Platz der Deutschen Einheit
Anwohner haben genug

Etwas mehr Leben auf dem Platz der Deutschen Einheit haben sich viele Frechener gewünscht. Doch jetzt haben Jugendliche die verwaiste Fläche für sich entdeckt und das kommt nicht bei allen Anwohnern gut an. | Foto: Lars Kindermann
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  • Etwas mehr Leben auf dem Platz der Deutschen Einheit haben sich viele Frechener gewünscht. Doch jetzt haben Jugendliche die verwaiste Fläche für sich entdeckt und das kommt nicht bei allen Anwohnern gut an.
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Frechen - Vom unbeliebten Stiefkind zur Partymeile für Drogenkonsumenten. Der
Platz der Deutschen Einheit hinter dem Rathaus entwickelt sich
anscheinend zur Problemzone. Anwohner berichten von kiffenden
Jugendlichen, Drogendeals und Fixern.

„Das sicherste Versteck ist die Öffentlichkeit“, titelte einmal
Hans Bernhard Schiff. Ob die Jugendlichen auf dem Platz der Deutschen
Einheit jemals das Werk des Autors und Realschullehrers gelesen haben,
darf bezweifelt werden, aber seinen Leitspruch haben sie trotzdem
verinnerlicht. „Die sitzen da fast jeden Tag, rauchen Joints und
verkaufen Drogen“, ärgert sich Christa König.

Gemeinsam mit Melanie Ohrem kümmert sie sich in der Großtagespflege
„Frechener Miniraupen“ aktuell um neun Kinder im Alter von 0 bis 3
Jahren. Die zentrale Lage, zwischen Dr.-Tusch-Straße und Frechener
Rathaus, schätzen sie und auch viele Eltern.

Lange Zeit war es auf dem Platz vor ihrer Einrichtung ruhig, doch
damit ist es – zumindest vorerst - vorbei. Jetzt hat eine wachsende
Gruppe Jugendlicher den Platz für sich entdeckt. „Seit etwas mehr
als einem Jahr geht das schon so“, sagt die Tagesmutter. Bei
geöffneten Fenstern würden sie den signifikanten Cannabisgeruch auch
in der Einrichtung wahrnehmen. Christa König: „Ich geh dann raus
und sag‘ denen, sie sollen damit aufhören. Aber die grinsen nur und
nehmen mich nicht mehr ernst.“

Andere Erfahrungen hat Uli Lussem vom benachbarten
Flüchtlingsnetzwerk gemacht. „Das sind junge Leute, die nicht
wissen wohin. Die machen ne Menge Dreck, das stimmt. Aber den machen
sie meist auch weg, wenn man sie darauf anspricht. Von Drogen habe ich
da noch nix mitbekommen“, sagt Lussem. 

Mit Handyvideos und Fotos wollen die Tagesmütter das Gegenteil
beweisen. Zu sehen ist unter anderem ein etwas untersetzter junger
Mann mit kurzen dunklen Haaren, blauer Trainingshose und auffällig
gelber Steppweste, der einen Joint – oder eine sehr lange Zigarette
– dreht. Umringt wird er von einer Schar Jugendlicher.

Laut Aussagen der beiden Tagesmütter sitzen manchmal bis zu zehn
Personen im geschätzten Alter von 15 bis 30 Jahren auf der gemauerten
Baumumrandung zwischen Sozialwarenhaus und Caritas. Manchmal aber auf
der Parkbank in der Nähe der Wendeltreppe zur Tiefgarage oder sogar
an beiden Standorten. „Dann werden sich auch mal Preise zugerufen.
Gedealt wird meist im Treppenabgang und im Durchgang zur
Dr.-Tusch-Straße“, sagt Melanie Ohrem.

Von gebrauchtem Fixerbesteck, Erbrochenem, Fäkalien, Fixern, Kiffern
und Alkoholikern weiß auch Marc Wolf vom Gebäudedienstleiter
Immobilien Service Deutschland zu berichten. Das Unternehmen betreut
anliegende Gebäude.

Wolf: „Das ist eine echte Zumutung. Da muss endlich mal was
passieren!“ Stadtverwaltung und Politik müsse das Problem doch
bekannt sein, schließlich passiere es direkt vor ihrer Nase.

„Die Problematik ist uns aus der Nachbarschaft gemeldet worden“,
erklärt Stadtsprecher Thorsten Friedmann. Man nehme die Hinweise
ernst und stehe im engen Kontakt mit der örtlichen
Polizeidienststelle.

Die Polizei bestätigt, dass im Umfeld Drogenutensilien gefunden
wurden. „Im ersten Halbjahr 2018 ereigneten sich dort insgesamt
sieben Straftaten, eine davon hatte einen Drogenbezug“, meldet
Polizeihauptkommissarin Bianca Bungart-Holtkamp auf Anfrage der
SonntagsPost. Die Polizei sei sensibilisiert und zeige mit
Polizeistreifen Präsenz vor Ort. „Wenn sie Straftaten oder
Ordnungswidrigkeiten feststellen, dann rufen sie uns über den Notruf
110“, appelliert die Polizistin an die Anwohner.

- Lars Kindermann

Etwas mehr Leben auf dem Platz der Deutschen Einheit haben sich viele Frechener gewünscht. Doch jetzt haben Jugendliche die verwaiste Fläche für sich entdeckt und das kommt nicht bei allen Anwohnern gut an. | Foto: Lars Kindermann
Christa König (li.) und Melanie Ohrem haben - buchstäblich „die Nase voll“. Kiffende Jugendliche vor ihrer Kindertagespflege sorgen bei ungünstigen Windverhältnissen für Grasgeruch in der Einrichtung. Somit müssen die Fenster dann geschlossen bleiben. | Foto: Lars Kindermann
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