Grüne Welle für Berufsfeuerwehr
Wettlauf um die entscheidenden Sekunden

Die Ampel steht auf Grün: Pressesprecher Frank Frenser hinter dem Steuer eines Löschfahrzeugs. | Foto: mt
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  • Die Ampel steht auf Grün: Pressesprecher Frank Frenser hinter dem Steuer eines Löschfahrzeugs.
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Bonn - Wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, zählt jede Sekunde. Seit
Sommer 2017 kann die Berufsfeuerwehr der Feuerwache 1 im Lievelingsweg
jedenfalls noch ein bisschen schneller an ihren Einsatzorten ankommen,
sofern diese in Richtung Zentrum liegen. Denn auf einer
Versuchsstrecke über den Heinrich-Böll-Ring und Berliner Platz bis
zum Bertha-von-Suttner-Platz haben die Fahrzeuge bei Bedarf grüne
Welle. „Die bisherigen Erfahrungen stimmen uns positiv“, freute
sich der Leiter der Bonner Feuerwehr Jochen Stein bei der
Präsentation des Pilotprojekts am heutigen Dienstag.

Damit der Löschfahrzug ungehindert an sein Ziel kommt, fährt ein
Hilfeleistungslöschfahrzeug vor dem eigentlichen Löschzug los und
übermittelt die GPS-Daten der Route an den Verkehrsleitrechner der
Stadt – natürlich ohne menschliches Zutun. Der Verkehrsleitrechner
sorgt auf der Strecke dann für die grüne Welle. „Die Idee ist,
dass durch die grünen Ampeln der übrige Verkehr bereits passiert ist
und die Straße für die Einsatzfahrzeuge idealerweise komplett leer
ist“, erläutert Pressesprecher Frank Frenser. Sobald das letzte
Einsatzfahrzeug die jeweilige Ampel passiert hat, schaltet der
Verkehrsleitrechner auf das normale Programm zurück, um nicht länger
in den Verkehr einzugreifen als notwendig.

Der große Vorteil einer grünen Ampel ist, dass die großen
Feuerwehrfahrzeuge nicht abbremsen und neu beschleunigen müssen.
„Die Einsatzfahrzeuge haben ein Gewicht von bis zu 16 Tonnen. Trotz
starker Motorisierung bedeutet jede rote Ampel, die wir auch mit
Martinshorn und Blaulicht ja nur mit Schrittgeschwindigkeit passieren
dürfen, ein Zeitverlust,“ erläutert Jochen Stein. 30 Sekunden
seien es etwa, die man bei einer Kreuzung mit Rotlicht verliere.
„Wenn man nun mehrere rote Ampeln auf der Strecke hat, summiert sich
diese Zeit spürbar“.

Laut Brandschutzbedarfsplan muss die Feuerwehr jeden Einsatzort in
maximal acht Minuten erreichen können. Da die „grüne Welle“
dabei sehr helfe, soll die Maßnahme in Zukunft auch für weitere
Feuerwachen und Fahrstrecken im Stadtgebiet umgesetzt werden. So ist
eine Verbindung von der Feuerwehrwache 1 nach Duisdorf über den
Hermann-Wandersleben-Ring und die Rochusstraße bereits in Planung.
Weitere Strecken, etwa von der Feuerwache 3 an der Friesdorfer Straße
entlang der Bahnstrecke bis zur Museumsmeile in die Gronau, seien in
der Abstimmung.

Die Kosten für die Ampelanlagen und die Erweiterung des
Verkehrsrechners belaufen sich auf bislang rund 75.000 Euro. Die
Umrüstung der Feuerwehrfahrzeuge ist vergleichsweise günstig.
„Wenige hundert Euro kostet der Einbau des GPS-Systems und der
Datenübertragung via Mobilfunk,“ so Stein. Ein möglicher Bau und
Betrieb einer zusätzlichen Feuerwache, um weiter entfernte Orte auf
dem Stadtgebiet innerhalb der acht Minuten zu erreichen, wäre
natürlich unverhältnismäßig teurer. Dabei biete die grüne Welle
einen weiteren Vorteil: „Eine Ampelsteuerung kann grundsätzlich auf
dem gesamten Stadtgebiet helfen, schneller am Einsatzort
anzukommen.“

Ein Nachteil ergibt sich beim Einsatz aber für die übrigen
Verkehrsteilnehmer. „Im Grunde lässt man den Verkehr aus der
Querrichtung einfach länger warten“, erläutert Peter Esch, Leiter
des Tiefbauamtes. Wer also länger als normal an einer roten Ampel
warten muss, sollte sich nicht wundern, wenn kurz darauf die Feuerwehr
vorbeifährt. Jochen Stein betont jedoch, dass dieses Hilfsmittel in
erster Linie eingesetzt werde, um Menschenleben zu retten. „Ein
Containerbrand muss zwar ebenfalls schnell gelöscht werden, hat aber
nicht die gleiche Priorität wie ein Brand in einem Wohngebäude oder
ein Autounfall mit eingeklemmten Personen.“ 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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