Ehrenamt mit viel Verantwortung
Verkehrshelfer sorgen für die Sicherheit der Schüler

So stehen Nicole May (li.) und Sabine Heidel eigentlich nicht auf dem Zebrastreifen, wenn sie im Dienst sind. Aber für das Bild machten sie eine Ausnahme. | Foto: Woiciech
  • So stehen Nicole May (li.) und Sabine Heidel eigentlich nicht auf dem Zebrastreifen, wenn sie im Dienst sind. Aber für das Bild machten sie eine Ausnahme.
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Rhein-Sieg-Kreis - „Den Lotsendienst gibt es seit 1928 und er kommt aus Amerika. Bei
uns hat es in den 1950er-Jahren mit den Schülerlotsen angefangen und
ging bis in die 90er. Heute heißen sie allerdings Verkehrshelfer“,
erläutert Polizeihauptkommissar Norbert Schelenz. Seit 22 Jahren ist
er Verkehrssicherheitsberater der Stadt Troisdorf und „bildet“ die
Personen aus, die morgens die Kinder an den Grundschulen sicher über
die Straße geleiten. „Als Verkehrshelfer muss man mindestens 13
Jahre alt und in der siebten Klasse sein, doch sind in Troisdorf nur
Erwachsene unterwegs“.

Rund 150 Ehrenamtliche zählen momentan dazu. Mehr als die Hälfte
aller Schulen verfügt über einen Helferdienst mit bis zu drei
Überquerungsstellen pro Einrichtung. Hier ist Troisdorf das
Aushängeschild des Rhein-Sieg-Kreises - im Gegensatz zu etlichen
Kommunen, die gar keine Unterstützer haben. „Bei einem Schüler
dauert die Einweisung rund zwei Wochen mit einer theoretischen sowie
praktischen Prüfung. Den Erwachsenen reicht oft eine Stunde, um alles
verständlich rüberzubringen. Zusätzlich vermittle ich auch Tipps
und mache auf wichtige Kleinigkeiten aufmerksam“, so Schelenz. Dazu
zählt etwa die richtige Handhabung mit der Kelle. „Die
Verkehrshelfer gehen immer als Erster auf den Zebrastreifen und
verlassen ihn als Letzter. Währenddessen muss die Kelle
kontinuierlich ausgestreckt sein. Klappt man die nämlich ein, fahren
die Autos sofort los“. Ebenso spielt die Position von Rechts- und
Linkshänder eine Rolle, wie auch die Tatsache, dass man besser flache
Autos anhält. „Stoppt man den Linienbus oder 40-Tonner, verliert
man den Überblick. Dann kann es vorkommen, dass ein Autofahrer
einfach leichtsinnig überholt“.

Der Lotsendienst ist stets eine Initiative der Eltern, die in
Kooperation mit der Stadt, der Schule und der Polizei durchgeführt
wird. Die Ausrüstung erhalten sie von der Verkehrswacht kostenlos zur
Verfügung gestellt, wie beispielsweise die Kelle und die gelbe Weste.
Auch die Grundschule Roncallistraße punktet mit einer optimalen
Organisation. Nicole May hat die Leitung und koordiniert circa zehn
Verkehrshelfer: „In dem Sechs- bis Acht-Wochenplan ist jeder etwa
viermal dran“. Sabine Heidel verstärkt seit vier Jahren die Truppe
und macht den Job mit viel Freude: „Ich versuche das wie ein
Miteinander zu gestalten und bedanke mich bei den Fahrern, wenn sie
anhalten. Ich kann aber auch böse gucken, dann fahren sie
vorschriftsmäßig 30. Doch die meisten sind rücksichtsvoll
unterwegs“. Unentbehrlich ist es außerdem, Blickkontakt zu den
anderen Verkehrsteilnehmern aufzunehmen, damit sie achtsam werden.
Natürlich besitzen die Lotsen keine polizeilichen Befugnisse,
genießen jedoch den Respekt bei Fahrern und Fußgängern. „Ich
möchte hiermit allen Interessierten diese Tätigkeit ans Herz legen.
Mit der Zeit kennt man fast jedes Kind und grüßt Eltern und Lehrer,
alle bekommen ein Lächeln. Meine Motivation ist es, den Menschen den
Start in den Tag zu verschönern“. Gewiss gab es schon mal kritische
Situationen und Momente, die dennoch eine Ausnahme bilden. „Durchaus
passiert es, dass Erwachsene einfach auf die Straße springen. Deren
Aufmerksamkeit lenke ich dann auf mich, und teile ihnen mit, dass der
Service ebenfalls für sie inbegriffen ist“, so Sabine Heidel.
„Lotsendienst macht Sinn. In den 22 Jahren, seit ich in Troisdorf
Verkehrssicherheitsberater bin, kam es an keiner einzigen Lotsenstelle
zu einem Unfall. Somit wird durch die Lotsen die höchstmögliche
Verkehrssicherheit für die Schüler erreicht“, stellt Norbert
Schelenz fest, weil sich die Zahl der Unfälle auf diese Weise extrem
reduzieren lassen.

Die klassischen Lotsenverkehrsschilder stehen nur an Stellen, wo keine
Überquerungshilfe vorhanden ist. Sollte ein weiterer Brennpunkt
bekannt werden, schreibt die Schule die Stadt an, die sich wiederum
mit der Polizei, die hier beratend zur Seite steht, die Lokalitäten
anschaut. Ansonsten ist der Dienst die ehrenamtliche Arbeit der
Eltern. „Wir haben es auch schon erlebt, dass ein Autofahrer
gebrüllt hat, wir würden uns nur die Taschen füllen“, so Nicole
May. „Aber wir kriegen keinen Cent dafür“. Alle arbeiten gratis,
um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten. Norbert Schelenz macht
bei den Elternabenden regelmäßig Werbung, um Nachwuchs für diesen
Job zu gewinnen. „Das können Jung und Alt übernehmen, auch
Senioren, die in der Nähe wohnen, darüber hinaus Bürger, die
keinerlei Bezug zu der Schule haben und sich einfach nur engagieren
wollen. Jeder Einzelne ist wichtig, bitte melden sie sich“.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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