"15 Jahre an der Seite der Familien"
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Petra Przewloka, Mirko Bäumer, Petra Daumann und Stephanie Reuter (von links) haben Großes vor, um den 15. Geburtstag des Dienstes zu feiern. | Foto: Woiciech
  • Petra Przewloka, Mirko Bäumer, Petra Daumann und Stephanie Reuter (von links) haben Großes vor, um den 15. Geburtstag des Dienstes zu feiern.
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Rhein-Sieg-Kreis - „15 Jahre an der Seite der Familien“ ist das Motto, unter dem der
besondere Geburtstag des „Ambulanten Kinder- und
Jugendhospizdienstes Rhein-Sieg“ steht. „Wir hatten uns für
September eine große Feier vorgenommen, doch die kann coronabedingt
leider nicht stattfinden“, erläuterte Koordinatorin Stephanie
Reuter.

Außerdem sagte man auch andere heißbegehrte Termine, wie das
Sommerfest und das Familienfrühstück ab, da die Betroffenen zum
Kreis der Hochgefährdeten zählen. Aber gemeinsam mit den Kolleginnen
Koordinatorin Petra Przewloka und Petra Daumann suchte Stephanie
Reuter nach Alternativen, um den Familien und Ehrenamtlichen eine
Freude bereiten zu können. In Mirko Bäumer fanden sie ruckzuck einen
Schirmherrn, der sich schnell für eine ausgefallene Idee begeistern
ließ.

„Wir haben verschiedene Einfälle entwickelt, zum Beispiel ein Lied
miteinander zu schreiben“, so der „Bläck Fööss“-Sänger.
„Dazu rücken Einfallsreichtum und Kreativität in den Fokus.“
Hieran wird es dem Musiker garantiert nicht fehlen. Berührungspunkte
gab es mit dem Verein für ihn allerdings erst seit Kurzem. „Es ist
eine sehr elementare Sache und jeder sollte dankbar sein, gesunde
Kinder zu haben.“ Zweifelsfrei prägte ihn sein erster Besuch in den
Räumlichkeiten am Marktplatz in Siegburg. „Man verspürt schon ein
Betroffenheitsgefühl, doch es wird auch viel gelacht.“

Vor 15 Jahren, im Mai, startete die Institution mit einer Anlaufstelle
in Siegburg und deckte zum damaligen Zeitpunkt den Rhein-Sieg Kreis
und die Stadt Bonn ab. Hauptaufgabe ist die Unterstützung von
lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen und deren
Familien durch ausgebildete ehrenamtliche Begleiter. Begonnen hat es
mit den zwei Koordinatorinnen Mechthild Schenk und Lissy Wedding, die
den Dienst seit 2005 unter dem Dach des Deutschen Kinderhospizvereins
organisierten. Im Jahr 2011 entschloss man sich zur Teilung, und zwar
in die Standorte Bonn und Rhein-Sieg (Sitz Siegburg).

2016 stießen Stephanie Reuter und Petra Przewloka als
Koordinationsfachkräfte hinzu: „Als wir anfingen, kamen wir auf
neun Familien und 15 aktive Ehrenamtliche. Unser Ziel war es, das
weiter auszubauen.“ Diesen Vorsatz hat das Team locker erreicht,
denn heute werden 32 Familien von 46 Ehrenamtlichen begleitet. „Das
leisten wir beim gleichen Personalschlüssel. Infolge Corona entstand
ein leichter Anstieg. Im Durchschnitt fragen bis zu drei Familien im
Jahr bei uns an, doch momentan kommen wir schon auf fünf.“

Bedingt durch den Shutdown tauchten immer wieder schwierige
Situationen auf. „Eine der Familien lebt mit vier Kindern auf 70
Quadratmetern, wobei zwei auf Rollstühle angewiesen sind. Das ist
wirklich eng“, erzählt Petra Przewloka. Über die Jahre wuchsen die
Sorgen und Nöte in vielerlei Hinsicht. „Dazu gehört auch die
Unsicherheit, die die Änderung von Pflegegesetzen mit sich bringt“,
fügte Petra Przewloka hinzu.

Die Begleitung zu Hause, gerade durch den Hospizdienst, hat schon viel
Wunderbares bewirkt. „Begleitung ist Beziehung. Die neue
Lebensqualität führt oft dazu, dass die Lebenserwartung ansteigt“,
weiß Stephanie Reuter zu berichten.

Zudem zeigt sich häufiger, dass die kleinen Patienten mit neuer Kraft
ihren Alltag meistern. „Daher ist es extrem wichtig, nicht erst in
einer akuten Phase zu uns zu kommen, sondern schon viel früher. Das
gibt den Begleitern die Möglichkeit, eine gute Beziehung aufzubauen.
Deshalb sprechen wir von Lebensbegleitung.“

Petra Przewloka und Petra Daumann lassen ihren Gedanken freien Lauf:
„Der Tod gehört zum Leben dazu und wir gehen darüber hinaus.“
Stirbt ein Kind endet der Kontakt nicht abrupt. Die Familien werden
weiter begleitet und auch unter den Ehrenamtlichen wird Abschied
genommen.

Einmal im Jahr gibt es eine Gedenkfeier, die dieses Jahr in
Zusammenarbeit mit „Hope‘s Angel“ stattfindet. „Dieses Jahr
werden wir die bei den Steyler Missionaren durchführen, weil dort
mehr Platz ist.“

Die von den Ehrenamtlichen oder Familien selbstgemalten Bilder von den
Verstorbenen zieren im Siegburger Büro die Wand. „Ein Teil der
Kinder bleibt so hier.“ Für die Ehrenamtlichen ist der Abschied
stets schwer, auch wenn der Vorbereitungskurs diesen Bereich
anspricht. Ständig sucht der Hospizdienst neue Helfer. „Auch dieses
Jahr wird es einen neuen Qualifizierten Vorbereitungskurs geben. Die
Nachfrage bleibt ungebrochen“, so Petra Przewloka. Nichtsdestotrotz
ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen, durch die man sich
überwiegend finanziert.

Doch erst einmal sind alle gespannt, was in Kooperation mit Mirko
Bäumer entsteht und im September auf die Bühne kommt. „Vielleicht
gehen wir dann auf Deutschlandtournee“, witzelt der Sänger mit
breitem Lächeln. Wer weiß das schon?

Mehr unter www.deutscher-kinderhospizverein.de oder
www.akhd-rhein-sieg.de

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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