„Lev kontra Raststätte" plant Menschenkette
„Wir haben die Schnauze voll"

Fast 300 Menschen kamen zur Bürgerversammlung der Initiative „Lev kontra Raststätte“ um Einzelheiten über aktuelle Planungen zu erfahren und ihren Kampf gegen den geplanten Rastplatz mit Toiletten zu organisieren. | Foto: Gabi Knops-Feiler
  • Fast 300 Menschen kamen zur Bürgerversammlung der Initiative „Lev kontra Raststätte“ um Einzelheiten über aktuelle Planungen zu erfahren und ihren Kampf gegen den geplanten Rastplatz mit Toiletten zu organisieren.
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Leverkusen - Vereine, Verbände, Parteien, Firmen, Familien, Nachbarn, Schulen,
Kitas. Alle sind aufgerufen, sich an der sechs Kilometer langen
Menschenkette zu beteiligen, mit der deutlich werden soll: „Wir
haben die Schnauze voll“. So formulierte es Peter Westmeier,
Sprecher der Initiative „Lev kontra Raststätte“, bei der letzten
Bürgerversammlung im Lützenkirchener Pfarrheim Sankt Maurinus.

Wie schon bei den letzten Bürgerversammlungen reichten auch diesmal
die Sitzplätze nicht aus. Bis in den Flur drängten sich die
Menschen, als die jüngsten Pläne vorgestellt worden. Viele
Teilnehmer waren aus Burscheid gekommen, denn dort gibt es ähnliche
Befürchtungen, nachdem die Projektmanagementgesellschaft Deutsche
Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau (Deges) – das von Straßen.NRW
beauftragte Unternehmen – auch Burscheid-Dürscheid als möglichen
Standort für eine unbewirtschaftete Rastanlage (PWC-Anlage)
ausgewählt hat.

„Die vorgenommene Bewertung war manipuliert“, belegte Westmeier
die verfälschte Standortentscheidung, bei der zahlreiche weitere
Fakten und Kriterien einfach missachtet wurden. Erschwerend kommt
hinzu: die Anlage ist ausgerechnet in einem Landschaftsschutzgebiet
geplant. Statt Grün und Erholungsraum noch mehr Beton in Leverkusen.

„Zählen Gesundheit und Natur denn gar nichts?“, hatte eine
Teilnehmerin schon bei der letzten Kundgebung protestiert, als mehrere
tausend Menschen auf die Straße gingen und damit erreichten, dass die
Pläne zur Errichtung einer Autobahnraststätte an der A1 auf Eis
gelegt worden.

Einige Jahre ruhte das Thema, bis es im Vorjahr neu aufgelegt wurde.
Deshalb plant die Initiative für Sonntag, 8. September, um 11.30 Uhr,
sogar eine sechs Kilometer lange Menschenkette zwischen Fester Weg in
Steinbüchel und Autobahnauffahrt zur A3 an der Syltstraße. „Wir
müssen mit unserer Demonstration eine Größenordnung erreichen, die
auch überregional wahrgenommen wird“, forderte Westmeier.

„Tausend Menschen pro Kilometer, wie zuletzt, sind viel zu wenig.
Die ganze Stadt muss zusammenstehen“, unterstrich Roswitha Arnold,
Fraktionsvorsitzende der Grünen. Selbst wenn – wie schon in
sozialen Medien geäußert – viele Leute anderer Meinung sind, ist
Peter Westmeier zuversichtlich, dass der Plan gelingen wird.

Unterstützung erhielt er unter anderem auch von Oberbürgermeister
Uwe Richrath. Dieser betonte: „Die Grenze der Belastungen ist
erreicht. Jetzt müssen wir alle solidarisch zusammenstehen, gemeinsam
können wir vieles bewirken.“

Denn Leverkusen trage mit den Autobahnen A1 und A3 schon zu viele
Lasten. Eisenbahnlinien mit ihren Trassen würden das Stadtgebiet
zerschneiden, Einflugschneisen für den Flughafen und die
Rheinschifffahrt seien weitere Negativ-Faktoren fürs Klima. Das sah
der Rat der Stadt Leverkusen in seiner Resolution ebenso und forderte
das Bundesverkehrsministerium und Straßen.NRW mit allem Nachdruck und
einstimmig dazu auf, Planungen auf dem Gebiet der Stadt Leverkusen
einzustellen.

Friedrich Jonas, Vorsitzender der Interessengemeinschaft
Schleswig-Holstein Siedlung, sagte: „Bisher stellt sich Leverkusen
ungünstig da, weil alle Kräfte in eine andere Richtung ziehen. Jetzt
müssen alle wachgerüttelt werden und klare Kante zeigen, auch bei
‚Tunnel statt Stelze‘. Denn der Drops ist noch nicht gelutscht.“

In Zeiten des Klimawandels sei ohnehin ein Umdenken angebracht, hieß
es in der anschließenden Diskussion.

Außerdem: Mit jeder Internetbestellung werde neuer Verkehr auf die
Straße gebracht. Schon jetzt sei klar, dass sich Verkehr, Transport
und Mobilität verändern werden. Untersuchungen zufolge ist der
Gütertransport bis zum Jahr 2035 – solange würde sich das
Procedere insgesamt hinziehen – zum großen Teil von der Straße auf
die Schiene verlagert, der Güterfernverkehr auf der Straße ist zu 80
Prozent per Oberleitungen elektrifiziert.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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