Mehr Plätze und doch noch nicht genug
Frauenhausneubau vom Rat beschlossen

Abteilungsleiter Fachstelle Wohnen, wirtschaftliche Hilfen, Dirk Schumacher und Juliane Ueberreiter- Klevenow vom Amt für Soziales und Senioren der Stadt berichteten vom Neubau des ersten Frauenhauses. | Foto: Kellner
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  • Abteilungsleiter Fachstelle Wohnen, wirtschaftliche Hilfen, Dirk Schumacher und Juliane Ueberreiter- Klevenow vom Amt für Soziales und Senioren der Stadt berichteten vom Neubau des ersten Frauenhauses.
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KÖLN - (nk). Der Rat der Stadt hat die Realisierung des Neubaus des ersten
Frauenhauses mit insgesamt 16 Plätzen für Frauen und maximal 18
Kinder beschlossen. Zwei Frauenhäuser hat Köln, die Standorte werden
zum Schutz der Frauen der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben.

Vor 41 Jahren eröffnete das erste Frauenhaus mit zehn Plätzen für
Frauen und maximal zwölf Kinder, dieses Haus soll nun abgerissen
werden, sobald der Neubau steht. Das zweite Frauenhaus bietet
ebenfalls zehn Plätze für Frauen und 14 Plätze für Kinder an.
„Für eine Stadt wie Köln sind das sehr wenige Plätze, auch nach
dem Neubau“, sind sich Sozialarbeiterin Ute Fingaß und
Frauenhausmitarbeiterin Claudia Schrimpf, beide vom „Frauen helfen
Frauen Köln e.V.“, einig.
Abteilungsleiter der Fachstelle „Wohnen, wirtschaftliche Hilfen,
ResoDienste, Amt für Soziales und Senioren“, Dirk Schumacher, ist
der Meinung, dass das Angebot ausreichend ist. „Die Frauen sind
meist in einer so akuten Phase, dass sie direkt die Stadt verlassen
möchten oder müssen“, so Dirk Schumacher.
Doch ein Blick auf www.frauen-info-netz.de zeigt, die meiste Zeit
steht nur eine knappe Anzahl an freien Plätzen, in den Frauenhäusern
in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Köln ist stets rot markiert.
Hier sind die Plätze in den beiden Frauenhäusern durchgehend belegt.
„Bisher konnten wir jeder Frau ein Angebot unterbreiten“,
berichtete Dirk Schumacher, „wenn wir von einer Abweisung sprechen,
dann bezieht sich das auf das jeweilige Wunsch-Haus.“ Ute Fingaß
berichtete aus ihrer praktischen Erfahrung: „Wir wissen nicht, wo
die Frauen enden, wenn sie hier angerufen haben. Es ist ein Fakt, dass
wir zunehmend weniger grüne Ampeln haben. Zwei Zahlen, die wir haben,
sind, dass wir 708 Frauen im Jahre 2016 aus Platzgründen nicht
aufnehmen konnten. Die Zahl der unrealistischen Aufnahmen liegt noch
höher.“ Unrealistische Aufnahmen bedeutet zum Beispiel, dass die
Frauen zu viele Kinder mitbringen würden, für die es keinen Platz
gibt oder, dass die notwendige Barrierefreiheit in den Wohnungen nicht
gegeben war. In dem Neubau soll es nun eine barrierefreie Wohnung
geben. „Natürlich ist das eine Verbesserung“, so Claudia
Schrimpf, „aber alles in allem ist es nicht das was wir für richtig
empfunden hätten.“
Dirk Schumacher, Claudia Schrimpf und Ute Fingaß sind sich einig,
dass Gewaltprävention eine größere Rolle spielen sollte. „Dafür
müssen aber auch Gelder bereit stehen“, bemängelte Claudia
Schrimpf. „Gerade die Kinder, die Gewalt miterleben, brauchen
Unterstützung. Oft sind sie traumatisiert. Es müsste viel mehr
Zusammenarbeiten mit Schulen und Kindertagesstätten geben. Wir machen
das schon, es müsste jedoch viel mehr sein, und das können wir
aufgrund personeller Kapazitäten gar nicht leisten.“ Finanziell
wird nicht tief in die Tasche gegriffen. Dem Neubau wurden trotz sechs
weiterer Plätze für Frauen und vier weiterer Plätze für Kinder nur
eine Fachstelle und eine halbe Erzieherstelle zugesichert.
Der Verein Frauen helfen Frauen e.V. fordert schon seit längerem ein
drittes Frauenhaus in Köln und eine zuverlässige, unabhängige und
kostendeckende Finanzierung. „Frauen, die unverschuldet in solch
eine Situation gekommen sind, sollten nicht noch finanziell belastet
werden“, heißt es von Vereinsseite aus.

Abteilungsleiter Fachstelle Wohnen, wirtschaftliche Hilfen, Dirk Schumacher und Juliane Ueberreiter- Klevenow vom Amt für Soziales und Senioren der Stadt berichteten vom Neubau des ersten Frauenhauses. | Foto: Kellner
Sozialarbeiterin Ute Fingaß (l.) und Frauenhausmitarbeiterin Claudia Schrimpf, beide vom „Frauen helfen Frauen Köln e.V.“, berichteten von ihren Erfahrungen in ihrer Arbeit in den beiden Kölner Frauenhäusern. | Foto: Kellner
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