Ausstellung
Ausstellung im Museum Bahnhof Rolandseck bis Sonntag, 5. Mai

Ruth Hutter, Bodything 10. | Foto: Rolf Thienen
  • Ruth Hutter, Bodything 10.
  • Foto: Rolf Thienen
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Rolandseck - (rth) Die Frage nach der Zukunft führt unmittelbar in ein Dilemma:
Was ist Zukunft? Kann man sie gestalten? Oder ist die Gestaltung der
Zukunft immer nur eine Weiterführung der Gegenwart, der sie ja folgt?

Schaut man einmal kurz in die Geschichte, so kann man erkennen, dass
in früheren Jahrhunderten Künstler, Politiker und Philosophen zwar
nicht frei von solchen Fragen waren, diese allerdings nicht so scharf
ins Auge fassten wie es die heutige Generation macht. Utopien waren in
erster Linie darauf ausgerichtet, die beste aller Welten zu
beschreiben.

Mobilität, Lebenswelten, private und gesellschaftliche, wurden auf
spätere Zeiten und Generationen hin abgeklopft. Jules Verne wohl am
bekanntesten und Boulé mit seinen fantastischen Architekturentwürfen
nicht weniger fantasiebegabt. Doch mit dem Aufkommen der
Wissenschaften wurden die Grundlagen solcher Fantasien, und um nichts
anderes handelt es sich ja, entzogen. Immer häufiger geriet der
Mensch in den Strudel zwischen Realität und Erhofftem, zwischen dem,
was er sicher zu haben schien und dem, wohin er sich zu entwickeln
wünschte.

Doch die großen Katastrophen einer sich durch die Jahrhunderte
ziehenden Kriegsgeschichte und dem daraus resultierenden Hin und Her
und Vermischung von Dasein und Wunsch, führte und führt zu einer
Verwirrung, zu einer gesellschaftlichen Konfusion und einem Unbehagen:
hervorgerufen aus einer Sicht auf die Vergangenheit, die besser
erscheint als die Gegenwart als Grundlage der Zukunft.

Vor dieser Entwicklung stellte das Künstlerhaus Balmoral das
Jahresthema „Gestaltung der Zukunft“. Ein in der Tat kühnes
Unternehmen, deren Ergebnisse, zum Teil wenigstens, im Arp Museum
Rolandseck zu sehen sind.

Um es vorweg zu nehmen: Erwartet man konkrete Handlungsstränge, wie
die Gestaltung der Zukunft sich zu vollziehen hat, ist das Ergebnis
ernüchternd. Nein, es gibt keine Ergebnisse. Was man sieht, sind
vielmehr Momentaufnahmen eines Selbstfindungsprozesses und damit eher
eine Antwort auf die Frage „Gestaltung der Gegenwart“, einer
Gegenwart, die jedoch immer in einzelnen Aspekten, individuellen
Momenten und persönlicher Verbindlichkeit verbleibt. Sie erscheint
dem Betrachter unabhängig von der Intention der Künstler, als ein
umschlossener Raum, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Erwähnenswert ist die Tatsache, dass verschiedene künstlerische
Techniken so gut wie nicht mehr vorkommen. Malerei spielt so gut wie
keine Rolle mehr, Performance ebenso. Dafür treten Video und Klang in
den Vordergrund. Doch auch hier immer in Verbindung mit Geschehenem,
mit Erlebtem, entweder vorgefunden (z.B. auf YouTube) und in neuen
Zusammenhang gebracht, oder aufgenommen quasi als Selbstvergewisserung
der eigenen Existenz.

Das, was gestern noch Zukunft war, ist heute schon Vergangenheit und
wo will man da ansetzen, um eine auch irgendwie sich vorzustellende
Zukunft zu gestalten.

Auf den Punkt gebracht findet man das im vorgestellten Werk Bodything
10 von Ruth Hutter, 2018, direkt am Bahnhofseingang rechts im
Vestibül. In die Projektionsfläche eines Videos einer schlaffen,
hängenden, nicht zu verifizierende Person ist ein Gegenstand, eine
gold-gelb scheinendes Tuch (das goldene Vlies), zu einem Knoten
gebunden und mit den Enden in den Raum in Richtung des Betrachter
gelegt. Dieses Werk symbolisiert auf einfache aber eindringliche Weise
den Zustand: der Mensch verharrt in einer gewissen Lethargie und die
als golden angenommene Zukunft ist für ihn nicht zu erreichen. Warum?
Will er nicht? Ist er nicht in der Lage? Oder ist die Zukunft nur eine
Schimäre? Diese Frage bleibt offen jeder kann sie sich selber
stellen.

Infos kompakt

„Gestaltung der Zukunft“

Stipendiaten des Künstlerhauses Schloss Balmoral und des Landes
Rheinland-Pfalz

bis 5. Mai 2019

Museum Bahnhof Rolandseck

Hans-Arp-Allee 1

Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 11 - 18 Uhr

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.