Schulleiterin geht in Ruhestand
„Ich freu‘ mich auf die Scheidung“

Gisela Kusenberg hat am Freitag ihren letzten Schultag, dann geht die Rektorin der Hauptschule Herbertskaul in den Ruhestand. | Foto: Lars Kindermann
  • Gisela Kusenberg hat am Freitag ihren letzten Schultag, dann geht die Rektorin der Hauptschule Herbertskaul in den Ruhestand.
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Frechen - Gisela Kusenberg, Rektorin der Hautpschule Herbertskaul, wird Ende der
Woche in den Ruhestand verabschiedet.

Für Gisela Kusenberg schließt sich, Ende der Woche, ein Kreis: Dort,
wo sie ihre Lehramtskarriere als Referendarin begann, wird sie diese,
als Schulleiterin, auch beschließen. Die vergangenen acht Jahre
leitete sie die Geschicke der Hauptschule Herbertskaul und es waren
ereignisreiche Jahre:

In Frechen wünschten sich viele Eltern eine Gesamtschule. Die Politik
registrierte den Wunsch und suchte fleißig nach Lösungen. Das
Problem: „Bildung“ ist zwar immer ein Wahlkampfthema, aber es
fehlte der politische Wille, viel Geld zu investieren.

Eine Gesamtschule an einem neuen Standort wurde nie ernsthaft
diskutiert und so entschied man sich – dem Beispiel anderer Kommunen
folgend – die Gesamtschule in der Hauptschule Herbertskaul zu
installieren.

„Hauptschulen haben im Gegensatz zu Gymnasien und Realschulen keinen
Bestandsschutz“, erklärt die scheidende Schulleiterin. Zudem seien
die Anmeldezahlen immer weiter zurückgegangen.

Für sie als Rektorin wäre es nicht die erste Schließung gewesen.
Kusenberg: „Als Schulleiterin habe ich zuvor schon die Schließungen
der Hauptschulen in Köln-Pesch und Köln-Kalk begleitet.“

Somit war sie ein echter Profi, als sie 2010 an ihre alte
Wirkungsstätte zurückkehrte. In den vergangenen 30 Jahren hatte sich
einiges verändert: „Als ich Anfing besuchten fast 1.000 Schüler
diese Schule und mittags gingen alle nach Hause.“ Für sie sei die
Lehrertätigkeit anfangs „ein angenehmer Teilzeitjob“ gewesen, mit
genügend freier Zeit für Familie, Freunde und Hobbies. „Heute ist
das ganz anders: Schüler und Lehrer sind bis Nachmittags in der
Schule. Hinzu kommen Fortbildungen, Elterngespräche, Vor- und
Nachbereitung des Unterrichts … heute ist die Lehrertätigkeit
manchmal ein echter Knochenjob!“ Bereut hat sie ihre Berufswahl
allerdings nie: „Ich würde es immer wieder tun.“

Auch die Rückkehr nach Frechen erwies sich für sie als ein echter
Glücksgriff: „Ich traf hier auf ein sehr engagiertes Team. Die
Herausforderungen – immer die mögliche Schließung vor Augen –
waren hoch, trotzdem begegnete man sich mit gegenseitigem Respekt und
Hochachtung.“ Noch nie zuvor wäre sie an einer Schule tätig
gewesen, in die sie „wirklich jeden Tag“ gerne zur Arbeit fuhr.

Kusenberg übernahm eine Schule mit 450 Kindern, 46 Lehrern und 15
zusätzlichen Dozenten für den Ganztag. In ihren Jahren als
Schulleiterin führte sie die 60 Minuten-Taktung im Schulunterricht
ein, unterstützte die Umsetzung des erfolgreichen Tanz- und
Musikevents „Streetlight“, durfte sie die Einweihung der dringend
benötigten Schulmensa miterleben, trieb sie die Errichtung einer Cage
Soccer-Anlage voran und erlebte sie den totalen Schiffbruch des
Gesamtschulprojekts Frechen.

Somit kann sie Ende der Woche eine intakte Hauptschule an ihre
Konrektorin Monika Azizmohammadi, die kommissarisch die Leitung
übernimmt, übergeben. „Damit lege ich die Schule in wirklich gute
Hände. Auch sie ist Hauptschullehrerin aus tiefster Überzeugung“,
lobt Gisela Kusenberg ihre designierte Nachfolgerin.

Sie selber geht „eigentlich nur sehr ungern“. Zu sehr ist ihr die
Schule ans Herz gewachsen. Kusenberg: „Im Grunde war ich mit zwei
Partnern verheiratet: Mit meinem Ehmann und mit der Schule. Jetzt ist
es Zeit, sich von einem dieser Partner zu trennen.“ Ihr Ehemann kann
aufatmen: Die Schule hat den Kürzeren gezogen.

hre Freizeit will die 63-Jährige für längere Aufenthalte in ihrer
„zweiten Heimat“ Holland und für ihr erstes Enkelkind verwenden.
„So schön es hier war, ein bisschen freue ich mich also auch auf
die Scheidung“, gesteht sie.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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