorsitzender Siegfried Cunz ist schwer erkrankt, deshalb leitete
Möhlenbruch die Sitzung. Er sprach sich dafür aus, in der geplanten
Arbeitsgruppe mitzumachen, denn dann könne man jederzeit die
Reißleine ziehen.

Und Max Graf von Nesselrode (Waldbauernverband) warf die Frage auf, ob
es für den Naturschutz nicht doch besser wäre, wenn der Tourismus
durch eine Brücke kanalisiert werde.

Bisher gibt es keine Machbarkeitsprüfung

Bernd Schwontzen (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) kritisierte
allerdings, dass bis heute noch keine Machbarkeitsprüfung
durchgeführt worden sei. Nach seinen Informationen sei das Projekt
gar nicht möglich, weil die notwendigen Grundstücke von deren
Besitzer für den Bau nicht zur Verfügung gestellt würden.

Bei fünf Ja- und neun Nein-Stimmen fiel die Entscheidung gegen eine
weitere Moderation schließlich deutlich aus.

- Harald Röhrig

Naturschutz oder Tourismus? Die umstrittene Fahrradbrücke zwischen Dreisel und Schladern ist zunächst vom Tisch. | Foto: Röhrig
Mitgliedern des Naturschutzbeirates besichtigen die Stelle an der  die umstrittene Brücke über die Sieg führen soll. | Foto: Archivbild: Röhrig
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