Ehrenamt ist bei ihr ein "Fulltime-Job":
Manu Gardeweg

Manu Gardeweg ist die Initiatorin des Netzwerkes „Lohmar hilft“.  | Foto: Woiciech
  • Manu Gardeweg ist die Initiatorin des Netzwerkes „Lohmar hilft“. 
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Rhein-Sieg-Kreis - „Jeder, auch Menschen die arbeiten, haben Zeit für ein Ehrenamt
übrig.“ Der Name Manu Gardeweg ist den meisten Bürgern in der
Region, durch ihr Engagement in der Flüchtlingskrise 2015, ein
Begriff.

Die Initiatorin von „Lohmar hilft...“ baute ein umfassendes
Netzwerk auf, das es ermöglicht, in sehr kurzer Zeit Kleidung, Decken
und Hygieneartikel für Erstaufnahmestellen zu organisieren.

Doch das Spektrum wurde schnell auf andere Hilfsbedürftige,
Obdachlose und Brandopfer erweitert. „Wir wollen für alle da sein,
wo eine Notwendigkeit besteht.“

Zuletzt konnte Manu Gardeweg mit ihrer Organisation für die
Geschädigten des Brandes in Siegburg-Brückberg die enorme
Hilfsbereitschaft kanalisieren und in die richtigen Bahnen lenken.

Die gebürtige Kölnerin war schon immer ehrenamtlich aktiv. Mit 18
Jahren betätigte sie sich beim Katastrophenschutz des Deutschen Roten
Kreuzes. Nach 15 Jahren und einem Umzug ins Bergische kamen andere
Aufgaben hinzu, wie Seniorenprojekte und Obdachlosenarbeit.

Dann fing 2001 alles mit Bränden im Umkreis an, bevor es 2015 mit den
Erstaufnahmen der Flüchtlinge in Troisdorf und allen Nachbarstädten
losging.

„Ich war Teil der Willkommenskultur Lohmar und hatte mich dann für
die Leitung der Arbeitsgruppe Versorgung bereiterklärt.“ Ab Mitte
2015 drehte sich alles nur noch um die Erstaufnahmen, in enger
Zusammenarbeit mit allen umliegenden Hilfsorganisationen wurden
Kleiderkammern für die Hallen im Rhein Sieg Kreis und Overath
eingerichtet und an die jeweiligen Städte übergeben.

„Ehrenamt ist ok, mit allen Nebenwirkungen. Doch was den Helfern
manchmal abverlangt wird, ist nicht immer zu vertreten. Für mich ist
es zu einem Full-Time Job geworden. Wir finanzieren das Fahrgeld und
die Hallenmieten selbst.“
Die gelernte Versicherungskauffrau bemängelt in solchen Situationen
die Rückendeckung der offiziellen Stellen. „Wir machen einfach
unser Ding und haben gottseidank viele Unterstützer aus der freien
Wirtschaft können nur bedingt Fördermittel in Anspruch nehmen.“

Heute besteht das Netzwerk aus rund 1.000 Menschen in etwa 100
Organisationen bundesweit.

Auf diese Weise kommt es auch zu Anfragen aus dem Ausland. Transporte
in den Libanon, oder mittels Frachtbrücke über Hamburg nach Lesbos
in Griechenland, gestalten sich ohne Probleme.

In erster Linie jedoch packt das Team die Probleme in der näheren
Umgebung an. „Durch den Brand in Siegburg standen rund 70 Helfer vor
der Tür, davon sind zwanzig bei uns kleben geblieben.“ So ist es
der 30-köpfigen Mannschaft, inklusive Stammpersonal, möglich, das
Spendenaufkommen in der „Halle 152“ in Troisdorf zu bewältigen.

Alleine nach dem Brand in Siegburg, erreichten circa neun Tonnen
Bekleidung ihre Endlagerung. Mit einem prallgefüllten Lagervolumen
auf 550 Quadratmetern ist man für jede Katastrophe im Rhein Sieg
Kreis oder der Umgebung gerüstet.
Doch „Lohmar hilft“ managt noch viel mehr.
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Flüchtlinge, in Zusammenarbeit mit
den Jobcentern, Hilfstransporte zu den Krankenhäusern in Tschernobyl,
Lieferungen von Weihnachtspräsenten für die Jüngsten der Tafeln,
gehören dazu.

„Die Planungen beginnen schon im August, damit die Kinder ein
Geschenk unter dem Christbaum finden.“

Zudem sind Projekte an Schulen angedacht, um dem Nachwuchs das
Ehrenamt unter anderem in der Seniorenhilfe nahezubringen. Deshalb
möchte Manu Gardeweg „Lohmar hilft“ als gemeinnützige
Institution auf Vereinsfüße stellen. Der Wunsch einer
Vereinsgründung wurde immer verschoben. Nun besteht aber eine
konkrete finanzielle Notwendigkeit. Die neue Lagerhalle in Troisdorf
Stadtpark kostet rund 1.600 Euro monatliche Miete, inklusive
Nebenkosten, und da dran soll ein gewachsenes Ehrenamtsprojekt nicht
scheitern.

„Wir haben viel zu tun, alleine unsere Obdachlosengruppen verteilen
in Köln und Bergisch Gladbach pro Woche runde 450 warme Mahlzeiten.
26 Flüchtlinge fanden durch uns eine Ausbildungsstelle, viele sind
Vollzeit im Job und toll integriert“, erläuterte sie und blickt
dennoch positiv gestimmt in die Zukunft.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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