Als die Elektrische Kleinbahn noch durch Schlebusch fuhr
Tram kam im 17-Minutentakt

Rund 20 Jahre lang kreiste die Elektrische Kleinbahn und band Schlebusch an den rasant wachsenden Bahnverkehr entlang der Trassen an. Foto: Stadtarchiv Leverkusen | Foto: Stadtarchiv Leverkusen
  • Rund 20 Jahre lang kreiste die Elektrische Kleinbahn und band Schlebusch an den rasant wachsenden Bahnverkehr entlang der Trassen an. Foto: Stadtarchiv Leverkusen
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Schlebusch - Heute gehört elektrischer Schienenverkehr wieder zu den
Zukunftsmodellen einer modernen Mobilität. 1903 kreiste über eine
Strecke von fast vier Kilometern die „Elektrische Kleinbahn
Schlebusch“ durch den Ort und das benachbarte Manfort.

Damit gehörte sie zu den drei Königlich Preußischen
Staatsbahnstrecken und war als Nahverkehrsmittel eine Ergänzung zum
bis dahin üblichen Pferdekutschenbetrieb. Eine kleine Revolution,
wenn man bedenkt, dass die Menschen damals lange Strecken über
buckelige Straßen meist zu Fuß zurücklegen mussten. Möglich
gemacht hatte diese in erster Linie der damalige Schlebuscher
Bürgermeister Heinrich Sürder, so der Manforter Heimatforscher Rolf
Dieter Müller.

Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte seines Stadtteils
und hat dabei besonders den Schienenverkehr im Fokus. Der
Schlebusch-Manforter Bahnhof war zu Beginn des 19. Jahrhunderts Dreh-
und Angelpunkt einer wachsenden Industrie auf dem Gebiet des heutigen
Leverkusens. Jahrzehnte bevor sich die Firma Bayer am Rhein
niederließ, etablierte sich eine starke Sprengstoffindustrie auf dem
Gebiet zwischen Bergischem Land und Rhein. Zündstoffe wurden für das
gesamte preußische Reich produziert. Kaiser Wilhelm und seine
Getreuen verweilten häufiger am Rhein und sorgten dafür, dass
besonders zur Zeit des Ersten Weltkrieges die Produktion auf Touren
blieb.

Ungünstig war nur, dass die Carbonit AG mit ihrem Werk in der
heutigen Waldsiedlung lag. Dies war zwar für die Anbindung nach Köln
günstig gelegen, gab es damals schon die Straßenbahnverbindung nach
Mülheim. Allerdings war der Weg zum Bahnhof lang. Dabei erschlossen
gerade die Bahntrassen Cöln-Minden, Rheinisch-Märkischer-Kreis und
die Rheinbahn die Region. Bevorzugte Lage für Unternehmen und
Arbeiter wurden daher die Gebiete rund um die neuen Bahnhöfe.

Die Werke in Schlebusch drohten abgehängt zu werden. So brachte
Heinrich Süder schon 1887 die Idee auf den Weg, eine Elektrische
Kleinbahn zur Anbindung Schlebuschs an die Bahnstrecken einzurichten.
Damit sollte die Industrialisierung des Ortes vorangebracht werden,
Neuansiedlungen befördert und die Gewerbesteuereinnahmen deutlich
erhöht werden. Darüber hinaus galt die „Perle des Vorbergischen
Landes“, eine Bezeichnung des Kurortes Schlebuschs, mit attraktivem
gastronomischen Angebot als Naherholungsgebiet für Kölner und
Mülheimer Bürger.

1903 wurde endlich die „Elektrische Kleinbahn Schlebusch“ in
Betrieb genommen. Vom Schlebuscher Bahnhof über die heutige
Gustav-Heinemann-Straße, Kalk- und Sauerbruchstraße bis zur
Mülheimer Straße in Schlebusch-Sand, dann über die Dhünnbrücke
auf die Bergische Landstraße durch den Ortskern bis zur
Endhaltestelle Odenthaler Straße kreiste die Bahn mit einer
Höchstgeschwindigkeit von 20 Km/h.

Dauer: rund 17 Minuten, eine irre Geschwindigkeit selbst heute, in
Anbetracht der stauverstopften Straßen. Neben der Annehmlichkeit für
die Bürger spielte die Elektrische Kleinbahn auch einen
beträchtlichen Gewinn ein. Alleine im Geschäftsjahr 1912/1913
beförderte die Bahn etwa 178.000 Fahrgäste. Die Einnahmen aus dem
Personenverkehr betrugen 31.300 Mark, der Güterverkehr brachte es auf
rund 45.500 Mark, wie Rolf Dieter Müller aus Manfort herausgefunden
hat.

In den Dokumenten des Stadtarchivs ist nachzulesen, dass es in
Schlebusch vier Haltestellen gab. So konnte am Alten
Bürgermeisteramt, an der Dhünnbrücke, vor der katholischen Kirche
und am Binnester Hof (Kreuzung Odenthaler/Bergische Landstraße) zu-
und ausgestiegen werden. Bergaufwärts packte der Motor der Bahn
allerdings nicht, wie Müller herausfand. In den früher 20er Jahren
bekam die Elektrische Kleinbahn starke Konkurrenz durch den
explosionsartig zunehmenden Automobilverkehr, so dass 1922 die Bahn
aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt wurde.  

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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