Verunsicherung bei Mietern durch Corona
Mieterverein Köln meldet Rekord an Mitgliedern

Es müssen deutlich mehr Wohnungen gebaut werden, vor allem öffentlich geförderte Wohnungen, fordert der Geschäftsführer des Mietervereins Köln, Hans Jörg Depel.  | Foto: Mieterverein Köln
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Köln - (sb). Knapp 270 mehr Mitglieder als im Vorjahr konnte der
Mieterverein Köln e.V. Ende 2020 verbuchen. 67.512 Mitglieder zählte
der Verein zum Jahresende. „Dieser Zuwachs hat natürlich viel mit
der Corona-Krise zu tun. Es gab völlig neue Problemfelder, viele
Mieter waren verunsichert“, erläutert Hans Jörg Depel,
Geschäftsführer des Mietervereins. Für Verunsicherung habe die drei
Monate geltende Sonderregel für Mieter gesorgt, so Depel. Der Bund
hatte im Frühjahr beschlossen, dass Vermieter ihren Mietern nicht
kündigen durften, wenn diese ihre Mieten aufgrund finanzieller
Einbußen wegen der Pandemie nicht zahlen konnten. Diese Regelung galt
für April, Mai und Juni, die Juli-Mieten waren wieder ganz normal
fällig. „Die Maßnahme war nicht klar kommuniziert, so wussten
viele Mieter und Vermieter nicht, wie sie damit umgehen sollten“,
erklärt Depel. Auch wenn die Vermieter in dieser Zeit nicht kündigen
durften bei Mietrückständen wegen Corona, hatten sie doch die
Möglichkeit, ihren Zahlungsanspruch juristisch durchzusetzen. „Das
haben aber nicht viele Vermieter gemacht, weil sie gesehen haben, dass
sie ihre Miete bekommen, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt. Vor
allem die Kleinvermieter waren zunächst besorgt, was ich verstehen
kann“, so Depel weiter. Zahlen, wie viele Mieter von ihrem
Stundungsrecht Gebrauch machten, konnte er nicht nennen. „Es gab
aber deutlich mehr Fälle bei Gewerbe- als bei Wohnraum“, betont er.
Die Vereinbarungen zwischen Mietern und Vermietern, wie die gestundete
Miete zurückzuzahlen ist, seien größtenteils viel besser als
erwartet verlaufen, berichtet Depel. „Tatsächlich haben sich die
meisten Vermieter sehr kooperativ gezeigt“, so Depel.

Die Wohnungssituation in Köln dagegen bewertet er nach wie vor
negativ. „Wohnungen, gerade bezahlbare, werden immer knapper. Die
Leute trauen sich gar nicht mehr umzuziehen“, schildert der
Geschäftsführer. „Da lebt zum Beispiel eine 85-Jährige allein in
einer 100 Quadratmeter-Wohnung, würde gerne umziehen in eine kleine
Wohnung. Die findet sie aber nicht in ihrem Veedel, müsste den
gleichen Mietpreis zahlen und hat noch den teuren und anstrengenden
Umzug zu tragen. Also bleibt sie in der großen Wohnung und diese
steht dann nicht für eine Familie zu Verfügung“, beschreibt er
einen Fall. Fast 50 Prozent aller Kölner hätten Anspruch auf einen
Wohnberechtigungsschein, also auf geförderte Wohnungen, die machten
aber nur 6,8 Prozent des Wohnungsmarktes aus, erläutert Hans Jörg
Depel. Selbst vorsichtigsten Zuwachsprognosen zufolge müssten in
Köln jährlich 6.000 neue Wohnungen und 1.000 geförderte Wohnungen
gebaut werden, um den Bedarf zu decken, rechnet er vor. „In den
letzten Jahren blieb Köln immer unter den selbst gesteckten
Zielen“, kritisiert der Geschäftsführer. „Es muss gebaut werden,
aber schlau gebaut werden. Die Infrastruktur muss bei Neubaugebieten
stimmen. Außerdem muss man Frischluftschneisen berücksichtigen, die
sind für das Klima in Köln extrem wichtig“, betont Depel.

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