Flieger für die Höhenkammer
Take off für herzkranke Kids

Bruno (am Steuer), Emilio und Isabella probieren das neue Gefährt aus. Es freuen sich die Erbauer mit Denis (ganz links) und die beteiligten Ärzte mit Prof. Breuer (Kittel)( und Nicole Müller (4. vl.). | Foto: we
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  • Bruno (am Steuer), Emilio und Isabella probieren das neue Gefährt aus. Es freuen sich die Erbauer mit Denis (ganz links) und die beteiligten Ärzte mit Prof. Breuer (Kittel)( und Nicole Müller (4. vl.).
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Bonn - Es ist ein Modellflugzeug, das Denis Marasciulo gemeinsam mit 4
Kumpels gebaut hat. Der Flieger ist dafür gedacht, in der
Höhenkammer der Bonner Klinderklinik den jungen Patienten dabei zu
helfen, den Stress eines dreistündigen Simulationsflugs zu
überstehen. Den Kindern gemein ist es, dass sie herzkrank sind. Sie
brauchen die sogenannte Fontanzirkulation, d. i. ein neu gestalteter
Blutkreislauf. Weil sie nur eine Herzkammer als Geburtsfehler von
Mutter Natur mitbekommen haben. Mit nur einer Herzkammer kann das Herz
nicht die zum Leben und Funktionieren notwendige Blutmenge in den
Körper pumpen.

Ersatzweise schließt man die Hohlvenen aus dem Hirn dann direkt an
die Lunge an, damit das Herz dann weniger Arbeit hat. Menschen, die
diese dreistufige Operation im Kindesalter hinter sich gebracht haben,
haben eine normale Lebenserwartung. Und können die meisten Dinge, die
Menschen mit den normalen zwei Herzkammern auch können.

Zum Beispiel fliegen. Wenn man wissen will, ob Kids mit dem Herzfehler
und erfolgreicher Operation mit ihren Eltern beispielsweise in Urlaub
fliegen dürfen, muss man die Leistungsfähigkeit des Kreislaufs in
der Höhenluft testen wie im Passagierflugzeug vorhanden. Die
Höhenkammer simuliert dann die Belastung, die bei der dünnen
Cockpitluft im Flugzeug für den Kreislauf herrscht.

Dazu hat die Uniklinik Bonn eine Höhenkammer, in der ein
dreistündiger Flug simuliert wird. Um den Kids die langeilige
Wartezeit angenehm zu gestalten, hat Denis Marasciulo das
Modellflugzeug gebaut. Das kommt ab sofort in die Höhenkammer. Und
ist mit Tablet und Kopfhörer ausgestattet, sodass die Kids während
ihrer Zeit im „Flieger“ ihre Lieblings-TV-Serien gucken können
und keine Langeweile haben.

150 Stunden haben die fünf Kumpels daran gebaut. Denis verkauft im
richtigen Leben Autos. Wie seine Freunde gehört er der Tuningszene
an. Er frisiert also Autos. Seriös. „Wir fahren keine Rennen in der
Innenstadt. Dazu sind uns unsere teuren Autos viel zu wertvoll.“
Warum er den Flieger gebaut hat? „Wir wollten was zurückgeben. Die
Klinik hat unserem Sohn das Leben geschenkt. Da schenken wir der
Klinik eben das Flugzeug.“

Bruno hat die gerade beschriebene Herzkrankheit und die Operation
erfolgreich überstanden. Gemeinsam mit Isabella und Emilio, der auch
bereits operiert ist, probieren sie den Flieger aus. Und sind
begeistert. Den Kids sieht man nicht an, dass ihr Herz einen
Geburtsfehler hat. Sie können vieles, was alle Kinder können.

200 solcher Fälle zählen die Ärzte Nicole Müller und Julian
Härtel in Deutschland pro Jahr. 20 davon werden in Bonn behandelt.
„Unsere Studie zur Flugtauglichkeit von Fontan-Kindern ist auf ein
Jahr angelegt. Wir hoffen, die Ergebnisse verallgemeinern zu können
und damit generelle Aussagen zur Leistungsfähigkeit solcher Kinder
treffen zu können“, sind beide hoch motiviert. Ihr Chef, Prof.
Johannes Breuer, ist ganz begeistert von dem neuen Spielzeug, das kein
reines Spielzeug ist: „Ich bin sicher, dass der Flieger sehr gut
bespielt werden wird. Waren wir früher froh, wenn die Kids mit nur
einer Herzkammer, wenn auch schlecht, aber überleben konnten, machen
wir uns heute Gedanken um die Flugfähigkeit. Daran sieht man deutlich
den Fortschritt, den die Medizin in den letzten 10 Jahren genommen
hat.“

- Harald Weller

Bruno (am Steuer), Emilio und Isabella probieren das neue Gefährt aus. Es freuen sich die Erbauer mit Denis (ganz links) und die beteiligten Ärzte mit Prof. Breuer (Kittel)( und Nicole Müller (4. vl.). | Foto: we
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