"Wir machten sofort die Türe zu"
Farid Wagners Erfahrungsbericht über Corona

Farid Wagner fühlt sich nach durchstandener Krankheit mittlerweile wieder kerngesund. | Foto: Wagner
  • Farid Wagner fühlt sich nach durchstandener Krankheit mittlerweile wieder kerngesund.
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Rhein-sieg-Kreis - „Corona äußert sich wie eine schwere Grippe. Es geht los mit Kopf-
und Gliederschmerzen, die Haut reagiert überempfindlich und alles
wird von Husten und Schnupfen begleitet. Aber Atemnot hab ich keine
bekommen.“

Bei Farid Wagner, Präsident der Siegburger Ehrengarde, keimte bereits
der Verdacht einer Infektion auf, als er zusammen mit Lebensgefährtin
Martina Schlimbach Skiurlaub im Tiroler Urlaubsort Ischgl machte.
„Wir fahren seit Jahrzehnten nach Karneval immer eine Woche dorthin
und hatten bis Anfang März auch keine Info, dass da eine Gefahr
bestehen könnte. Doch diesmal sind wir früher abgereist, da die
Gegend als Hochrisikozone eingestuft wurde.“

Offenbar hatte der Betreiber einer Aprés-Ski-Bar die Infektion eines
Mitarbeiters nicht rechtzeitig gemeldet, so dass sich Covid19
explosionsartig in der Touristenregion ausbreiten konnte.

Die Siegburger trafen unverzüglich die richtigen Vorkehrungen, als
sie wieder die Heimat erreichten. „Wir machten sofort die Türe zu.
Keiner kam rein und keiner ging raus.“ Umgehend wandte man sich an
das Kreisgesundheitsamt und meldete den Verdacht. „Die haben bei der
Hotline zunächst unsere Daten aufgenommen, aber dann hörten wir
übers Wochenende nichts mehr.“

Die Ungewissheit stellte beide vor große Herausforderungen. Um sich
Klarheit zu verschaffen, nahm Farid Wagner montags Kontakt zu seinem
Hausarzt auf, der sich sofort um einen Test kümmerte. „Das einzige
Mal, dass wir beide unterwegs waren. Wir erhielten Dienstagmittag
einen Termin beim Helios Klinikum. Dort warteten bestimmt rund 100
Leute, aber nur die Angemeldeten wurden vorgelassen.“ Nach dem
Stäbchentest ging‘s schleunigst wieder heim. Die darauffolgenden
zwei Tage endeten, ohne dass es eine Rückmeldung gab. „Freitagabend
klingelte es plötzlich um halb neun an unserer Tür. Als ich heraus
schaute, konnte ich zunächst niemanden ausmachen. Aber dann entdeckte
ich in der Einfahrt zwei Ordnungsbeamte, die mich aus sicherer
Entfernung darüber informierten, dass sie zwei Briefe in den Kasten
geworfen haben.“ Mit der Nachricht der Stadt Siegburg war es
offiziell. Positiver Bescheid und eine Anordnung, die Wohnung in der
14-tägigen Quarantänezeit, in dem Fall bis Ende des Monats, nicht zu
verlassen. „Neben den Symptomen bildete dieser Zustand jedoch für
uns kein großes Problem. Man nimmt sich dann das vor, was jahrelang
liegen geblieben ist, zum Beispiel den Dachboden aufräumen,
aussortieren, sowie Büroarbeit. Und viel Zeit zum Lesen und
Informationen im Internet sammeln bleibt auch.“

Versorgungslücken gab es grundsätzlich keine. „Die
Hilfsbereitschaft war riesengroß. Wir haben viele Freunde im Verein,
die für uns einkaufen und die Sachen dann im Hauseingang deponieren.
Das Ganze geht kontaktlos über die Bühne.“

Besonders über Lieferungen vom Siegburger Wochenmarkt freute sich das
Paar sehr. „Vitamine von frischem Obst und Gemüse sind jetzt immens
wichtig.“ Die Hysterie um Mehl und Klopapier belächelt Farid Wagner
allerdings stark. „Was wollen die mit diesen Mengen? Für mich ist
das komplett unverständlich.“

Nach sechs Tagen durchstandener Krankheit zeigte sich bei dem
leidenschaftlichen Karnevalisten eine deutliche Besserung. „Ich
fühle mich mittlerweile wieder kerngesund. Martina hingegen hatte gar
keine Symptome, der ging es die ganze Zeit gut.“

Nun will man noch abwarten, was nach dem Ende der offiziellen
Quarantäne passiert. „Schauen wir mal, ob es noch einen zweiten
Test gibt, oder ob man automatisch als geheilt gilt.“

Ein wenig enttäuscht war man wohl aber von den spärlichen
Informationen seitens der Ämter. „Bis auf die offizielle Mitteilung
der Stadt vermisst man ein Feedback. Vieles muss man selbst in
Erfahrung bringen. Das soll aber kein Vorwurf sein, denn man kann sich
vorstellen, dass auch die Behörden mit dieser neuen Situation zuerst
einmal zurechtkommen mussten. Letzten Endes war in unserem Fall alles
nicht so schlimm, wie manch einer sich die Infektion vorstellt. Ich
habe mal gelesen, man stirbt mit Corona, nicht dadurch. Aber wer
Vorerkrankungen hat oder wessen Immunsystem geschwächt ist, bleibt
gewiss extrem gefährdet. Ich denke, wir haben großes Glück gehabt,
denn bei mir fühlte es sich nur wie eine schwere Erkältung an.
Rückblickend sind wir froh, dass wir das Ganze von Beginn an sehr
ernst genommen und uns genau an die Regeln gehalten haben.“

Farid Wagner und Martina Schlimbach wünschen denen, die ebenfalls
eine Infektion durchlaufen, alles Gute und eine schnellstmögliche
Genesung.

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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